Ein Mittel gegen Fernweh
Wir gehen auf eine virtuelle Reise

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Liebe Leserinnen, liebe Leser,

nicht gerade überraschend, doch nicht minder schockierend, hat uns die zweite COVID-19-Welle erreicht und flutet das ganze Land mit Corona-Infizierten. Hoffen wir aber mal, im Sinne einer solidarischen Gemeinschaft, dass alle Maßnahmen - und seien Sie auch noch so schwierig für jeden Einzelnen - dazu beitragen, das Virusgeschehen einzudämmen.

Aber mal so unter uns … geht es Ihnen auch so? Sie würden schon gerne verreisen, neue Länder, Kulturen, Menschen kennenlernen? Nun, das wird wohl erst einmal nichts mehr werden. Das Fernweh bleibt unbefriedigt und muss auf bessere Zeiten warten. Oder gibt es vielleicht doch Abhilfe?

Bilder und Geschichten

Zumindest ein kleines "Gegenmittel" kann ich Ihnen anbieten. Ich würde Sie gerne mitnehmen auf eine virtuelle Reise, zeige Ihnen Bildimpressionen und erzähle Ihnen etwas von Land und Leuten in mehr oder weniger fernen Destinationen. Die Geschichten sind keine Fiktion, das Erlebte - manchmal heiter, manchmal ernst - Momente, die in Erinnerung blieben.

So denn, kommen Sie mit auf eine echte "Lese-Reise" und vergessen Sie für einen Augenblick den Alltag.
Sie sind herzlichst dazu eingeladen.
Ihr Gernot Haida

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Lissabon, die Schöne

Wir erreichen die Stadt an einem klaren Herbstmorgen. Über den Atlantik und dann durch die Mündung des Tejo legen wir pünktlich zum Sonnenaufgang an der Pier der portugiesischen Hauptstadt an und bestaunen die Häuserfassaden der Kapitale.
Es scheint so, als wären alle Gebäude dem Wasser hin zugewandt, fast entsteht durch die Hanglage der Stadt der Eindruck eines Amphitheaters, mit dem Fluss als Bühne. Der Himmel glüht orange, hier und da unterbrochen durch Kondensstreifen am Himmel, die fast dunkelrot hervorstechen.

Mit den ersten Sonnenstrahlen löst sich das Farbenspiel am Himmel auf – jetzt erwacht Lissabon und jetzt verstehen wir auch, warum man von der Stadt des Lichts spricht. Die Häuserfassaden aus hellem Stein, manche auch mit dezenten erd-, orange- und gelbfarbenen Tönen getüncht, bekommen ein faszinierendes Eigenleben. Sekunde um Sekunde wechselt das Licht auf den Mauerflächen, die Häuser beginnen in ihrer bunten, aber unaufdringlichen Vielfalt zu atmen, geradezu lebendig zu werden. Lissabon, auf Portugiesisch „Lisboa“, übersetzt man mit boa = schön und lis = Licht. Also: Schönes Licht. Dem ist nichts hinzuzufügen.

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Strahlende Mosaiksteine

Lissabon lebt vom Altstadtflair, den entspannten Menschen, den kleinen verwinkelten Gassen in den dicht bebauten Hanglagen, den vielen kleinen Cafés und Kneipen, einer gelungenen Mischung aus modernen Elementen und dem Klassizismus vergangener, wohlhabenderer Tage.

Vom Praca de Commercio, gehandelt als einer der schönsten Plätze Europas (völlig zu Recht), führt eine ausladende Fußgängerzone mitten ins Herz der Altstadt. Die für den Straßenverkehr gesperrten breiten Wege sind gepflastert mit kleinen, weißen, unregelmäßigen Mosaiksteinen, kaum größer als fünf mal fünf Zentimeter. Ab und an unterbrochen durch dunkelgraue und schwarze Einlagen in Form von Spiralen, Ornamentschnecken u.ä., scheinen diese Straßen von innen heraus zu leuchten. Die Reflexion des Sonnenlichts durch die hellen, von tausenden Füßen blankgewetzten Steine ist wohl ein Grund für das unglaubliche Strahlen der Stadt.

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Trinkbare Vitamine

Für wirklich kleines Geld genießt man in einer Bar einen Kaffee, genauer gesagt einen starken Espresso (zwei Tässchen für € 1,20) und erreicht nach nicht allzu langem Fußweg eine echte Institution der Stadt, die winzige Stehkneipe „A Ginjinha“, die tatsächlich nur ein Getränk anbietet, den gleichnamigen Kirschlikör „Ginjinha“. Bereits zur frühen Stunde treffen sich hier die Einheimischen, lassen sich ein Gläschen dieses Muntermachers einschenken und führen so manches, launige Gespräch.

Also, was für die Lissabonner gut ist, kann ja für Pfälzer nicht schlecht sein. So denn, ran an den Tresen und die Bestellung aufgegeben. „Zwei Glas Feuerwasser bitte!" Flott stehen ein bisschen zu groß geratene Schnapsgläser vor uns und werden umgehend und schwungvoll mit dem Inhalt der Flasche, dem roten Kirschlikör, gefüllt - randvoll versteht sich. Nun schüttelt der Wirt auch noch die eingelegten - und in großer Menge in der Flasche befindlichen - Sauerkirschen Richtung Flaschenhals, um das Obst geschickt in die bereits gefüllten Schnapsgläser fallen zu lassen. „Flupp-flupp-flupp“ plumpsen die Kirschen in die Stamper, welche selbstverständlich überlaufen und so den Schanktisch, die Gläser und die Finger ordentlich verkleben.

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Alkoholische Überraschung

Der erste, zaghafte Schluck läuft süß und kräftig alkoholisch die Kehle runter. Zuerst schnappt man nach Luft, dann schnappt man sich den zweiten Schluck und nach einem weiteren Zug kullern drei kleine, kecke Kirschen alleine am Glasboden. Diese schüttet sich der geübte Trinker in den Mund und lutscht das saure Fruchtfleisch vom Kern ab. So denn …

Die erste Kirsche wird geschluckt: "Oh, schön sauer und lecker."
Die zweite Kirsche wird geschluckt: "Oh, schön lauer und secker."
Die dritte Kirsche wird geschluckt: "Oh, schlön leller und laller."

Tja, man hätte es wissen müssen: Der Alkohol hat sich in den Früchten eingenistet und verfehlt seine Wirkung nicht. Kein Wunder, es ist ja auch erst 09:00 Uhr am Morgen. Ok, das machen wir das nächste Mal anders, aber jetzt trinken wir erst noch mal ein Gläschen Ginjinha. Hihihi!

Fortsetzung folgt …

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Autor:

Gernot Haida aus Rheinauen

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