VG Nordpfälzer Land und Musikkreis Donnersberg
Das „kunst mobil“ rollt weiter durchs Ahrtal
Nordpfälzer Land/Sinzig. Aufatmen bei Stefanie Manhillen, Leiterin der Kunstschule Sinzig, und Petra Klein, Leitern des Hauses der offenen Tür (HoT) in der Barbarossastadt. Das gemeinsame und im vergangenen Jahr gestartete Projekt „kunst mobil“ für das Ahrtal kann fortgeführt werden. Die Finanzierung ist gesichert.
Mit den gesammelten Spenden in Höhe von 23 000 Euro wird das Angebot an alle Ahrtaler unterstützt, die traumatischen Erlebnisse der Naturkatastrophe mithilfe von Musik, Tanz und bildnerischer Kunst zu verarbeiten. Der Vorsitzende des Musikkreises Donnersberg und Bürgermeister der VG Nordpfälzer Land, Michael Cullmann, und die Leiterin des Wiederaufbaustabes der Landesregierung, Staatssekretärin Nicole Steingaß, überreichten jetzt im HoT den Spendenscheck und informierten sich über das Kunstprojekt für alle Altersgruppen und weitere Aktivitäten von Manhillen und Klein im Rahmen des Wiederaufbaus an der Ahr.
Für Bürgermeister Michael Cullmann sind die Projekte der Kunstschule und des Jugendhauses Schritte zurück in die Normalität: „Die Menschen brauchen nicht nur Brot zum Essen, ein Dach über dem Kopf und Straßen, um mobil zu bleiben. Sie brauchen auch Kunst und Kultur, um zurück ins Leben zu finden. Das ist Balsam für die Seele.“ Deshalb freue er sich, gerade dieses Projekt unterstützen zu können. Und schließlich hätten mehrheitlich ja auch Kunstschaffende aus dem Donnersbergkreis mit Benefizkonzerten dazu beigetragen, diesen stattlichen Spendenbetrag übergeben zu können. „Die Konzerte waren kostenlos, aber die Menschen haben kräftig in die rumgereichten Spendenhüte eingeworfen. Und da waren auch zahlreiche 50- und 100-Euro-Scheine dabei.“ Dankbar für die Spendenbereitschaft der Nordpfälzer war auch Staatssekretärin Nicole Steingaß. „Das ist ein beeindruckender Beweis dafür, dass die Menschen im Ahrtal auch fast ein Jahr nach der Katastrophe nicht vergessen werden.“
Gleich nach der Flut im Juli haben Stefanie Manhillen und Petra Klein ihr gemeinsames Projekt gestartet. Manhillens Kunstschule lieferte das Programm, Kleins HoT die Infrastruktur. Zunächst machten sie in Sinzig und Bad Bodendorf Menschen künstlerische Angebote, um den Kopf frei von der Flut zu bekommen oder sich nach vorne gerichtet damit zu beschäftigen. Schnell wurde klar, dass ein solches Angebot überall im Tal hilfreich wäre, das Geschehene zu verarbeiten und „auf andere Gedanken“ zu kommen. Das „kunst mobil“, ein Anhänger in dem Materialien für die jeweilige Veranstaltung transportiert werden können, war geboren. Vor Weihnachten war man beim „rollenden Advent“ dabei, an Ostern war es die „Hasen-Zauber(ei)“. „Wir haben immer professionelle Künstler aus den verschiedenen Sparten, zum Beispiel Musik, Tanz und bildende Kunst dabei, die eine Veranstaltung anbieten. An manchen Nachmittagen können die Teilnehmer auch selbst zum Pinsel greifen, Instrumente spielen oder mittanzen“, erklärt Stefanie Manhillen. Sie hat in Berlin Kunst studiert und arbeitet schon seit Jahren mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen an Schulen, Museen und verschiedenen Institutionen zusammen.
Bis zum 30. Mai war das Projekt „kunst mobil“ dank Unterstützung der Kulturstiftung Rheinland-Pfalz finanziert. Jetzt kann es dank der Hilfe aus der Nordpfalz auch darüber hinaus weiterbetrieben werden. Und Stefanie Manhillen und Petra Klein haben weitere Pläne dank der Förderung aus dem Nordpfälzer Land. „Gegen-Stand“ heißt das Projekt, das an der Ahrmündung etabliert werden soll. Dort können Menschen über Gegenstände sprechen, mit denen sie eine besondere Geschichte verbindet, die ihnen wichtig sind oder die in der Flut eine Rolle spielten, während sie von ihrem Handy gefilmt werden. Aus den vielen Einzelvideos entsteht dann später ein Film. Und dann gibt es im Herbst einen vom HoT initiierten Austausch mit Jugendlichen aus Luxemburg und Belgien, wo „kunst mobil“ und Kunstschule wieder eine wichtige Rolle spielen werden. Warum aus Luxemburg und Belgien? „Weil auch dort die Starkregen im Sommer 2021 für Zerstörung gesorgt haben. Wir im Ahrtal sind ja schließlich nicht die einzigen, die von der Naturkatastrophe getroffen wurden“, erinnert Petra Klein. ps
Autor:Claudia Bardon aus Wochenblatt Kirchheimbolanden |
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