Egon Busch: Fliegen wie die Hexen - Dunkle Geschichten aus der Pfalz
Rockenhausen. "Fliegen wie die Hexen - Dunkle Geschichten aus der Pfalz", so lautet der Titel des neuen Buches von Egon Busch, Rockenhausen, das im GENDI-Verlag erschienen ist und überall im Buchhandel zu erhalten ist.
Die Pfalz ist voll von dunklen, schaurigen Geschichten, verursacht durch entsprechende Ereignisse in ihrer Vergangenheit. An manche erinnern heute noch Gewannen- beziehungsweise Flurnamen wie etwa „Mordkammer“ oder „Galgenberg,“ andere verweisen auf kriegerische Auseinandersetzungen, wie sie in diesem Grenzland nicht selten waren. Burgruinen und Steinkreuze sind Überreste aus diesen längst vergangenen Zeiten. Der 30-jährige Krieg hat das Land ausbluten lassen, im Pfälzischen Erbfolgekrieg brannten die Franzosen Städte, Dörfer und Burgen nieder und auch im 1. und im 2. Weltkrieg wurde die Region von Bombardements und Besatzungen nicht verschont. Bedingt durch diese Ereignisse haben etwa in der „Franzosenzeit“ (1794 bis 1814) Räuberbanden hier ihr Unwesen getrieben und ihre Mitglieder wurden erbarmungslos bestraft, sobald man sie gefasst hatte. Die „Schnapphähne“ haben sich im Pfälzischen Erbfolgekrieg gegen die französische Besatzung mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln und Möglichkeiten zur Wehr gesetzt. Dabei wurden auch Landsleute nicht verschont, wenn sie mit den Feinden fraternisierten. Selbst eine so berühmte Persönlichkeit wie Liselotte von der Pfalz hat sich in ihren Briefen zu diesem Krieg geäußert.
Doch auch schon in der Ritter- und der sogenannten Zopfzeit ging man nicht immer freundschaftlich mit den Nachbarn um, wie man in den Kapiteln "Bei Nacht und Nebel in die fremde Burg" oder "Überfall im Morgengrauen" lesen kann. Von Mord und Totschlag, von Plünderungen und Überfällen berichten uns die alten Chroniken und Kirchenbücher ebenso wie von den Hammerschmieden und den Bergleuten, den Rentmeistern und Vögten, von Hexen und Irrlichtern, die es früher in dieser Region einmal gab beziehungsweise gegeben haben soll und die alle verschwunden sind.
Dass die so oft beschworene „Gute, alte Zeit“ für viele Menschen damals alles andere als eine gute war, zeigen Geschichten wie „Geschlagen und gefoltert,“ „Appolonia, die Hexe vom Münstertal“ oder „Im unterirdischen Gang.“ Die einfache Bevölkerung auf dem Land konnte sich nur mit dem Nachtwächer, dem "Gassenspieß" oder mit Bannzäunen beziehungsweise mit Wachposten auf bestimmten Erhebungen in Dorfnähe gegen unangenehme Überraschungen wehren.
Wie die Menschen den Krankheiten und Seuchen früher weitgehend hilflos gegenüber standen, erzählen die Geschichten „Anordnungen zur Bekämpfung der Pest“ und „Krankheiten in früheren Zeiten.“ Gerade auf dem Land konnte man damals bei Krankheiten kaum Hilfe finden und musste seine Zuflucht zu alten "Rezepten" nehmen, was das Kapitel vom "Brauchen" beweist.
Dass die Obrigkeit mit allen Mitteln versuchte, ihre Ideen und Vorstellungen durchzusetzen, kann man in den Kapiteln „Gegen das Auswandern“, „Betteln nur mit Attest“ und „Strenge Strafen in der guten , alten Zeit" lesen. Hungersnöte zwangen die Menschen zu verschiedenen Zeiten, sich auf recht unterschiedliche Art und Weise Nahrung zu beschaffen und strenge Strafen sollten abschreckend wirken, was wohl nicht immer der Fall war. Gegen den Aussatz und die Pest wusste man sich nicht anders zu helfen, als die davon betroffenen Menschen zu isolieren und den Umgang mit ihnen zu vermeiden. Auch in der heutigen Zeit versucht man ja, auf diese Art und Weise die Corona- Epidemie zu bekämpfen. Zum Glück stehen heutzutage noch andere Möglichkeiten zur Verfügung.
Dass in Zeiten, in denen die Naturwissenschaften noch in den Kinderschuhen steckten, der Aberglaube blühte, beweisen Geschichten wie "Das Gespenst" oder "Geister an der alten Römerstraße." und "Irrlichter." Wer aber nun glaubt, dass in der so aufgeklärten und fortschrittlichen Zeit in der Pfalz alles "Friede, Freude Eierkuchen" ist und überall nur Liebe und Eintracht herrschen, Verbrechen und Untaten nicht mehr vorkommen, den belehren Geschichten wie "Der schwarze Wurm," "Studenten in den Schweinestall " oder "Misstrauen" eines Besseren.
Wo kann man solche dunklen Geschichten heute noch finden und nachlesen und wo hat sie der Autor entdeckt? Da wären zuerst einmal die Kirchenbücher und die Gerichtsbücher zu nennen, aber auch Hausbücher, Jahrbücher, Schultagebücher und Kalender sind oft ergiebige Quellen, ebenso alte Gemeinde-und Kirchenakten, Chroniken, Zeitungen und regionalgeschichtliche Aufzeichnungen. Leider sind die oft von Hand geschrieben und auch in der alten deutschen Schrift, die man erst mühsam entziffern muss und die heutzutage an keiner Schule mehr gelehrt wird.red
Autor:Karin Hoffmann aus Ludwigshafen |
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