Donnersberger Integrationsinitiative e.V.
Vom Krieg zur neuen Heimat: Mohammad Manala Rashid und sein Weg der Integration
Rockenhausen, 06.11.2024 – Mohammad Manala Rashid kam vor zehn Jahren aus Aleppo nach Deutschland. Mit nur zwölf Jahren erlebte er das Ende seiner Kindheit und den Beginn eines Lebens in einem fremden Land. Getrennt von seinem Vater kam er mit Mutter und Geschwistern in Rockenhausen an. Heute erzählt der 22-Jährige, wie ihn diese Zeit geprägt hat, welche Herausforderungen er meisterte und was ihn weiterhin antreibt.
In Syrien war die Situation für seine Familie untragbar geworden. Der anhaltende Bürgerkrieg und der unbarmherzige Druck der Militärpflicht machten eine Zukunft vor Ort unmöglich. „Es ging ums Überleben“, erzählt Mohammad. Die erste Zeit in Deutschland war eine Mischung aus Erleichterung und neuen Hürden. „Die Menschen hier waren so freundlich und hilfsbereit, das hätte ich nie erwartet.“ Doch sprachliche und kulturelle Barrieren blieben eine Herausforderung, die Mohammad mit der Unterstützung engagierter Nachbarn und des Bürgermeisters von Gehrweiler nach und nach überwand.
Seine berufliche Laufbahn begann mit einer schulischen Ausbildung zum Schreiner. Nach dieser zweijährigen Ausbildung arbeitete Mohammad für sechs Jahre in einem Solarunternehmen in Rockenhausen, wo er Solaranlagen montierte. Die Arbeit war für ihn eine große Bereicherung – nicht nur finanziell, sondern auch durch die herzlichen Kolleginnen und Kollegen, die ihm in der fremden Umgebung Halt gaben. Sein wachsendes Selbstvertrauen und der Wunsch nach Eigenständigkeit führten ihn schließlich zur Gründung eines eigenen Gewerbes. Doch steuerliche Herausforderungen und die fehlende Beratung zwangen ihn vorerst zur Aufgabe dieses Traums. „Jetzt habe ich endlich einen Steuerberater, und im Frühling möchte ich es noch einmal versuchen.“
Die finanzielle Unabhängigkeit und sein Stolz darauf, seit Jahren keine Unterstützung vom Jobcenter zu benötigen, haben für Mohammad eine große Bedeutung. Mit Disziplin und Engagement spart er für seine Zukunft und möchte bald ein Mehrfamilienhaus renovieren und vermieten.
Trotz seines Erfolgsgefühls erlebte Mohammad auch Momente der Benachteiligung. „Manchmal habe ich mich schon anders behandelt gefühlt als meine deutschen Altersgenossen“, gibt er zu, aber sein starkes Selbstbewusstsein habe ihm geholfen, diesen Herausforderungen standzuhalten. Zu seinen Freunden gehören heute sowohl Deutsche als auch andere Migranten, die ihn im Alltag begleiten und inspirieren.
Mohammads Freizeitgestaltung ist vielfältig: Mit einem Motorradführerschein und gleich zwei Motorrädern – einem sportlichen Supersportler und einem gemütlichen Chopper – genießt er die Freiheit der Landstraßen. Auch hat er sich ein Grundstück in Falkenstein gekauft, auf dem er Obstbäume pflanzt. Ein harter Rückschlag für ihn war jedoch der versteckte Müll, den er auf dem Grundstück entdeckte. Ganze 14 Tonnen Sondermüll musste er entsorgen lassen, was ihm hohe Kosten aufbürdete. Doch Mohammad bleibt zuversichtlich, dass sich diese Investition langfristig lohnt.
Die deutsche Staatsbürgerschaft steht zwar auf seiner Wunschliste, doch die bürokratischen Hürden und der langwierige Prozess halten ihn noch davon ab. „Ich brauche eine Geburtsurkunde aus Syrien, aber die Situation dort macht das unmöglich.“ Mit einem unbefristeten Aufenthaltstitel fühlt er sich jedoch gut abgesichert. „Ich habe die gleichen Rechte – bis auf das Wahlrecht, aber das ist für mich im Moment nicht entscheidend.“
Der Kontakt zu seiner syrischen Familie ist minimal. Bis auf seine Großeltern hat er keine Verbindungen mehr in die Heimat. Der Gedanke an einen Besuch bleibt für ihn ein ferner Traum – zu groß ist die Gefahr in einem zerrütteten Land, in dem jede Seite ihre Feinde hat und Mohammad unter verschiedenen Parteien zu leiden hätte. „Der Krieg hat das Land zerrissen und die Menschen in Misstrauen zurückgelassen.“
Für die Zukunft sieht Mohammad vor allem zwei Ziele: die Wiedereröffnung seines eigenen Unternehmens und die Renovierung des Hauses. Seine Geschichte zeigt, wie Integration gelingen kann, wenn Mut und Unterstützung Hand in Hand gehen – und wie ein junger Mann aus Aleppo in Rockenhausen eine neue Heimat gefunden hat.
Donnersberger Integrationsinitiative e.V.
Vorständin Erika Steinert
erika.steinert@gmail.com
Autor:Mirco Faller aus Rockenhausen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.