Aufklärung und Sensibilisierung
Vortrag zu weiblicher Genitalverstümmelung
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Rockenhausen, 10. Februar 2025 – Am 6. Februar 2025 fand in der Bücherhütte Rockenhausen ein aufrüttelnder Vortrag über weibliche Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, FGM) statt. Referent Ruprecht Beuter informierte über die gravierenden Menschenrechtsverletzungen, die Millionen Mädchen und Frauen weltweit betreffen.
Die Veranstaltung wurde anlässlich des Internationalen Tages gegen weibliche Genitalverstümmelung organisiert und fand breite Unterstützung. Vertreter*innen der Donnersberger Integrationsinitiative e. V., der Stadtbücherei, des Museums für Kunst, der protestantischen Kirche sowie des Deutschen Roten Kreuzes nahmen daran teil. Ziel war es, für die Thematik zu sensibilisieren, Aufklärungsarbeit zu leisten und zum Handeln gegen diese schwere Form der Gewalt aufzurufen.
Eine weltweite Menschenrechtsverletzung
Weibliche Genitalverstümmelung betrifft weltweit mehr als 200 Millionen Frauen und Mädchen. Jedes Jahr sind weitere drei Millionen Mädchen in Gefahr, einer solchen Prozedur unterzogen zu werden. Auch in Deutschland ist das Thema aktuell: Rund 60.000 Betroffene leben hier, während etwa 15.000 Mädchen als gefährdet gelten.
Die Gründe für FGM sind vielschichtig. Sie reichen von traditionellen und religiösen Überzeugungen über ästhetische und hygienische Argumente bis hin zu ökonomischen Zwängen. Auch die Kontrolle weiblicher Sexualität spielt eine tragende Rolle. Beuter betonte, dass die Praktik nicht durch religiöse Schriften legitimiert wird, sondern auf patriarchalen Strukturen und alten Bräuchen beruht.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert vier Hauptformen der weiblichen Genitalverstümmelung, die von der Entfernung der Klitoris bis zur nahezu vollständigen Verschließung der Vagina reichen. Alle diese Eingriffe führen zu gravierenden gesundheitlichen und psychischen Folgen, die ein Leben lang anhalten können.
Kampf gegen Genitalverstümmelung: Gesetze und Aufklärung
Deutschland setzt sich aktiv gegen weibliche Genitalverstümmelung ein. Die Bundesregierung informiert mit einem Schutzbrief über die Strafbarkeit des Eingriffs, selbst wenn er im Ausland vorgenommen wird. Wer eine Genitalverstümmelung durchführen lässt, muss mit bis zu 15 Jahren Haft rechnen und riskiert zudem den Verlust des Aufenthaltstitels. Neben der juristischen Verfolgung ist Aufklärung essenziell. Durch den Schutzbrief sollen betroffene Familien ermutigt werden, sich dem gesellschaftlichen und familiären Druck in ihren Herkunftsländern zu widersetzen.
Gewalt gegen Frauen als gesellschaftliches Problem
Der Vortrag stellte weibliche Genitalverstümmelung in einen breiteren Kontext geschlechtsspezifischer Gewalt. Themen wie häusliche Gewalt, Zwangsheirat, Frauenhandel und Diskriminierung in der Arbeitswelt wurden ebenfalls angesprochen. Historische und aktuelle frauenfeindliche Bräuche – sowohl international als auch in Deutschland – wurden kritisch beleuchtet.
Erika Steinert ergänzte den Vortrag um Informationen zum Landesprojekt FGM_C in Trägerschaft der Caritas. Dieses setzt sich für die Unterstützung betroffener Frauen, die Schulung von Fachkräften und nachhaltige Vernetzung ein. Sie regte an, Expertinnen wie die Aktivistin Fadumo Korn oder die Projektleiterin Nurhayat Canpolat für eine weitere Veranstaltung nach Rockenhausen einzuladen.
Engagement für Frauenrechte: Terre des Femmes
Ein weiteres Thema des Abends war die Arbeit der Organisation Terre des Femmes – Menschenrechte für die Frau e. V. Der Verein engagiert sich weltweit für ein selbstbestimmtes Leben von Frauen und Mädchen. Mit Aktionen zur Öffentlichkeitsarbeit wie dem Büchertisch-Projekt in Rockenhausen wird die Problematik von geschlechtsspezifischer Gewalt sichtbar gemacht.
Terre des Femmes fordert ein Leben frei von Rollenzwängen, Diskriminierung und Gewalt. Die Organisation orientiert sich an internationalen Menschenrechtsabkommen wie der Istanbul-Konvention zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen.
Ein starkes Zeichen setzen
Die Veranstaltung in Rockenhausen verdeutlichte, dass weibliche Genitalverstümmelung und geschlechtsspezifische Gewalt keine Randthemen sind. Sie betreffen auch Deutschland und erfordern entschlossenes Handeln von Politik, Gesellschaft und jeder*m Einzelnen.
Durch Aufklärung, Vernetzung und rechtliche Konsequenzen kann ein wirksamer Beitrag zur Bekämpfung dieser Gewalt geleistet werden. Rockenhausen hat mit dieser Veranstaltung ein starkes Zeichen gesetzt: Gegen FGM, für Frauenrechte und für eine Gesellschaft ohne geschlechtsspezifische Gewalt.
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Weibliche Genitalverstümmelung beenden. In Deutschland und weltweit. Weil jede Frau ein Recht auf Unversehrtheit hat.
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TERRE DES FEMMES
Stichwort: FGM
www.frauenrechte.de
Autor:Mirco Faller aus Rockenhausen |
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