TKKG Folge 005 (Vergleichsanalyse)
Das Phantom auf dem Feuerstuhl
Passend zur Halloween-Zeit geht es heute um ein Phantom.
Zusammenfassung
1.1 Die Handlung des Hörspiels
1.2 Abweichungen im Vergleich zum Buch
1.3 Abweichungen im Vergleich zur Trickserie
2 Analyse
2.1 Sprache
2.2 Claudia Herfurth = TKKGs zweiter moralischer Konflikt
2.3 Franz Ströter = Ausgestoßener der Gesellschaft
2.4 Iwan der Schreckliche / Dieter Betz = Erziehung anno dazumal
2.5 TKKG = Die Beziehung zwischen den Hauptfiguren Buch 1-5
3 Fazit: Welche Fassung gewinnt?
1.1 Die Handlung des Hörspiels
Tarzan ist nach einem Volleyballspiel im Auto von Dr. Bienert auf dem Weg zurück ins Internat. Plötzlich wirft ein Motorradfahrer von einer Brücke einen Stein auf das Auto und trifft die Windschutzscheibe. Der Wagen verunglückt, Tarzan kommt mit einer Schramme davon, doch der Doktor hat eine Gehirnerschütterung. Tarzan will einen vorbeifahrenden Wagen anhalten, doch der fährt einfach weiter. Dann hält ein Kastenwagen und ein Holzschnitzer namens Ströter steigt aus. Er ist etwas langsam, doch schenkt er dem Jungen einen Esel und fährt dann los, um den Arzt zu schicken. Dr. Bienert kommt wieder zu sich und redet mit Tarzan. Dann kommt die Polizei und der Junge erfährt von dem Phantom auf dem Feuerstuhl. Er schwört, es zur Strecke zu bringen.
Verstimmt kommt der TKKG-Anführer ins Internat zurück, um sich dann darüber zu amüsieren, dass jemand Klößchens Karton mit Schokolade geklaut und mit einem Zettel auf dem Klo ausgestellt hat, weshalb sein Vorrat beträchtlich geschrumpft ist.
Am Tag darauf untersucht TKKG die Brücke, von der das Phantom den Stein warf. Sie entdecken den Wagen von gestern, der an Tarzan und Bienert vorbeigefahren ist. Der Fahrer schlägt sich in die Büsche, Tarzan folgt ihm, findet aber nicht viel über ihn heraus. Die Ehre gebührt Klößchen, der sich die Unterlagen im unbewachten Auto angesehen hat: Der Name des Fahrers ist Paul Herfurth und von Beruf ist er Spirituosenvertreter.
TKKG sucht Ströter auf, aber fühlen sich bei ihm nicht wohl. Er hat seltsame Masken an den Wänden, bietet den Kindern Bier an, welches sie ablehnen, und gehen schließlich, als jemand einen Stein durch Ströters Fenster wirft und er sich beschwert, dass niemand im Dorf auf seiner Seite stünde und alle gegen ihn seien.
Während TKKG etwas verzehrt, sehen sie einen schönen Hof und lernen Anneliese Weindl kennen. Gaby und Anne verstehen sich prächtig und die Pfote bietet ihr sogar an, Anne einmal einen von Oskars Welpen zu schenken.
Am nächsten Tag im Internat hat Gaby eine schreckliche Nachricht: Der Hof von Weindl ist abgefackelt worden und ihr Vater untersuche den Fall. Unterdessen hat Karl einen Zeitungsartikel gefunden: Herfurth hat ein Damenrad zu verkaufen. Willi begreift nicht, was daran gut sein soll, doch für Tarzan ist es klar: Damit können sie unauffällig bei Herfurth aufkreuzen und herausfinden, ob er das Phantom ist. Gesagt, getan, und so treffen sie auf Herfurths Hof die Tochter des Verdächtigen: Claudia. Sie ist Rollstuhlfahrerin und hat sich noch nicht daran gewöhnt. Querschnittsgelähmt wurde sie durch einen Autounfall und der Fahrer kam davon, weil er zwar alkoholisiert war, aber nicht über der erlaubten Promillegrenze. Tarzan glaubt, ein Motiv gefunden zu haben und verdächtigt Herfurth, das Phantom zu sein.
TKKG hat einen Konflikt, weil ihnen Claudia Leid tut. Sie entschließen sich, mit Herfurth zu reden und ihn dazu zu bringen, mit seiner Phantomtätigkeit aufzuhören. Sie bestellen ihn zur Eisbar. Herfurth ist zuerst entsetzt und anschließend amüsiert, weil TKKG ihn für das Phantom hält. Tarzan hakt aber nach und kann erfahren, dass Herfurth einen Hasen gewildert hat und deshalb mit schlechtem Gewissen erschien. Herfurth stellt klar, dass er nicht das Phantom ist und TKKG muss weitersuchen. Trotzdem stimmt etwas mit ihm nicht.
Gaby ruft Tarzan später in der Besenkammer an und erzählt ihm, dass das Phantom zuschlug, während Herfurth mit TKKG im Eis-Café war.
TKKG fährt erneut zur Brücke, wo das Phantom den Stein auf Dr. Bienerts Wagen warf. Sie entdecken Reifenspuren und eine Öllache, dazu eine Biermarke, die Tarzan bekannt vorkommt. Sie hören ein Motorrad und folgen ihm, bis sie einen Mann entdecken, der in einen Kombi steigt und wegfährt. Klößchen geht davon aus, dass dies das Phantom sei.
Gaby findet etwas an der Stelle, wo sie Herfurth letztens beobachteten. Sie stellen fest, dass man von dieser Stelle aus den Weindl-Hof beoachten kann. Anneliese taucht auf und erzählt, dass man den Knecht Weindls verdächtigt, die Scheune in Brand gesteckt zu haben. Nun erfährt TKKG auch, dass ihr Vater Claudia Herfurth angefahren hat. Die Bande schlussfolgert, dass Herfurth der Brandstifter ist und diesmal zerbricht Gaby fast an diesem Konflikt: Sie möchte Anneliese schützen, doch ihrem Vater gegenüber kann sie nicht schweigen. Tarzan telefoniert mit Herfurth und dieser gesteht und stellt sich anschließend freiwillig.
Als Tarzan von den Glockners aus nach Hause unterwegs ist, sieht er, wie Ströter bei einer Auto-Werkstatt ein Motorrad auf seinen Wagen lädt und wegfährt. Tarzan verfolgt ihn und sieht Ströter schließlich im Keller mit sich selbst reden. Er schließt ihn ein, was Ströter mit Geschreie und Schlägen gegen die Tür beantwortet. Der TKKG-Anführer ruft Gaby an und erzählt von seinem Fang. Dabei erfährt er auch, dass der Mann, den sie beobachtet hatten, ein Polizist war. Das Pärchen ist amüsiert, weil sie sich ansonsten mächtig blamiert hätten.
1.2 Abweichungen im Vergleich zum Buch
Bevor die Kinder zur ‚Phantombrücke‘ wollen, wo das Phantom den Stein warf, wollen sie im Weiher etwas schwimmen. Karl hat dort sein Zelt abgelegt und die Bande hat ihre Schwimmsachen dort verstaut. Aber als sie ankommen, ist alles mit einem Messer zerstört worden und ein kleiner Drohbrief liegt bei: Sie sollen sich ja nicht noch einmal an den Weiher wagen.
Tarzan tut so, als wolle er Pflanzen für den Biounterricht sammeln, als Herfurth ihn anredet, was Karl zu einem Monolog über Bäume veranlasst. Karl ist auch derjenige, der Herfurths Namen und Adresse rausfindet.
Bei Ströter stellt sich heraus, dass dieser Oskar nicht mag und am Liebsten treten würde. Die Kinder gehen auch mit in seine Werkstatt. Dort hat er vor allem verkrüppelte Gestalten geschnitzt (‚Bucklige, Krumme, Einbeinige; laut Buch ein ‚Panoptikum der Häßlichkeit‘). Wir erfahren, wer die Fenster eingeworfen hat: Zwei Jugendliche. Diese schneiden ihm auch noch Sonnenblumen ab. Ströter bekommt den Drohbrief gezeigt und schließt, dass es Iwan der Schreckliche sein muss, worüber Karl auch einen kleinen Monolog hält, bis Ströter klarstellt, dass das nur der Spitzname des Jungen ist, der das Zelt zerstört hat: Dieter Betz, der Sohn des Metzgermeisters.
Die Kinder brauchen bei der Hitze eine Abkühlung, also entschließen sie sich, nackt baden zu gehen. Ihre Kleidung lassen sie am Ufer liegen, worauf die zwei Jugendlichen, die Ströter geschädigt haben, ihnen diese klauen. Doch Tarzan stürmt ihnen hinterher, verprügelt sie und bekommt bestätigt, dass Betz das Zelt zerstört hat. Nachdem TKKG sich wieder angezogen hat, werden die beiden Jugendlichen zum Metzer Betz geführt, der darauf seinen Sohn ruft. Nach einer ordentlichen Ohrfeige entschuldigt sich der Vater für die Unannehmlichkeiten, verspricht, die Kosten zu übernehmen und schenkt TKKG sogar eine Salami. Später radeln die Kinder durchs Dorf und Iwan/Dieter Betz taucht auf und schwört ihnen Rache.
Das Gespräch mit Claudia ist länger und sie ist von TKKG sogar so begeistert, dass sie ihnen am Liebsten das Rad schenken würde. Die Kinder lehnen ab. Tarzan möchte sie für das Volleyball-Spiel einladen, das am Wochenende stattfinden wird: Als Ehrengast.
Als TKKG Herfurth ins Eiscafé bestellt, will dieser am Schluss sogar die Zeche für die Kinder übernehmen, aber diese lehnen dankend ab.
Klößchen und Tarzan waren unerlaubt zu lange unterwegs, weshalb sie vom Erzieher vom Dienst, Assessor Braun, bereits erwartet werden, als sie ins Internat zurückkommen. Braun möchte sie dem Direktor melden, doch Tarzan erfindet eine Geschichte mit Fotos, die ein Schüler von Braun gemacht haben soll, als dieser stockbetrunken war und trotzdem noch Auto gefahren ist. Die Geschichte ist wahr, so soll ein Schüler ihn beobachtet haben, doch keine Fotos gemacht haben. Die Kinder kommen ungeschoren davon, doch Tarzan plagt das schlechte Gewissen und er gesteht Herrn Braun, dass die Fotos nicht existieren, doch dass er das behauptet habe, weil er sich in die Enge getrieben fühlte. Braun und er reden, Tarzan bekommt sogar eine Cola spendiert, Braun sieht ein, dass er nicht trinken sollte und die beiden gehen als Freunde auseinander.
Nach Gabys Telefonat entschuldigt Tarzan sich bei Herfurth für den Verdacht. Klößchen beschwert sich über die wenige Schokolade und stellt sich schon verhungert vor, was Tarzan damit kommentiert, dass er zu seiner Beerdigung kommen wird. Er reißt diesen Spruch:
„Er mochte bitter, Vollmilch, Nuss – mit 13 Jahren war schon Schluss.“
Der TKKG-Häuptling hilft Klößchen mit der Vorbereitung auf die Physik-Arbeit, die sie dann am nächsten Morgen schreiben.
Bevor sie den Motorradfahrer auf der Brücke finden, sehen die Kinder einen Wagen mit Schlachtvieh, was Gaby ein schlechtes Gewissen bereitet. Sie würde bei dem Anblick am Liebsten kein Fleisch mehr essen. Tarzan will das entschärfen, doch es ist nur ein geringer Trost. Tarzan verfolgt den Mann zu seinem Kombi, während Gaby das Motorrad findet. Sie wollen dem Fahrer auflauern, doch Karl muss schon absagen, weil er mit seinen Eltern abends weg muss.
Beim Gespräch mit Anneliese stellt sich heraus, dass diese eine ältere Schwester namens Edeltraut habe, die mit ihrem Vater im Wagen saß und bezeugte, dass Claudia Herfurth vor den Wagen sprang. Das gibt Tarzan später Anlass zum Grübeln, wie es wohl wirklich gewesen sein könnte. Die Kinder kehren ins Eiscafé ein, wo die beiden Jugendlichen vom Weiher sie beobachten. Als sie danach nach Hause radeln wollen, stellt sich ihnen eine ganze Gruppe Jugendlicher in den Weg. Dieter will nur gegen Tarzan kämpfen. Sie gehen auf eine Wiese und ihr könnt euch bestimmt denken, wie der Kampf endet. Iwan/Dieter wird ein paarmal zu Boden geworfen und während er am Boden liegt, gibt Tarzan auf. Die Gruppe ist beeindruckt und nachdem Tarzan Iwan aufhilft und ihm Respekt entgegenbringt, wird dieser freundlich. Er lädt sie zu einem Sonntag zum Grillen ein.
Tarzan begründet das gegenüber seinen Freunden damit, dass er Iwans Ehre wiederherstellen musste, weil er nicht wollte, dass dieser seinen Frust anschließend an Schwächeren auslässt. Anscheinende mit Erfolg.
Karl findet inzwischen raus, wem der Kombi gehört und Klößchen fällt wegen Krankheit aus, sodass abends nur Tarzan und Gaby dem Phantom auflauern können.
Das tun sie auch und kommen sich dabei näher. Als der Motorradfahrer Werner Lincke kommt und sein Kraftrad mitnimmt, verfolgen sie ihn auf ihren Rädern, doch Gaby stürzt und schürft sich das Knie auf. Nun bemerkt der Fahrer sie und mit ein paar Tricksereien können sie ihn dazu bewegen, sie in seinem Kombi mitzunehmen und zur Polizei zu fahren… und sich zu blamieren, weil Lincke ein Polizist ist.
Der Fokus liegt nun auf dem Volleyballspiel, welches im Internat stattfinden soll, mit Claudia als Ehrengast. Das Spiel wird von Tarzans Team gewonnen und sie werden Meister. Anschließend folgt ein Essen bei Herfurths und die Bande wird bei Glockners noch zum Abendessen eingeladen. Tarzan vergisst seinen Schlüssel bei Herfurths und radelt noch einmal los, wobei er Ströter bei einer Kfz-Werkstatt entdeckt.
Als Tarzan Ströter einschließt, verhält dieser sich tatsächlich ruhig. Er unternimmt nicht einmal einen Ausbruchsversuch und lässt sich ohne Widerstand festnehmen.
1.3 Abweichungen im Vergleich zur Trickserie
Weindl fährt mit seinem Wagen vor Dr. Bienert (der hier nur Bienert heißt) und Tim her. Der Stein gilt Weindl, doch trifft er den Wagen des Lehrers. Herfurth fährt auf der Brücke, auf der das Phantom stand, an Tim vorbei.
Im Krankenhaus erzählt Herr Glockner, dass oft gelangweilte Jugendliche Steine auf die Straße werfen, Klößchen freut sich über die ausfallenden Sportstunden, aber lässt Herrn Bienert eine Tafel Schokolade da.
Am nächsten Tag macht Karl Fotos von den Reifenspuren und sie sehen erneut Herfurth in seinem Wagen vorbeifahren. Karl findet Herfurths Namen und Adresse raus, Tim sieht Herfurth Weindls Hof beobachten und es kommt zwischen den beiden zu keinem Gespräch.
TKKG fährt zu den Weindls, die einen Hund haben, mit dem Oskar erst einmal kläfft. Anneliese spielt sowohl mit ihrem eigenen Hund als auch mit Oskar, bis die beiden Kläffer das Phantom wittern. Es brettert davon, doch hinterlässt Reifenspuren, die Karl fotografiert.
Szenenwechsel zu Claudia Herfurth, die von einem Mann namens David geholfen bekommt. Claudia ist eine Internatsschülerin aus der Oberstufe und hat Gaby einmal Nachhilfe in Mathe gegeben. TKKG redet mit ihr und sie erfahren, dass sich Herfurth nach dem Unfall stark verändert hat. Szenenwechsel zum Eiscafé, wo Tim vorschlägt, Herfurth zu beschatten.
Herfurth rammt Weindl auf seinem Trecker und beschimpft ihn. Zurück bei Claudia, die ein Freundschaftsband für Gaby knüpft, erfährt TKKG, dass Weindl vor Gericht gelogen hat.
Szenenwechsel zum Phantom, welches Weindls Scheune vor Weindls Augen in Brand steckt. TKKG und Glockner begutachten die Brandstätte. Glockner vermutet, dass Herfurth das Phantom ist und Weindl gesteht, gelogen zu haben, weil seine Frau schon vor Jahren gestorben und Anneliese ein Einzelkind ist, das dann niemanden mehr hätte. Karl findet inzwischen ein Freundschaftsband, welches sie Claudia zeigen. Die Kinder suchen Davids Haus auf und Karl sieht Reifenprofile auf dem Boden. Er vergleicht sie und stellt fest, dass sie mit denen des Phantom-Motorrads übereinstimmen. Karl knackt das Schloss und die Kinder sehen sich in der Garage um. Gaby liest seine Liebesbriefe an Claudia. Klößchen findet das schmalzig und David hat die Kinder inzwischen beobachtet. Die Bande kombiniert, dass David erneut Weindl attackieren will, doch da fährt David schon davon.
Es ist bereits Nacht, als David erneut einen Stein auf Weindls Auto schleudern will. Anstatt ihn anzugreifen, redet Tim mit ihm. Gaby übernimmt das Wort und kann es schaffen, dass David von seinem Vorhaben ablässt.
Auf dem Präsidium sprechen Herfurth und Weindl sich aus und entschließen sich, Frieden zu schließen. David wird laut Glockner mit etwas Glück eine Bewährungsstrafe bekommen. Claudia will zum Volleyballspiel und Klößchen bietet an, sie zu tragen, doch Karl meint, er sei ungefähr so schwer wie sie. Sie machen eine Probe und Willi kann ihn nicht tragen.
2 Analyse
2.1 Sprache
Hier erreicht die Schreibe wohl einen ihrer bisherigen Höhepunkte, denn das Buch liest sich von Anfang bis Ende sehr spannend. Negativ aufgefallen ist mir nichts. Bis auf…
2.2 Claudia Herfurth = TKKGs zweiter moralischer Konflikt
Ähnlich wie bei Lupo im zweiten Band, haben die Kinder erneut einen Konflikt. Aufgrund von Tarzans Verdacht stehen sie vor der Wahl, ob sie Herfurth anzeigen und die Allgemeinheit schützen oder ob sie schweigen, damit Claudia ihren Vater behalten kann.
Obwohl Gaby auf Tarzans Frage, wem sie mehr verpflichtet seien, damit antwortet, sie seien nur der Allgemeinheit verpflichtet, möchte niemand von ihnen Herfurth anzeigen. Was es sehr reizvoll macht, darüber zu philosophieren, wie es wohl gelaufen wäre, wenn Herfurth tatsächlich der Täter gewesen wäre. Hätte TKKG geschwiegen, wenn er mit seiner Phantom-Tätigkeit aufgehört hätte?
Kritisch kann aber anzusehen werden, dass TKKG für Claudia sehr viel Mitleid hat. Hätten die Kinder diesen Konflikt auch dann, wenn Claudia keine Körperbehinderung hätte?
Eher nicht, denn im Kontext der damaligen Zeit (1970er und 1980er) war der Großteil der Gesellschaft noch der Meinung, Behinderte gehörten verwahrt und verwaltet. Die Krüppelbewegung hatte schon einiges bewirkt, sodass zumindest Menschen mit Körperbehinderungen langsam ernst genommen wurden, nichtsdestoweniger tendiert der Großteil der Gesellschaft auch heute noch dazu, Menschen mit Behinderung zu unterschätzen. Zwar gilt für Menschen mit Behinderung nach wie vor, dass sie einen gewissen Schutz brauchen, aber nicht von oben herab behandelt oder gar bevormundet werden sollen.
Charaktere mit Behinderungen sind meines Wissens in Jugendbüchern der damaligen Zeit eher selten vertreten, da ist es durchaus lobenswert, dass wir in dieser Folge mit Claudia Herfurth ein positives Beispiel bekommen. Aber auch ein Negativ-Beispiel mit
2.3 Franz Ströter = Ausgestoßener der Gesellschaft
Damals wie heute dürfte vor allem der Hörspiel-Ströter mit seinem Monolog in Erinnerung bleiben. Allerdings könnte man ihn als böses Spiegelbild zu Claudia betrachten. Claudia ist körperbehindert, aber geistig und psychisch stabil, weil ihre Eltern für sie da sind und sie auch ein soziales Netz hat, so lädt TKKG sie zum Volleyballspiel ein In der Trickserie ist sie sogar Oberstufenschülerin und sie nimmt die Hilfe an, die sie bekommen kann in Form von Physiotherapie.
Ströter hingegen ist körperlich gesund, aber psychisch instabil und gilt in seiner Heimat als Sonderling und Ausgestoßener, möchte noch nicht einmal zur Polizei gehen, als er geschädigt wird. Interessant ist auch seine Werkstatt und was er wohl beruflich macht. Statt Adonisse zu schnitzen, schnitzt er lieber Menschen mit Körperbehinderungen. Zwar hat er Probleme, diese zu verkaufen, doch verteidigt er seine Ansicht sogar gegenüber Karl.
Seine Reaktion auf TKKGs Besuch (Verlegenheit gegenüber Gaby, den Kindern Alkohol anbieten) zeigt vor allen Dingen auf, dass er sehr einsam ist, weil ihm menschlicher Kontakt fehlt. Was ihn wohl dazu verleitet hat, zum Phantom zu werden. Im Buch meint er, als Tarzan erkennt, dass Jugendliche sein Fenster eingeworfen haben und einmal geschlagen werden sollten, dass deren Eltern auch geschlagen gehörten und schon länger darauf spekulierten, dass er gehe. Die Jugendlichen würden ihn sogar das Obst aus dem Garten stehlen und hätten schon vier Fenster zertrümmert. Ströter begibt sich hier in die Opferrolle und gibt sich als jemandem, dem man nicht helfen kann. Zwar gab es auch schon damals Sozialarbeiter, doch war es oft verklemmter Stolz, dass man deren Hilfe nicht in Anspruch nahm. Aber auch hier bestand damals die Gefahr, weil zwischen geistiger und psychischer Behinderung noch nicht ganz unterschieden wurde, dass man Ströter damals auch hätte entmündigen lassen können und dann hätte er alles verloren, was besaß.
Man merkt schon, dass das Buch ein Produkt seiner Zeit ist, vor allen Dingen, wenn man sich den zweiten Bösewicht der Geschichte ansieht:
2.4 Iwan der Schreckliche / Dieter Betz = Erziehung anno dazumal
Ich finde es schade, dass Iwan und vor allem die Szene mit seinem Vater aus dem Hörspiel rausflog, weil man hier noch sehr schön den Zeitgeist erkennen kann. Würde Iwan in der heutigen Zeit in einer Adaption auftauchen, würde ihn sein Vater höchstens mit Worten zusammenstauchen, hier aber kriegt er eine ordentliche Ohrfeige, die zudem noch mit einem Bild dargestellt wird. Wäre Iwan in den Hörspielen gewesen, würde er wahrscheinlich in jeder oberflächlichen Review zu TKKG auftauchen, um zu zeigen, wie brutal die Hörspielreihe ist, weil ein Vater seinen Sohn schlägt.
Im Kontext der Erscheinung allerdings… das elterliche Züchtigungsrecht galt bis Ende 2000, also störte man sich daran damals nicht. Die Prügelstrafe war bis 1973 in Schulen erlaubt, zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Bücher im Jahr 1979 war es klar, dass kein Pauker bei den Internatsschülern Hand anlegt. Bei den Eltern allerdings war das noch anders.
Iwan schafft im Buch eine schöne Atmosphäre, als er TKKG damit droht, sich zu rächen. Die Kinder müssen auf ihrer Phantomjagd ständig damit rechnen, dass Iwan sie überfallen könnte, wenn sie es am wenigsten vermuten. Und als sie ihre Fehde dann beilegen, wird Iwan auf einmal einer von den Guten.
2.5 TKKG = Die Beziehung zwischen den Hauptfiguren Buch 1-5
Rückblickend kann man behaupten: Der Auftakt im Jahre 1979 war gelungen und die vier Hauptcharaktere nebst Oskar sind mit ihren Haupteigenschaften relativ gut etabliert. Interessant ist ihre Beziehung untereinander. Was in den Hörspielen fehlt, aber im Buch zur Geltung kommt, sind Karls und Gabys Frotzelei untereinander. Die beiden geraten vergleichsweise oft aneinander, sei es bei ihrem Konflikt mit Lupo oder in kleineren Szenen in der Schule, die es nicht in die Hörspiele geschafft haben.
Klößchens Training unter Tarzan wird zwar bis Buch 3 erwähnt, aber von da an dann nicht mehr, wobei gerade dieses Training seinem Charakter ziemlich gut getan hätte. Zwar ist Klößchen inzwischen Mitglied bei TKKG geworden und kann Dank Strickleiter nun auch nachts mit raus, doch beschränkt sich sein Charakter fast schon zu sehr darauf, nur Schokolade und ansonsten viel Zeug zu essen. Eine coole Idee wäre es gewesen, wenn er wie Tarzan auch mit Judo angefangen hätte, aber Weißgurt geblieben wäre. Eine Judostunde zwischen den beiden würde sich bestimmt ziemlich gut lesen lassen. Was Klößchen aber von allen vieren wohl auszeichnet, ist seine innere Ruhe. Solange man ihm sein Essen nicht wegnimmt, hat er die Ruhe eines Stoikers.
Buch-Gaby zeigt schon mehr Ecken und Kanten als Hörspiel-Gaby, sei es der Konflikt um Lupo oder dass sie sich auch mehrmals gegen Tarzan durchsetzen kann. Nur aufgrund ihrer Eltern und dem Zeitgeist ist es geschuldet, dass sie auf nächtliche Aktionen (noch) nicht mitkann.
Tarzan kommt zwar als Strahlemann rüber und ist auch genau das, was er sein soll (Machtphantasie), doch hat er auch Schwächen wie seine viel zu große Risikobereitschaft (man bedenke Band 1).
Karl, und manchmal auch Klößchen, ziehen Gaby oder Tarzan damit auf, dass die beiden sich einander lieben, aber noch nicht so richtig trauen. Richtig deutlich wird das in Band 5, als die beiden im Wald allein sind und dem Phantom auflauern. Um es vorwegzunehmen: Ich finde es gut, dass die beiden später ein Paar geworden sind und man sich nicht darauf festgelegt hat, dieses ‚Werden sie oder werden sie nicht?‘ beizubehalten. Man merkt Bänden 1-5 auch ihren Zeitgeist an, wenn Tarzan oder Gaby richtig verlegen werden, wenn sie sich einander ansehen oder in gewissen Situationen gewisse Worte verlieren.
3 Fazit: Welche Fassung gewinnt?
Diesmal hat das Buch die Nase vorn. Es hat das Volleyballspiel, Iwan den Schrecklichen, diesen witzigen Grabspruch und es fühlt sich einfach rund an.
Das Hörspiel hat den verdienten zweiten Platz, weil die Sprecher durchweg überzeugen und die Handlung nachvollziehbar bleibt.
Auf Platz 3 landet die Trickserie. Das heißt aber keineswegs, dass sie rein von der Geschichte her schlecht ist. Die Idee, Claudias Liebhaber zum Phantom zu machen und Weindl die Schuld am Unfall zu geben, hat einfach etwas.
Autor:Stephan Riedl aus Rodalben | |
Stephan Riedl auf Facebook | |
Stephan Riedl auf Instagram |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.