BriMel unterwegs
Die fünf Säulen in Römerberg/Mechtersheim
Römerberg. Ende Oktober besuchte ich den Ort Römerberg, um mir ein Bild vom Zustand der Litfaßsäulen zu machen. Der 1. Vorstand des Kunst- und Kulturvereines hatte mich dieserhalb angesprochen und ich entdeckte tatsächlich nur eine einzige wunderschöne, bunt bemalte Litfaßsäule an der Gartenstraße. Eine andere am Kindergarten hatte ein vorgezeichnetes Blumenmotiv, das bei Vollendung bestimmt auch sehr schön aussieht. KuK möchte mit Gestaltung der Litfaßsäulen bunte ´Farbtupfer´ setzen, die Identifikation mit der Gemeinde erhöhen und das Schaffen regionaler Künstler einer breiten Öffentlichkeit bekannt machen.
Seit wann gibt es Litfaßsäulen und wofür? 1854 entwickelte der Drucker Ernst Litfaß die nach ihm benannten Säulen in Berlin. Eine Litfaßsäule ist eine auf dem Gehweg von Straßen aufgestellte Anschlagsäule, an die Plakate geklebt werden. Die Standardmaße dieser Betonringe mit zierloser Betonabdeckung maßen in der Höhe 280 cm, hatten einen Umfang von 240 cm und eine Gesamtfläche von 6,72 qm. Zweck war die Außenwerbung von Firmen durch Plakate. Ab 1870/71 wurden Litfaßsäulen durch die Veröffentlichung von Kriegsdepeschen politisch. Ab 1900 nutzte man die Säulen als Träger von Wahlplakaten, in Kriegszeiten dann für Information, Aufrufe und Propaganda, in Friedenszeiten fand sie Nutzung als „Amtsblatt“.
Wie viele Litfaßsäulen es ursprünglich auch in Römerberg und Mechtersheim gab ist nicht bekannt, heute jedoch stehen noch fünf Säulen verstreut:
- Römerberg-Heiligenstein, Kneippstraße/ Heiligensteiner Straße
ursprünglich exponierte Stelle
aktuell durch Bäume, Verkehrsschild und Hinweisschilder verdeckt
- Römerberg-Heiligenstein, Kirchenweg/Hermann-Löns-Straße
freistehend
- Römerberg-Heiligenstein, Lina-Sommer-Straße, direkt neben dem katholischen Kindergarten
nur halb sichtbar
- Römerberg-Berghausen, Germersheimer Straße/Gartenstraße
freistehend
- Mechtersheim, Rheinfeldstraße/Haydnstraße
Freistehend
Der Zustand der Säulen war lange Zeit verwahrlost. Laut Robert Hacker, dem 1. Vorsitzenden des Kunst- und Kultur-Vereins in Römerberg wurden sie nur selten plakatiert, die Plakate unzureichend geklebt, Regen und Wind sorgten für Zerriss und letztendlich wurden es dann eher „Schandsäulen“. Die Satzung des Vereins lautet: Zweck des Vereins ist die Förderung von Kunst und Kultur „KuK“ in der Gemeinde Römerberg und aktive Mitarbeit bei der zukünftigen Gestaltung des Ortsbildes. Also schlug der KuK die Übernahme der Gestaltung der Litfaßsäulen vor. Das Ziel ist es
- Bild Römerberg um eine weitere Facette positiv zu bereichern
- Kunst im öffentlichen Raum zu installieren
- Kunstpräsenz im Ort zu fördern
Die Umsetzung sah so aus, dass die Gemeinde Römerberg die Gestaltung der Säulen an den KuK übergab und dieser sich bereit erklärte, die Gestaltung künstlerisch zu übernehmen bzw. zu initiieren. Dafür mussten folgende Voraussetzungen gegeben sein:
- Unterstützung durch Gemeindeverwaltung
- Gestaltungsentscheidung liegt beim KuK
- gemeinsames Gremium KuK plus Gemeinde bei Durchführung eines Kulturprogramms
Sieht man von bildhauerischen Arbeiten ab, sind Werke von Künstlern ausschließlich in Ausstellungen, Galerien oder Museen zu sehen.
Mit der Überlassung der fünf Litfaßsäulen in Römerberg durch die Gemeindeverwaltung ermöglicht es der Kunst- und Kulturverein Römerberg (KuK) fünf Künstlern, ihre Werke für einen längeren Zeitraum der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Den Anfang hatte Jochen Frisch aus Speyer mit „Swonlplag“ gemacht als Hommage an die Werbung der 30er bis 40er Jahre. Seine Idee war zunächst, den schreienden „Marsyas“ nach der Skulptur von Balthasar Permoser auf die Säule zu malen, wurde dann aber verworfen. Nach mehreren Neuansätzen entschloss er sich, die Litfaßsäule wieder als Werbeträger zu gestalten. So wurde „Swonlplag!“ geboren, eine Wortschöpfung, die ähnlich entstand wie man manchmal Nonsens – Wörter mit Scrabble – Steinen legt. Er übertrug nach einem Entwurf am 11./12. August 2023 dieses mit Acrylfarben auf die Litfaßsäule.
Die zweite Säule als „Mediterrane Erzähltafel“ in der Germersheimer Str. in Berghausen wurde nun von Oliver Schollenberger, Dudenhofen, gestaltet. Am 17.10. begann Oliver Schollenberger im Ortsteil Berghausen die Litfaßsäule künstlerisch zu gestalten. Als Vorlage hat er „Tosca“ gewählt. Es handelt sich dabei um eine für ihn typische „Mediterrane Erzähltafel“ mit kräftiger, frischer und anregender Farbigkeit und symbolischen Motiven des Südens: Dem Fisch, dem Weinglas mit Flasche, dem Boot und den Olivenzweigen. Die Bemalung der Litfaßsäule soll einerseits einen ansprechenden, positiven Ort schaffen, den man mit Freude betrachtet, zum anderen auf seinen persönlichen Bezug zum Ort verweisen: Seine Kindheit verbrachte er in Berghausen und war oft in den Altrheinauen unterwegs. Dies spiegelt sich in den Grüntönen, den Pflanzen und dem Boot.
(mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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