Ernüchterung in Harthausen
"Die Geschwindigkeit wird weiter massiv überschritten"
Harthausen. Lange und ausdauernd haben die Harthausener für Tempo 30 in Verbindung mit Lärmschutmaßnahmen in der Hanhofer, Schwegenheimer und Speyerer Straße gekämpft. Von den betroffenen Anwohner wurden 125 Anträge auf Lärmschutz gestellt. Weitere 625 Bewohner hatten sich an einer Unterschriftenaktion für das Tempolimit und damit verbunden die Einschränkung des Lärm gefordert. Seit Februar stehen die Tempo 30-Schilder. Jetzt ziehen die Harthausener ein erstes Resümee: Es herrscht Ernüchterung.
"Die Geschwindigkeit wird weiter massiv überschritten", sagt Johann Kilian von der Bürgerinitiative "Ruhe statt Lärm". Die Anordnung von Tempo 30 habe wenig oder gar keine Wirkung gezeigt. "Nach wie vor donnern die Fahrzeuge viel zu schnell durch den Ort", ergänzt Kilian.
Das sagen auch die Daten: Eine eigenständig durchgeführte Seitenradarmessung hat ergeben, dass an Werktagen täglich rund 4.800 Fahrzeuge auf der Schwegenheimer Straße unterwegs sind, die im Durchschnitt 61 Stundenkilometer fahren - Lkw und Traktoren mitgezählt. Insgesamt hielten sich zum Zeitpunkt der Messung 93 Prozent der Fahrerinnen und Fahrer nicht an die vorgeschriebene Geschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde. Der Spitzenreiter war mit 156 Sachen unterwegs; 500 Verkehrsteilnehmer fuhren 70 und mehr. Die BI hat die Messdaten der Verbandsgemeinde zur Verfügung gestellt - und wünscht sich, dass weitere Maßnahmen ergriffen werden.
"Die Umsetzung von Tempo 30 war und ist der richtige Schritt", sagt Johann Kilian. Es müssten jedoch Maßnahmen folgen, die dafür sorgen, dass die Geschwindigkeitsbegrenzung auch ihre volle Wirkung entfalte: Verkehrsberuhigung, Straßeninstandsetzung, Bau einer Verschwenkungsinsel in Verbindung mit dem Radweg Richtung Schwegenheim und die Prüfung eines Lkw-Durchfahrtsverbots, hat die Bürgerinitiative auf der Agenda. Bis dahin wünscht man sich in Harthausen von Zeit zu Zeit Geschwindigkeitskontrollen.
"Viellicht nimmt der ein oder andere ja den Fuß vom Gas, wenn er erstmal ein paar Wochen aufs geliebte Vehikel verzichten muss", glaubt Kilian. Derzeit werde vor allen Dingen nachts und am Wochenende hemmungslos durch den Ort gerast. Die Nachtruhe sei stark eingeschränkt. Und noch etwas fällt den Anwohnern der betroffenen Straßen auf: dass die Aggressivität der Autofahrer seit Einführung von Tempo 30 zugenommen habe. Das geht so weit, dass sie von Verkehrsteilnehmern sogar beschimpft und bedroht wurden.
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