Bericht von Ortsbürgermeister Thomas Weyrich
Hilfsaktion für die Ukraine voller Erfolg
Oberes Glantal. Gemeinsam haben die drei Ortsgemeinden Altenkirchen, Frohnhofen und Krottelbach einen Spendenaufruf für notleidende Menschen in der Ukraine gestartet und direkt im Anschluss daran einen Hilfstransport über Polen in die Ukraine durchgeführt.
An vier Tagen wurden am Bürgerhaus in Frohnhofen Sachspenden, wie Kinderkleider und Spielsachen, Nahrungsmittel, Decken, Isomatten und Schlafsäcke, Verbandmaterial und Medikamente sowie medizinische Geräte und Rehabedarf, wie zum Beispiel ein Rollator, mit einem geschätzten Gesamtwert von deutlich mehr als 5000,- EUR, gesammelt.
Zusätzliche Sachspenden in Höhe von rd. 1600, EUR, wie zum Beispiel mehrere Gaskocher mit Ersatzkartuschen, Taschenlampen mit Batterien, Dosenöffner und weitere Grundnahrungsmittel wie Milch, Mehl, Öl, Wasser und Mineralwasser, Obst etc. wurden von den eingegangenen Spendengeldern, in Höhe von insgesamt rd. 2500,- EUR, noch vor Fahrtbeginn eingekauft und mit in die Ukraine geschickt.
Die restlichen Geldspenden wurde hauptsächlich für die Betankung der Hilfsfahrzeuge (trotz günstiger Preise für Dieselkraftstoffe in Polen rd. 600,- EUR), Mautgebühren und Helferverpflegung verbraucht.
Schon am Wochenende nach der Sammlung startete unser Hilfskonvoi. Der LKW war schließlich mit 11 voll bepackten Paletten beladen.
Wir sind freitags am 01. April vormittags um 8.00 Uhr in Frohnhofen gestartet und sind bereits am 03. April, in der Nacht von Sonntag auf Montag, gegen 3.00 Uhr, also nach mehr als 60 Stunden Fahrt, Gott sei Dank, alle wohlbehalten, nach Hause gekommen. Insgesamt waren an der Aktion Spendenübergabe sechs Personen, teilweise nicht aus unserem Landkreis, beteiligt. Sie waren einem Aufruf von Kusel-TV gefolgt. Der Landkreis hat unsere Aktion durch die Bereitstellung des Draisinen-LKW mit Ladepritsche und einem Bus als Begleitfahrzeug unterstützt. So konnte abwechselnd gefahren und die Ruhezeiten zum Kurzschlaf im Bus genutzt werden.
Die Hilfsaktion vor Ort wurde durch ein ukrainisches Paar, das aus Kiew stammt und nach Polen geflüchtet ist, organisiert. Frau Jung vom Campingpark Wolfstein, selbst gebürtige Ukrainerin, hatte uns den Kontakt zu diesem Paar vermittelt und ursprünglich sollten wir uns einem großen Hilfskonvoi anschließen, der in der Nähe von Warschau am Sonntagvormittag startete. Auch wir waren zum Startpunkt an das Hotel gefahren.
Nachdem wir jedoch erfahren hatten, dass der Hilfskonvoi teilweise bis in die Ukraine hineinfährt und wir noch kurz vor Fahrtbeginn die Information erhielten, dass ein Mitbürger aus unserem Landkreis bei solch einer Hilfskonvoifahrt von russischen Kräften erschossen wurde, stand für uns Sechs unweigerlich fest, nicht hinter die polnische Grenze zu fahren. Dies führte dazu, dass wir bis zur Umladung 7 Stunden in einer langen Schlange von Fahrzeugen vor der Grenzstation Hrebenne standen.
Die ganze Situation an der Grenze ist „wuselig-gruselig“ und hat mich in vielen Punkten an die Situation nach der Ahrtalflut erinnert, nur natürlich in ganz anderer Dimension. Freiwillige Helfer aus nahen Dörfern an der Grenze aber auch teilweise von sehr weit entfernt, betreiben hier rund um die Uhr eine Hilfestation für „gestrandete“ Flüchtlinge aus der Ukraine. Hier stehen Zelte, darunter auch ein großes, in dem Hilfsgüter, angefangen von Zahnbürsten bis hin zu Kleidung und Nahrungsmitteln, an Flüchtlinge verteilt werden. Im Großraumzelt sind in kleineren Zelten eine Säuglingsstation, ein Kindergarten, eine Kirche, eine Essensausgabe und ein Hilfsgüterlager untergebracht. Am Rande einer kleineren Straße, die in die nächste Ortschaft führt, sind wärmende Feuer in Tonnen entfacht. Es stehen viele Helferfahrzeuge entlang der Straße und jede Menge Dixi-Toiletten. So kann die breite Straße, die zur Grenze bzw. umgekehrt in Richtung Polen führt, für den gesamten Bus- und Schwerlastverkehr freigehalten werden. In Richtung Grenzstation Hrebenne hatte sich auf polnischer Seite eine Schlange von annähernd 2 Kilometer gebildet, in der auch wir warteten. Umgekehrt standen von der ukrainischen Seite her Fahrzeuge in einer Schlange von rd. 5 Kilometern, wie wir von unserem uns zugewiesenen polnischen Kontaktmann erfahren haben, der selbst mit einem Sprinterbus voll Hilfsgütern, direkt nach unserer gemeinsamen Ankunft an der Grenze in Richtung Ukraine gefahren war.
An der Grenze werden scharfe Grenzkontrollen, gerade bei der Einfahrt nach Polen durchgeführt. Die Grenzpolizei wird durch Armeekräfte unterstützt.
Immer wieder sind Reisebusse privater Busunternehmen leer an der Schlange vor der Grenze vorbeigefahren um nach kurzer Zeit, zumeist vollbesetzt, wieder die Grenze in Richtung polnisches Territorium zu verlassen. Uns ist aufgefallen, dass kein Bus aus Deutschland dabei war und neben polnischen Busunternehmen sogar Busse aus UK, Frankreich und Belgien zur Grenze gefahren sind um dort Flüchtlinge aufzusammeln. Für uns bemerkenswert war, dass diese Bustransporte offensichtlich voll durchorganisiert waren und es so aussah, als hätten die Flüchtlinge schon vorher gewusst in welchen Bus sie einsteigen müssen. Lediglich Diejenigen, die nicht in Busse einstiegen, fanden Zuflucht im großen Zelt, wo Sie betreut wurden. Von den Helfern im Zelt wurden wir sofort als Deutsche identifiziert und mit einigen jüngeren Helfern konnten wir uns auch auf Englisch verständigen. Als Sie hörten wo aus Deutschland wir zum Hilfstransport gestartet waren zollten uns großen Respekt und bedankten sich im Namen der polnischen und ukrainischen Bevölkerung für unsere Unterstützung. Es rührte mich wirklich fast zu Tränen, dass uns immer wieder als Geste der Anerkennung ein Daumen hoch gezeigt wurde.
Für alle, die wir uns diese Strapazen zugemutet hatten war klar, dass wir uns im Rahmen aller unserer Möglichkeiten auch weiter die Freiheit der Ukraine einsetzen um dem sinnlosen Morden dort ein Ende zu machen. Zum Team der ehrenamtlichen Fahrer gehörten, neben mir, Frau Monika Bank aus Lauterecken, meine Partnerin Corinna Matzenbacher, Sven Scheuermann aus Glan-Münchweiler, Rüdiger Brämer aus Prirmasens und Achim Schätzel aus Bad-Sobernheim.
Im Namen meiner beiden Amtskollegen Manfred Geis und Karlheinz Finkbohner habe ich mich schon ganz herzlich bei meinen Wegbegleitern bedankt und ich möchte es nicht versäumen mich stellvertretend auch bei den vielen freiwilligen Helfern zu bedanken, die an mehreren Tagen die zahlreichen Sach- und auch Geldspenden am Bürgerhaus annahmen, die vielen Hilfsgüter ordentlich sortiert in Kisten verpackten, und sie dann von einer ehemaligen Ukrainerin beschriftet, auf Paletten in den LKW des Landkreises verluden. Ohne dieses großartige Mitwirken aller Vorgenannten wäre unsere Mission nicht möglich gewesen und so sind die Strapazen, dem Erfolg der Mission geschuldet, auch schon wieder vergessen, wie mir alle Mitwirkenden an der Aktion Ukrainehilfe versicherten.
Dass unsere Kisten in der Ukraine angekommen sind und dort an die notleidende Bevölkerung verteilt werden zeigt ein Bild das Frau Anna Fedchenko, (Organistorin der polnischen Hilfstransporte) von der Verteilung in Bila Zerkwa südwestlich von Kiew bei Facebook gepostet hat. Deutlich ist eine unserer Lebensmittelkisten (Fujitsu) mit grünem Aufkleber erkennbar.
Aus den Gesprächen mit den polnischen Helfern und den Organisatoren der Hilfskonvois haben wir erfahren, dass immer noch Sachspenden, vornehmlich Nahrungsmittel, wärmende Schlafsäcke und Decken sowie Babynahrung Keinkinder- und Babybedarf gebraucht werden. Gerne bin ich bereit Kontakte nach Polen zu vermitteln und organisatorisch zu unterstützen wenn private Hilfsaktionen geplant sind oder auch andere Gemeinden in unserem Landkreis den Ukrainerinnen und Ukrainern helfen wollen. Das was in diesem Land geschieht ist unmenschlich und grausam.
Autor:Verbandsgemeindeverwaltung Oberes Glantal aus Wochenblatt Oberes Glantal |
Kommentare