„Microadventures“ werden zur Belastung für die Natur
Ranger schlagen Alarm
Region. „Wir sehen uns momentan einem Trend gegenüber, der mir etwas die Sorgenfalten auf die Stirn treibt“, so Ranger Achim Laber - und spricht die so genannten "Microadventures" an. Eine Mode, die sich in den vergangenen Monaten zu einem Megatrend entwickelt hat. Kein Wunder, denn von Karlsruhe aus kann man mit der Straßenbahn ja mitten in den Schwarzwald fahren. Ein Angebot, das übrigens viele nutzen.
Im Schutzgebiet unterwegs
Mit Biwaksack, Isomatte, Hängematte oder Zelt rücken abenteuerhungrige Menschen dabei auch den Schutzgebieten zu Leibe. "Es gibt momentan kein Wochenende, an dem die höchsten Schwarzwaldgipfel nicht von überwiegend jungen Menschen belagert werden", so Laber. Die neuen Abenteuer-Suchenden haben auch eine gute Fotoausrüstung dabei, "um ihren Instagramfollowern den Mund wässrig zu machen, die das folgende Wochenende dann ähnliche Abenteuer erleben wollen“, so Laber: Die Corona-Krise habe diesen Trend noch verstärkt, da die Campingplätze bis vor kurzem alle geschlossen waren.
„Diese Mode macht uns deshalb so viel Sorge, da wir in unseren Naturschutzgebieten momentan Brut- und Aufzuchtzeit zahlreicher seltener und vom Aussterben bedrohter Tierarten haben", erklärt Laber: "Beispielsweise werden Vogelarten, die am Boden brüten, erheblich gestört, durch diese neue Form des Naturerlebnisses.“ Dem Bergpieper, der sein einziges Vorkommen in Deutschland außerhalb der Alpen am Feldberg hat, könnte man gerade beim Aussterben zuschauen, "und mit den Auerhühnern ist es nicht viel besser“, betont Laber: Müll und Fäkalgeruch an schönen Aussichtspunkten können weitere Folge dieser "Freizeitaktivität" sein.
Neue "Freiheit" bringt Müll und Fäkalgeruch
Schließlich sei das wilde Campen in Deutschland rechtlich stark eingeschränkt. „Wir sind ein kleines Land mit vielen Menschen, da muss man andere Maßstäbe anlegen als beispielsweise in Schweden, mit seinen unendlichen Weiten“, so Laber. In vielen Gegenden wie am Feldberg, am Stübenwasen, am Herzogenhorn, am Belchen aber auch in der Wutachschlucht oder im Taubergießen ist es mittlerweile so schlimm, dass sich Naturschützer gezwungen sehen, diesem Trend deutlich Einhalt zu gebieten.
Bußgelder für wildes Camping
Die Bußgelder in Naturschutzgebieten für Lagern und Zelten liegen deshalb inzwischen bei bis zu 200 Euro. Die Ranger stehen dabei aber nicht alleine da - auch die Polizei unterstützt die Kontrollen, weitet an Wochenenden und Feiertagen Streifen auch in die Naturschutzgebiete aus! Außerhalb von Campingplätzen legal zu zelten ist übrigens nur mit Zustimmung des Grundstückseigentümers - jenseits der Schutzgebietsgrenze - möglich, sowie auf speziell eingerichteten Trekkingcamps, erläutern die Ranger.
Autor:Jo Wagner |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.