Geschichte des Druckereiwesens:
Eine spannende Reise in die Vergangenheit
Ubstadt-Weiher/Zeutern/Waghäusel-Kirrlach. Eine spannende Zeitreise ermöglicht der 67-jährige Franz Sponer aus Zeutern - Drucker, Schriftsetzer, Hobbyheraldiker und Künstler zugleich. In absehbarer Zeit will er seine Druckerwerkstatt, ein hochinteressantes „Druckereimuseum“, aufgeben und sucht nach einer geeigneten Unterbringungsmöglichkeit, um es dort einer breiten Öffentlichkeit präsentieren zu können.
Der gebürtige Kirrlacher gewährt derzeit in seinem Keller auf nahezu 60 Quadratmeter einen Einblick in die Geschichte des Druckereiwesens. Zwar nicht in die Anfangszeiten des Mainzers Johannes Gutenberg, aber in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts. Manche Gemeinde und manches Museum wären froh, eine solche vielseitige Sammlung in ihrem Besitz zu haben.
Überall wird bei Sponer die Vergangenheit lebendig. Der Besucher sieht, wie sich die Zeiten verändert haben: etwa die Entwicklung vom Bleihandsatz - die älteste Form, die erst in den 1970er Jahren weitgehend verschwand - über den Bleimaschinensatz zum Fotosatz.
Die gut 800 Kilogramm schwere Druckmaschine aus dem Jahr 1957 – „Heidelberger Tiegel“, so heißt das Gerät - sticht ins Auge. Als Tiegeldruckpresse wird in der Drucktechnik eine Druckerpresse bezeichnet, bei der sowohl der Press- als auch der Gegendruckkörper je eine ebene Fläche bilden. Der flache Gegendruckkörper wird als Tiegel bezeichnet. Oft wird die gesamte Tiegeldruckpresse verkürzt Tiegel genannt.
Im Zeuterner Keller gibt es zahlreiche, für Nichtfachleute weitgehend unbekannte Maschinen, Geräte, Vorrichtungen und Einrichtungen, Anlagen und Arbeitsplätze, Werkzeuge und Zubehörs, etwa eine sogenannte Schließplatte mit verschiedenem interessanten „Blindmaterial“ zum Auffüllen von Textleerstellen. Was machte beispielsweise ein Setzer? Wie arbeitete er? Das alles ist vor Ort zu erfahren.
Ja, der Schriftsetzer, kurz Setzer, war ein Ausbildungsberuf im Druckerhandwerk zur Her- und Zusammenstellung und Weiterverarbeitung von druckfähigem Material (vorwiegend Satzschrift) für den Buchdruck. Der Schriftsatz ist auf Johannes Gutenberg zurückzuführen, der etwa um 1445 den Buchdruck mit beweglichen und wiederverwendbaren Lettern erfunden hat.
Bleisatz ist ein Verfahren zur Herstellung von Druckformen für den Buchdruck. Einzelne Lettern oder Einzelbuchstaben, die aus Letternmetall, einer Blei-Zinn-Antimon-Legierung, gegossen sind, werden zu der vollständigen Form einer Seite zusammengesetzt.
In Sponers Druckereiwerkstatt gibt es, man glaubt es kaum, etwa 500 Schriftensorten und Schriftgrade: ein Buchstabenreichtum ohnegleichen.
Der stolze Besitzer lernte in der BNN-Druckerei, wechselte dann 1972 zum örtlichen Kirrlacher Drucker Walter Gillar, der damals im Hinterhof der Kronauer Straße das Ortsblättle fertigte. „Eine schöne und interessante Zeit: Wir mussten oft improvisieren, immer wieder gab es Herausforderungen“, verrät er.
1985 machte er sich selbstständig. Doch schon zuvor hatte er alles zusammengetragen, um mit besten Ausrüstungen und perfekter Technik zu starten.
Übrigens: Seit 50 Jahren singt er im „Liederkranz“, jetzt im gemeinsamen Männerchor. Auf die museale Einrichtung hat sein Sängerkamerad Albertus Berlinghof die Presse aufmerksam gemacht.
Die Erfindung des modernen Buchdruckes geht auf den Mainzer Goldschmied Johannes Gutenberg zurück, der durch die Verwendung von beweglichen metallenen Lettern ab 1450 ein als Manufaktur betriebenes Drucksystem einführte. Seine Druckerpresse ermöglichte den Buchdruck und machte das gedruckte Buch zu einem Massenartikel, der die Grundlagen der heutigen Wissensgesellschaft legte.
Durch den Buchdruck wurden Bücher für die Allgemeinheit erschwinglich. Von Mainz aus breitete sich im 15. und 16. Jahrhundert die Buchdrucktechnik Gutenbergs in Europa und den europäischen Kolonien aus.
Die Gutenberg-Bibel, aufgrund der Zeilenanzahl von 42 Zeilen pro Seite auch „B42“ oder „B-42“ genannt, ist das erste mit beweglichen Lettern gedruckte Buch der westlichen Welt. Die lateinische Bibel entstand zwischen 1452 und 1454 in der Druckerwerkstatt von Gutenberg. Sie ist das wichtigste und wertvollste Buch der Druckgeschichte.
Weil Platz gebraucht wird, sucht Franz Sponer nach geeigneten Räumlichkeiten für seine nostalgische Druckerei. Sie ist sicherlich eine Besonderheit. Auch würde er sich, wo auch immer, für Demonstrationen der Drucker-Handhabung zur Verfügung stellen.
So nebenbei verweist er auf die „Speyerer Winkeldruckerey“ als Beispiel für eine sinnvolle und lehrreiche Nutzung für die Nachwelt. In der (außerhalb Corona) „offenen Werkstatt“ wird am Samstag und Sonntag gearbeitet. Besucher können den Gastdruckern bei ihrer Tätigkeit über die Schulter schauen.
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
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