„Königliches Gemüse“ und „essbares Elfenbein“:
Anhaltender Siegeszug des Spargels
Waghäusel. Ob als „königliches Gemüse“, „Frühlingsluft in Stangen“, „weißes Gold“ oder „essbares Elfenbein“: Unter diesen Bezeichnungen werden die Gaumen unzähliger Genießer verwöhnt. Der Pfälzer Kurfürst Karl Ludwig ließ den sonderbaren „Asparagus officinalis“ ab 1668 in seinem Gemüsegarten auf dem Areal des Jagdschlosses in Schwetzingen anbauen. 1723 wird in der Barockstadt Bruchsal der Spargel urkundlich erwähnt.
In und um Wiesental gibt es ihn seit rund 150 Jahren: diesen „Asparagus Officinalis“, so sein lateinischer Name. Der Spargel, um den es sich dabei handelt, ist eine Pflanze aus der Familie der Liliengewächse. Anbaumäßig wurde der Höhepunkt zwischen 1950 und 1970 erreicht.
Zubereitet in Hunderten von Variationen wird er wieder bis zum 24. Juni („Johanni“) frisch gestochen. Die weißen Stangen sind köstlich - und gesund. Vor allem im 19. Jahrhundert wurde der Spargel wegen seiner vermeintlichen Heilkraft hoch geschätzt, war sogar im amtlichen Arzneibuch vermerkt und musste in Apotheken vorrätig sein.
Wie vielfältig verwendbar das Edelgemüse ist, zeigt nicht nur ein Blick in regionale Kochbücher, sondern auch in das aktuelle Pralinensortiment. „Naschkatzen“ können sogar Spargelpralinen kaufen, die - von Schokolade umhüllt – aus einer cremigen Spargelgeist-Trüffelmasse bestehen.
Ab wann sich der Spargel direkt in Wiesental ausgebreitet hat, ist nicht genau bekannt. Angenommen wird die Zeit um 1870. Offizielle Angaben stammen erst aus dem Jahr 1893: Zu diesem Zeitpunkt werden bereits 28 Hektar Anbaufläche nachgewiesen. Doch war für diese Größe, für die Pionierarbeit und die Ernte sicherlich ein guter zeitlicher Vorlauf erforderlich. Damals betrug die gesamte Wiesentaler Ackerfläche 1039 Hektar.
1956 waren in Wiesental etwa 650 Spargelbauern registriert, die einen Jahreserlös von 600.000 Mark erzielten. 1968 wurden rund 3500 Zentner gestochen. Bis in die 70-er Jahre galt die Gemeinde als eine Spargelhochburg.
Woher kommt der Spargel? Waren die alten Ägypter die ersten Spargelfeinschmecker? Grabfresken mit Abbildungen von gebündeltem Spargel sollen angeblich belegen, dass schon die Ägypter vor rund 5000 Jahren den Spargel gekannt und ihn als “in der Liebe nützlich”, sozusagen als Potenzmittel, geschätzt haben sollen.
Von den Römern sind ausführliche Kulturanleitungen überliefert, die aber zum Teil wesentlich von dem heutigen Anbauverfahren abweichen. Die Beschreibung von Marcus Portius Cato (um 200 vor Christus), wie Spargel im Garten angebaut werden könne, deutet darauf hin, dass Spargel bei den Römern ein geschätztes Gemüse war, das gerne auch als Vorspeise von wohlhabenden Römern genossen wurde.
1930 ist in der Regionalliteratur zu lesen: „Neuerdings beginnt man auch in Wiesental mit stärkerem Anbau. Der Spargel bedeutet für unsere Heimat eine bedeutende Erwerbsquelle, kommen doch durch seinen Anbau jährlich viele Hunderttausende Mark ins Land.“
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
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