Noch schnell frische Wäsche anziehen:
Bekannte und unbekannte Silvesterbräuche

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Waghäusel/Region.
Wie wurden vor rund 100 Jahren in der Region die Jahreswenden gefeiert? Darüber gibt es in mehreren Orten zusammengetragene Aufzeichnungen:
Angeblich ging es an Silvester in den Dörfern der Bruhrains äußerst lebhaft zu. In Wirtschaften trafen sich die jungen Burschen, würfelten und spielten Karten. Gegen 23 Uhr kam es zur Versteigerung des ersten Gewehrschusses, der in der Silvesternacht abgefeuert werden durfte. Der Gewinner musste mitunter 70 Liter Bier oder mehr berappen.
Kurz vor Mitternacht ging es dann auf die Straße. Auf Kommando eines ausgewiesenen Reservisten durfte derjenige, der das Anrecht auf den ersten Knaller hatte, ballern. Mit Laternen und Fackeln zogen die Jungmänner durchs Dorf. Derjenige, der den zweiten Schuss ersteigert hatte, durfte vor dem Haus seiner Angebeteten Feuer geben und traditionsgemäß auf die Wand der Scheune zielen. Erst am Hochzeittag des Mädchens wurde das entstandene Loch wieder zugemauert. Mit der Knallerei und Kracherei vertreibe man die allzu oft anzutreffenden bösen Geister, glaubten die Vorfahren.
In Waghäusel und in der Umgebung gibt es mindestens zehn mehr oder weniger altherkömmliche Möglichkeiten, kuriose und skurrile, wie der lange Silvesterabend und der Übergang ins neue Jahr gestaltet werden können.
Vielerorts ist üblich, Blei zu gießen und somit einen Blick in die Zukunft erhaschen. Hierbei erwärmt man - mit Hilfe einer Kerze - Blei auf einem Löffel und gießt die flüssige Masse anschließend in ein Gefäß mit kaltem Wasser. Mit etwas Fantasie lassen sich nun verschiedene Figuren erkennen, die frei interpretierbar sind und als Vorausdeutungen für das neue Jahr dienen können.
Feuerwerk, auch Fackeln und Kerzen, die an Silvester schon immer in großer Zahl entzündet wurden, sollten böse Geister vertreiben und Gutes bringen. Nicht nur das Licht, sondern auch der Lärm diente symbolisch diesem Zweck.
Vor oder nach der Mahlzeit finden seit Jahrhunderten auch Jahresabschlussandachten oder - gottesdienste statt, um für das Vergangene zu danken und für die Zukunft zu bitten. Coronabedingt ist dies erstmals 2020 nicht mehr so möglich. Am Silvesternachmittag werden die großen Neujahrsbrezeln aus Hefeteig mit dem geflochtenen Zopf gebacken, die als Glückbringer gelten.
In die Glückskategorie gehören auch der schokoladene Schornsteinfeger und das vierblättrige Kleeblatt. Der Silvesterabend dient besonders dazu, viele gute Vorsätze für das neue Jahr zu fassen.
Wenig bekannt ist der Brauch, aus einer Zwiebel das Wetter des kommenden Jahres zu erkunden. Dazu werden zwölf gesalzene Zwiebel-Halbschalen auf die Fensterbank zur Beobachtung gelegt. Es soll Unglück bringen, über Silvester die Wäsche auf der Leine hängen zu lassen.
Gut 150 Jahre alt ist die überlieferte Empfehlung, noch an Silvester unbedingt frische Wäsche anzuziehen und somit frisch geputzt und gestriegelt das neue Jahr zu beginnen. Hingegen gilt als Vergehen, in der Zeit von Silvester auf Neujahr auch nur ein einzelnes Wäschestück zu waschen.
Schriftlich überliefert ist auch ein bizzarer Brauch so um 1750. Zum Jahresende ließen die Bauern, etwa in Wiesental, Oberhausen, Huttenheim und Neudorf, ihre Pferde zur Ader: der eine Teil machte es am Stephanstag (26. Dezember), der andere vor und an Silvester.
Warum? Damals wussten die Bauern keine Möglichkeit, den Kaltblütern während der kalten Winterzeit die notwendige Bewegung zu verschaffen. Mit dem Aderlass genau in der Mitte der bewegungsarmen Zeit zwischen November und Februar wurde vermieden, dass die im Stall befindlichen Tiere unter dickem Blut oder gefährlichen Pferdekrankheiten wie „Hufrehe“ und „Kreuzverschlag“ leiden. Ein Pferd bekam etwa acht bis zehn Liter Blut entnommen. Das ganze Unternehmen diente dazu, den Körper des Pferdes zu veranlassen, Blut neu zu bilden und das vorhandene zu verdünnen
Den ältesten Einwohnern sind noch einige Bauernweisheiten bekannt, so: „Ist‘s zu Silvester hell und klar, steht vor der Tür das neue Jahr.“ Weiterhin wusste man in der Gegend: „Wind in Silvesters Nacht hat nie Korn und Wein gebracht.“ Oder: „Silvesternacht wenig Wind und Morgensonn, gibt viel Hoffnung auf Wein und Korn.“
Eine der wohl wichtigsten Erkenntnis war: „Auch wenn´s nicht schneit zur Weihnachtszeit, ist Silvester nicht mehr weit.“

Autor:

Werner Schmidhuber aus Waghäusel

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