Plädoyer für Wärmenetz und Geothermiekraftwerk
BürgerEnergie will beste Konditionen für Waghäusel bei Strom und Wärme

Waghäusel(js). Bei einer Informationsveranstaltung des neu gegründeten Vereins „BürgerEnergie für Waghäusel und die Lußhardt“ (BEWA) haben die anwesenden Energieexperten überwiegend ein klares Plädoyer für ein Wärmenetz in Waghäusel gehalten. Zu der Veranstaltung im Vereinsheim des FV 1912 Wiesental waren unter den fast 50 Teilnehmern auch einige Skeptiker des geplanten Geothermiekraftwerks.

Jürgen Scheurer, der Vorsitzende des Vereins „BürgerEnergie für Waghäusel und die Lußhardt“ (BEW) erläuterte in seiner Begrüßung die Gründe für die Vereinsgründung und die Veranstaltung zu einem Wärmenetz für Waghäusel. Schon vor einigen Monaten hätten sich Energieexperten aus der Stadt und engagierte Waghäuseler Bürger zusammengefunden und über Möglichkeiten für eine bezahlbare, zukunftsfähige Energieversorgung ohne Kohle, Öl oder Gas nachgedacht. Vor wenigen Wochen hat sich der Verein gegründet, der sich für Energieprojekte aller regenerativen Energieerzeugungsarten in Waghäusel einsetzt. Ein riesiges Potenzial sehen die Vereinsmitglieder in dem aktuell diskutierten Wärmenetz und der Erzeugung von Strom und Wärme aus Tiefengeothermie.

Kompetenter Experte für Wärmenetze ist der Waghäuseler Diplom-Ingenieur (FH) Daniel Heiler, der schon weltweit für den Bau von Wärmenetzen verantwortlich war. Er war Hauptreferent des Abends. Für Fragen zur regionalen und kommunalen Wärmeplanung stand Birgit Schwegle, die Geschäftsführerin des Umwelt- und Energieagentur Landkreis Karlsruhe, zur Verfügung.

Es gibt aktuell so viele Zuschüsse wie noch nie. Bereits für eine Machbarkeitsstudie gibt es hohe Zuschüsse, so dass man diese kurzfristig in Angriff nehmen könnte

In seinem Vortrag ging Daniel Heiler auch auf die Kosten und die Finanzierung eines Wärmenetzes ein. Er erläutert die im September 2022 in Kraft getretene Bundesförderung für effiziente Wärmenetze.

„Es gibt aktuell so viele Zuschüsse wie noch nie. Bereits für eine Machbarkeitsstudie gibt es hohe Zuschüsse, so dass man diese kurzfristig in Angriff nehmen könnte“, sagte der Energieexperte.

Wärme aus Tiefengeothermie könnte die Hälfte des Waghäuseler Wärmebedarfs decken

Daniel Heiler präsentierte ein Rechenbeispiel für die Kosten eines Wärmenetzes. Dabei ging er von 70 Millionen Euro Kosten für ein Wärmenetz sowie einem jährlichen Wärmeverkauf von 60.000 Megawattstunden (MWh) und einem Abzinsungszeitraum von 30 Jahren aus. Angenommen wurde ein Zinssatz von zehn Prozent, der sich bei Abwicklung über eine Bürgerenergiegenossenschaft halbieren könne. Hinzu komme noch der Preis der Wärmeauskopplung sowie für Wartung und Instandsetzung, der unterhalb der Leitungskosten liegen dürfte.

„Die Kosten für die Wärmebereitstellung sind bei der Nutzung der Tiefengeothermie mit der Deutschen Erdwärme als Kraftwerksbetreiber verhandelbar“, erklärte Daniel Heiler. Wenn die Stadt das Grundstück dafür stelle, habe Sie eine entsprechende Verhandlungsposition, könne Bedingungen stellen und einen langfristigen Vertrag aushandeln. In Kombination mit einem Wärmenetzbetreiber in Bürgerhand sei so ein Wärmepreis möglich, der dauerhaft unter den Erdgaspreisen liege.

Vorteile für die Bürger sieht der Vorsitzende der BürgerEnergie für Waghäusel in der Gründung einer Bürgerenergiegenossenschaft oder der Beteiligung an einer der bestehenden BEG. Nicht nur wegen der geringeren Renditeerwartungen im Vergleich mit großen Energieversorgern, sondern auch wegen des Mitspracherechts und der größeren Transparenz für die Bürger.

In der leidenschaftlich geführten Diskussion bestätigte Birgit Schwegle, dass die Tiefengeothermie rund die Hälfte des Wärmebedarfs decken könne. In Neubaugebieten mache ein Wärmenetz dagegen weniger Sinn, weil dort bereits Einzellösungen, beispielsweise mit Wärmepumpen, umgesetzt wurden.

„Wir wollten erfahren, ob in Waghäusel ein Wärmenetz realistisch und bezahlbar ist. Wir haben gehört, dass das der Fall ist und dass die ergiebigste und für die Stadt vorteilhafteste Erzeugung ein Geothermiekraftwerk darstellt. Ergänzt um Redundanzanlagen aus weiteren Erzeugungsarten oder anderen Geothermiekraftwerken“, fasste Jürgen Scheurer den Abend zusammen.

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Autor:

Matthias Hotel aus Waghäusel

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