Balkeninschrift weist auf 1775 hin:
Das älteste Haus in Wiesental?
Waghäusel. Nur noch wenige Fachwerkhäuser gibt es in Wiesental. Mitunter ist nur noch eine Seitenwand erhalten. Zu den baulichen Zeitzeugen früherer Bauweisen gehört das spätestens 1795 errichtete markanteste Wohnhaus im Ort: die heutige „Heimatstube“.
Doch in der Nähe steht ein noch älteres Gebäude, wohl aus dem Jahr 1775. Es könnte das älteste Häuschen in Wiesental sein. Dort wohnen der frühere Schuhmachermeister Werner Bub und seine Frau Helga.
Über der Eingangstür im Hof befindet sich als Sturz ein Balken mit einer Inschrift. Allerdings handelt es sich um eine Nachfertigung. Der Original-Balken hängt zur sicheren Aufbewahrung im Speicher der Heimatstube.
Was könnte die ins Holz geschnitzte Inschrift „+MARD HAS 1775+“ bedeuten?
Möglicherweise sind das die Initialen des Bauherrn Martin Haas und das damalige Baujahr. Rechtschreiberegeln hat es damals noch nicht gegeben. Erst ab 1876.
Martin Haas, 1748 geboren und 1822 gestorben, hatte 1772 die ledige Eva Sabina Scharf geheiratet und mit ihr vier Kinder gezeugt. Im Wiesentaler „Schatzungsbuch“ von 1779 wird eben dieser Martin als Bürger und Besitzer eines Anwesens auf der Westseite der Straße „Unten im Dorf“ (damals der älteste Ortsteil, heute die Wagbachstraße) aufgeführt, informiert die Stadtarchivarin Katja Hoffmann. Nebeneinander wohnten Martin Haas und sein Schwiegervater Caspar Scharf, von Beruf Maurermeister. Daher ist anzunehmen, dass das Häuschen nach der Hochzeit 1772 gebaut wurde.
Die beiden Seitenwände mit dem Fachwerk sind noch im Originalzustand. Hingegen wurden die Hausvorderseite und das Dach im Krieg teilweise zerstört und dann neu errichtet. Wie der 88-jährige Werner Bub weiß, haben seine Großeltern mütterlicherseits, namentlich Heinrich Vogel II., seinerzeit das Anwesen gekauft. Damals standen, wie oft üblich, ein Vorderhaus und ein Hinterhaus auf dem Grundstück.
In den vorhandenen Akten von 1939 ist das älteste Wiesentaler Haus mit dem Baujahr 1745 angegeben. Doch in den 1970er Jahren gab es einen Teilabbruch mit einem Neubau. Dort könnte zumindest der Keller noch aus der Anfangszeit vorhanden sein.
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
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