„175 Jahre Badische Revolution“:
Freiheitslieder auf historischem Boden
Waghäusel-Wiesental. „Die Freiheitskämpfer der Badischen Revolution vor 175 Jahren sind die Pioniere der heutigen Demokratie. Ihnen sind wir unsere Erinnerung schuldig.“ Mit diesem Bekenntnis hat der Vorsitzende des Heimatvereins Wiesental, Peter Hiltwein, die zweistündige Gedenkveranstaltung in der Ortsmitte auf historischem Boden begründet. Auf dem damaligen Friedhof war es am 21. Juni 1849 zu heftigen Schießereien gekommen.
Zu den beteiligten Freischärlern gehörten etwa 20 Wiesentaler, die nach der Niederschlag des Aufstandes größtenteils ins Gefängnis gesteckt wurden. Laut Überlieferungen kamen bei der Besetzung des Dorfes durch preußische Husaren zwei unschuldige Dorfbewohner ums Leben, zwei weitere entgingen nur knapp dem Tod.
In die Geschichtsbücher ist das blutige „Gefecht bei Wiesental“ am 20. Juni 1849 eingegangen. An die unruhigen Zeiten und an den Wunsch nach Freiheit erinnerten die gefeierten „Wissädalä Duddärä“ mit ihren Freiheitsliedern, darunter „Die Gedanken sind frei“ und das „Badische Wiegenlied“.
Gleich in drei gesanglichen Versionen war das „Heckerlied“ vor den Denkmal der Unterdrücker, dem „Husarendenkmal“, zu hören: das wohl bekannteste Revolutionslied von mit der Aufforderung „Nieder mit den Hunden von der Reaktion“: einmal von dem singenden Bürgermeister Frank Werner aus Friedrich Heckers Heimatgemeinde Angelbachtal-Eichtersheim. Zwei Varianten trug der von Werner Köhler geleitete Duddärä-Chor vor. Biografisches über den bekanntesten Vordenker steuerte Buchautor Frank Winter bei.
Die Badische Revolution gelte als ein wichtiger Meilenstein in der Entstehung der heutigen freiheitlichen Demokratie, die es mehr denn je zu verteidigen gelte, forderte Oberbürgermeister Thomas Deuschle unter dem Beifall der rund 200 Besucher. Dabei verweis er auf die aktuellen Gefährdungen durch rechtsradikale Umtriebe. Auch erinnerte er an das Grundgesetz, das seit 75 Jahren Freiheit, Frieden und Demokratie ermögliche.
Die Hauptforderungen der Freiheitskämpfer von 1849, „Einigkeit und Recht und Freiheit“, solle, so Hiltwein, der 2001 errichtete Gedenkstein des Heimatvereins immer wieder ins Gedächtnis rufen. Den Kampf um - aus heutiger Sicht -Selbstverständlichkeiten wie Presse- und Gewissensfreiheit, gerechte Besteuerung, Demokratie und Menschenrechte bezahlten viele Badener mit dem Leben.
Aus noch vorhandenen Zeitzeugenberichten, die der "Nachtwächter" zur Sprache brachte, geht hervor, dass es in Wiesental eine der ersten politisch aktiven Frauen gegeben hat. Maria Josepha Wittmer, Mutter von vier Söhnen, stand damals an der Spitze einer „Umsturzpartei“. Nur knapp entging sie der Hinrichtung.
Der Gedenkfeier, in ehrenamtlicher Arbeit vorbereitet, selbst organisiert und finanziert, war ein halbstündiger Rundgang zu den Plätzen vorangegangen, die bei den Revolutionsereignissen im Ort eine Rolle gespielt haben. Eine begleitende Installation („Freiheit beginnt im Kopf“) von 15 Kindern und Jugendlichen stellte der Kulturverein vor. Für die Verköstigung der Gäste sorgten die Pfadfinder.
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
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