Karin Brands Biolädle in Rheinhausen mit Wiesentaler Nostalgie:
Leo-Saal-Lampen leuchten jetzt woanders
Waghäusel/Oberhausen-Rheinhausen. „Mir hewä a än Leo-Saal unn ä Rosähall, ä nicklneii Kinnäschul unn ä Leichähall.“ So heißt es im 1928 verfassten Loblied auf Wiesental, das so beginnt: „Äm Bruhroi do liegt Wissädal“.
Der berühmte und in Nordbaden mitsamt der Pfalz bekannte Leo-Saal spielte im kulturellen Leben der Gemeinde und des späteren Stadtteils von Waghäusel eine bedeutende, ja zentrale Rolle. 1925 entstand das Bauwerk, 2015 erfolgte – nach einer Zeit des Stillstands - der Abriss: von vielen bedauert, gehörte doch das Bauwerk mit reicher Tradition zur Ortsgeschichte.
Dass jetzt die für den Leo-Saal charakteristischen Lampen in Rheinhausen auftauchen, ist sicherlich erstaunlich, ungewöhnlich. Bei der kürzlichen Eröffnung des dortigen Biolädchens erinnerte sich ein Besucher mit Blick auf die Bereicherung an der Decke an die Tage seiner Jugend. Inhaberin Karin Brand bestätigte die Herkunft. Ihr Mann sei ein Sammler, der diese materielle Erinnerung an den alten Leo-Saal angeboten bekommen habe.
über dem früheren Eingang in den Saal stand groß das Jahr der Fertigstellung: 1925. Ende der 1920er Jahre wurden Filme vorgeführt: in Konkurrenz zu den Palastfestspielen im „Friedrichsbad“, ebenfalls 1925 eröffnet.
In einer Zeit, als es noch keine großen Mehrzweckhallen gab, dienten der Wiesentaler Leosaal – wie die Rosenhalle - als überregionaler Sammel- und Kontenpunkt für alle Fastnachter, die sich dort zu den legendären Maskenbällen trafen. Später diente die Räumlichkeit für vielerlei Veranstaltungen und kulturelle (Groß-)Ereignisse.
Der Wiesentaler Max Bischoff ließ damals, 1925, den Leo-Saal bauen. Nach Gründung der Ortssparkasse 1893 wurde der gelernte Kaufmann zum Sparkassenrechner berufen. 1904 ist er als Inhaber der Wiesentaler „Bahnhofswirtschaft“ verzeichnet. 1908 ließ er den „Badischen Hof“ errichten und von seinem Schwiegersohn Leo Schweikert bewirtschaften. Später übernahm der allseits bekannte „Leo-Karl“ die Gastwirtschaft.
Jetzt hängen die markanten Beleuchtungskörper im Hof des neuen Biolädchens in Rheinhausen in der Hauptstraße 55.
Nach mehr als drei Jahrzehnten stellten 2020 die „Bio-Riegel-Naturwaren“ von Karl und Annette Riegel in Rheinhausen den Betrieb ein. Als die beiden zu Anfang des Jahres 1989 eröffnet hatten, zählten sie noch zu den Exoten im Land, zu den ersten in der ganzen Region, denn Bioprodukte gab es bundesweit erst seit Mitte der 80er Jahre.
Aufgrund zahlreicher Nachfragen und des vielfach geäußerten Wunsches nach Biowaren im Ort hat jetzt an einem anderen Standort in Rheinhausen ein neues Bio-Geschäft mit einem reichhaltigen reinen Bio-Sortiment eröffnet.
Die 47-jährige Karin Brand hat Sozialwissenschaften studiert, ist Marketingexpertin und wollte sich jetzt selbstständig machen. Warum? „Die Biobranche war und ist meine Heimat.“
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
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