Waghäuseler Schriftstellerin bekennt:
"Mich faszinieren Abgründe der menschlichen Gesellschaft"
Waghäusel. Unter dem Künstlernamen Elenor Avelle schreibt die Kirrlacherin Nora Stabel ihre Bücher. Heute stellt der Waghäuseler Verein „Kunstfreude“ in einem Interview die Autorin vor:
Wann begann dein Interesse, als Buchautorin tätig zu sein?
Als Autorin tätig war ich schon immer. Das Schreiben ist einer meiner Kanäle, um mich auszudrücken, meine Hoffnungen und Befürchtungen für die Zukunft. Mein erstes Buch habe ich 2017 herausgebracht. Diesen Schritt zu wagen, war gar nicht so einfach, aber einige Umstände in meinem Leben haben dazu geführt, dass ich dachte: "Wenn nicht jetzt, wann dann?".
Woher kommt diese Begabung?
Wie bei allen Dingen im Leben spielt Begabung auch in der Schriftstellerei eine Rolle. Aber vor allen Dingen ist es ein Handwerk, das erlernt und fortlaufend studiert werden muss. Ohne lernen und üben hilft Talent wenig, gerade in der Schriftstellerei. Woher meine Leidenschaft für das Schreiben kommt, kann ich nicht wirklich sagen, sie war immer schon da. Es gab kein Erlebnis, das mich zum Schreiben gebracht hat, kein erstes schicksalhaftes Date mit dem geschriebenen Wort. Ich liebte Geschichten und das Erzählen von Beginn an.
Wie viele Veröffentlichungen waren es seither?
Seit meiner ersten Veröffentlichung habe ich jedes Jahr einen neuen Roman herausgebracht. Grundlegend sind alle meine Bücher dystopisch. Mich faszinieren die Abgründe der menschlichen Gesellschaft.
Mein Debüt "Infiziert" ist ein Genrehybrid zwischen Postapokalypse und Science-Fiction. Ich spiele allgemein gerne mit Genres. Die drei folgenden Bücher sind eine Trilogie in der gleichen Welt wie "Infiziert". "Gefesselt - Der Anfang" ist ein Technothriller gemischt mit Nanopunk, der die Vorgeschichte der Apokalypse erzählt. "Gefesselt - Der Aufstand", zeitgleich mit "Infiziert", zeigt neben einem bekannten Handlungsstrang einen bisher unbekannten in einer anderen Stadt. "Gefesselt - Die Rückkehr" ist der Abschluss der Geschichte und führt die überlebenden Protagonisten zusammen.
Was ist noch alles geplant?
Ich arbeite aktuell an einem neuen Projekt, auch wieder dystopisch, wie alle meine anderen Romane. Es ist eine Voodoo-Clockpunk-Märchenadaption von Schneeweißchen und Rosenrot. Das Projekt ist ganz anders als alles, was ich bislang geschrieben habe, eine aufregende Sache. Im Kern geht es um das Ende von fossilen Brennstoffen, den Wandel des Planeten, gesellschaftliche Ungerechtigkeit und Vorurteile.
Die Verpackung der Themen ist mystisch, märchenhaft und fantastisch. Im Grunde der Kern, der das Genre der Fantastik ausmacht, das Spiegeln menschlicher Höhen und Tiefen auf spielerische Weise.
Auch nach „SchneeRot“ (so der Arbeitstitel des aktuellen Projekts) werden mir die Ideen nicht ausgehen. Es warten schon diverse Geschichten darauf, erzählt zu werden.
Hast du besondere (kuriose) Erlebnisse zu verzeichnen?
Als ich auf meiner ersten Leipziger Buchmesse war, kam eine junge Frau zu mir, fragte schüchtern, ob sie ein Autogramm haben könne und freute sich riesig, als ich mit ihr ein Selfie machte. Das kam für mich unerwartet, war ein ganz neues Erlebnis und wird mir wohl ewig als wertvolle Erinnerung bleiben.
Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf deine Arbeit aus?
Im Grunde wenig, da meine Arbeit von Natur aus von zuhause getätigt werden kann. Genau genommen hat mich die Situation in manchen Belangen sogar von Druck befreit, da sie die Erwartungshaltung für Treffen und Außenaktivitäten, die ich leider meist nicht erfüllen kann, reduziert.
Homeschooling ist dagegen wieder eine große Herausforderung. Es gibt so gut wie keine Zeiten, in denen das Haus mal leer ist. Das macht es manchmal etwas knifflig, die eigenen Gedanken zu hören und zu Papier zu bringen.
Ein wirklich großes Problem sind die ausgefallenen Buchmessen. Sie tragen nicht unwesentlich zum Verdienst bei: Einnahmen, die jetzt fehlen. Das erschwert die Finanzierung des nächstens Werks erheblich.
Da ist Kreativität und Neuplanung erforderlich. Aktuell ist für Autoren die Onlinepräsentation nahezu die einzige Möglichkeit, sich persönlich ins Gespräch zu bringen. Ich habe Twitch für mich entdeckt und großen Spaß am Livestreaming.
Vielen Dank.
Das Interview ermöglichte der neue Verein „Kulturfreude“ Waghäusel: ein Zusammenschluss von Künstlern, Kulturschaffenden und Förderern. Unter Kultur fasst er u.a. künstlerische Ausdrucksformen wie Kunst, Sprache, Schrift, Musik, Ge-sang und Bräuche zusammen. Vorsitzende ist Anita Medjed-Stumm.
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
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