Lithografie von Friedrich dem Großen entdeckt:
Neue Erkenntnisse über das Fürstenlager von Prinz Eugen

Waghäusel. Vom Aufenthalt Friedrichs des Großen im Fürstenlager von Prinz Eugen auf Gemarkung Wiesental existiert eine mehrfach hergestellte Lithografie. Dabei handelt es sich um das älteste Flachdruckverfahren. Unter der Darstellung der Szene im Jahr 1734 ist vermerkt: „Friedrich der II. als Kronprinz, von dem Prinzen Eugen im Lager bei Philippsburg empfangen d. 7. Juli 1734“. Zu sehen sind beide Berühmtheiten im Kreis von neun Offizieren.
Die festgehaltene Begegnung spielt sich ab vor dem Hintergrund der damals mächtigsten Reichsfestung am Rhein: Philippsburg. Doch die Zuordnung ist nicht  korrekt. Prinz Eugen, genannt „Der edle Ritter“, Bezwinger der Türken vor Wien, nunmehr Heerführer der kaiserlichen Truppen, und Friedrich, der spätere „Alte Fritz“, trafen sich vor knapp 300 Jahren zwar in der Nähe der von den Franzosen belagerten Bastion, aber auf Wiesentaler Boden.
Jetzt hat der Heimatvereinsvorsitzende Peter Hiltwein in einem Berliner Antiquariat einen altkolorierten Stich von diesem Ereignis ausfindig gemacht, der nachweislich aus dem Jahr 1840 stammt, und ihn fürs Heimatmuseum erworben.
Rätsel hat schon immer die Frage nach dem Standort des deutschen Hauptquartiers im damaligen Polnischen Erbfolgekrieg aufgegeben, der auch vor den Toren Philippsburgs ausgetragen wurde. Jetzt kommt Hiltwein zu neuen Erkenntnisse über den Aufenthaltsort des berühmten Prinzen. Die bisher vermutete Stätte im Gewann „Frankreich“ gegenüber dem Tontaubenschießstand, auf dem der wuchtige Prinz-Eugen-Gedenkstein steht, dürfte nicht der richtige Ort sein.
Bei der Initiative des Heimatvereins 1987 hatten der dorthin führende historische Lagerweg und die Auffindung zahlreicher Menschenknochen im Erdreich den Ausschlag für die Platzierung des Mahnmals mit Bronzetafel gegeben. Laut neu ausgewerteter alter Unterlagen muss der Feldherr etwa zwei Kilometer weiter - in Richtung Nordosten - sein Quartier aufgeschlagen haben: am Wagbach zwischen dem heutigen Badweg und der L 556.
Den Aufzeichnungen zufolge hat der Prinz von Savoyen mit seinem Stab östlich des damaligen Dörfchens Wiesental am „Holler-Graben“ den Einsatz geleitet. Dies bestätigt auch der Geograf und Historiker Heinz Musall: Dabei handele es sich um Wagbach. Auf einer Karte aus dieser Zeit ist der Holler-Graben eingezeichnet, das Quartier und auch die Ausbreitung der Truppen in östliche Richtung von Wiesental. Mit dem österreichischen „Holler“, der Sprachgebrauch Prinz Eugens, ist Holunder gemeint.
Am 7. Juli 1734 besucht Friedrich den Befehlshaber der Reichstruppen am Rhein und will die vielgepriesene Kriegskunst des berühmten Feldherrn miterleben. Doch als der 71-Jährige mit seinen 85.000 Soldaten die erwartete Schlacht mit den 100.000 Franzosen meidet, die Philippsburg eingeschlossen haben, ist der preußische Kronprinz schwer enttäuscht – und reist nach 16 Tagen ab.

Autor:

Werner Schmidhuber aus Waghäusel

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