Gemeinsame Inszenierung von „Parole“ und „Klimpermimen“:
Neun Superlative bei neun Spielterminen
Waghäusel. Wer sich noch an die Anfänge der „Parole“ und auch der „Klimpermimen“ in Wiesental erinnert und besonders daran, mit welchen bescheidenen technischen Mittel sie damals aufkommen mussten, stellt jetzt einen Riesenunterschied fest. Beide Ensembles, diesmal in einer „bärenstarken Besetzung“ (so ein erfahrener Sachkenner) leisteten bei ihrer diesjährigen Gemeinschaftsproduktion Bestarbeit.
Zu einem kulturellen Theater- und Musical-Highlight in Waghäusel dürfte die dreistündige Novelle „Der bunte Schal“ geworden sein. Die eingesetzte Gesamttechnik lässt sich wohl nicht mehr übertreffen. Einen Blickfang mit Aha-Effekt bildet der Fahrstuhl auf der größenmäßig verdoppelten Bühne, der die Hausbewohner und die Besucherin Lara ruckelnd nach oben und nach unten befördert.
Dass es am Schluss der Aufführung zu kräftigen Standing Ovations kommt, wunderte niemand. Die Begeisterung des Publikums bei der Premiere galt allen Akteuren vor und hinter den ungewohnten Kulissen, die mehrfach – noch nie so oft wie 2019 - umgebaut wurden. Entzückt zeigten sich die einheimischen und auswärtigen Zuschauer über die „Väter und Mütter“ des Erfolgs: Autor Martin Mahl, Regisseurin Amelie Mahl und die beiden Topdarsteller mit einem erlernten Riesentext, Josefine Mahl als „Lara“ und Julian Decker als „Jack“.
Neun Superlative
Wenn an insgesamt neun Aufführungstagen – mit Start am vergangenen Samstag im Wiesentaler Pfarrzentrum – schätzungsweise zweieinhalbtausend Zuschauer das mit Stolz angekündigte „beswingte Musiktheaterstück“ genießen werden und auf sich einwirken lassen, dann bieten das Amateurtheater „Parole“ und die Musicalgruppe „Die Klimpermimen“ zugleich neun ins Auge springende Superlative.
Erstmals präsentieren beide Ensembles, die sich 2018 zusammengeschlossen haben, als Neuerung eine gemeinsame Inszenierung. In dieser Theatersaison kommt eine Rekordzahl von 30 Rollen zustande, die ein Altersspektrum von acht bis 55 Jahren abdecken. Da sich die Geschichte in einem fünfstöckigen Mehrfamilienhaus ereignet, dürfen die Zuschauer über einen fahrenden Lift auf der Bühne staunen und ihre Blicke auf mehrere Stockwerke werfen. Geboten wird ein Treppenhaus mit insgesamt sieben Schauplätzen - verschiedene Etagen, einschließlich der Wohnräume links und rechts.
Das alles gab es noch nie. Im Einsatz sind dank eines neuangeschafften Traversensystems mehr als 50 Scheinwerfer, die das jeweilige Stockwerk und seine Bewohner ins rechte Licht rücken. In den Zweiakter sind auch viele gesangliche Elemente eingebaut. Jede einzelne Frauen- und Männerstimme überzeugt. Versprochen wurde im Vorfeld ein „abwechslungsreicher Abend voll swingender Musik, facettenreichem Gesang, unterhaltendem Schauspiel und überraschenden Tanzeinlagen.“ Und gehalten! Auch die inhaltsreichen Songs stammen aus der Feder von Martin Mahl.
Einer der beiden Hauptakteure zeigt sich zum ersten Mal auf der Bühne: der sympathische Julian Decker – neben Supertalent „Lara“ Josephine Mahl. In Deutschland dürfte es kaum eine so junge Regisseurin wie in Wiesental geben: Die 21-jährige Amelie Mahl führt, wie die Proben und die Premiere bewiesen, die von ihr gelenkten meist älteren Herrschaften zum Erfolg. Gleich sechs Instrumentalisten bereichern das Geschehen. Mit dieser Band wollen die Theaterverantwortlichen, wie sie verheißen, musikalisch neue Wege beschreiten.
Das Geschehen
Um was geht in dem 2010 erschienenen Buch des mehrfachen Autors Martin Mahl? Karrierefrau Lara folgt an Heiligabend einem – wie sie findet - faszinierenden Mann, mit buntem Schal um den Hals, den sie nur von hinten sieht, vom Einkaufscenter bis zu einem in die Jahre gekommenen Stadthaus mit Hausnummer 23. Dort will sie den abhanden Gekommenen aufstöbern. Dabei erlebt Lara eine unverhoffte Reise, erlebt ihr persönliches Weihnachtswunder.
Auf ihrer Odyssee lernt sie die Menschen des Wohnhauses kennen: normale und überspannte, liebe und nervige, ruhige und skurrile. Sie hört ihre Erlebnisse und Einschätzungen, erfährt ihre Gewohnheiten, „lauscht dabei immer mehr in sich selbst hinein und macht sich bewusst, dass es an der Zeit ist aufzuwachen. Es ist an der Zeit, ihre Selbstgerechtigkeit abzulegen“, heißt es in der offiziellen Buchbeschreibung.
In den Mittelpunkt seiner Botschaft stellte Martin Mahl das Weihnachtsfest, das jeder Bewohner auf seine Art gefeiert oder nicht gefeiert hätte. Den Anstoß zu einem gemeinschaftlichen Miteinander gibt die betagte Auguste. Hintergründig ermöglicht der Autor einen nachdenklichen Blick in die Einsamkeit von Familien und vor allem von Alleinstehenden. An Weihnachten besteht die Möglichkeit, aus dem tristen Dasein herauszukommen und sich gegenseitig zu stützen. Die Wandlung in seiner Einstellung zeigt sich am deutlichsten am Hausmeister Willi.
Wer spielt mit?
Wer sind die Darsteller, die 30 Rollen besetzen und die Unterschiede so exzellent verkörpern? Josefine Mahl, Julian Decker, Sabine Biester, Lena Stumm, Gesine Mack, Lena Mergner und Davis Heger. Hinzu kommen die „Bewohner“ Dominik Zimmermann, Jasmin Herzog, Celina Mahl, Lisa Schreiber, Alina Hoffmann, Matthias Schmitteckert, Emely Mahl, Lena Simon, Carola Mahl, David Heger, Jörg Bottler, Sandy Löhlein, Claudia Gauweiler, Sarah Gauweiler, Emilia Steiner, Johannes Schlindwein und Mario Gröger. Zum Ensemble gehören auch der leibe Hund Goethe – und schließlich der unbekannte und erst zum Schluss enttarnte Mann mit dem bunten Schal.
Hinter den Kulissen sind viele helfende Hände und Köpfe im Einsatz, so – neben Ralf Mahl und Herbert Mahl an vorderster Front - Philipp Machauer, Walter Streit Martin Martin Bachsteffel, Herbert Mahl, Thomas Schott, Stephan Köhler, Kay Sälzler, Rosemarie Vogel und Anita Medjed-Stumm.
Für das notwendige Drumherum, etwa Maske, Kostüme und Frisuren, sorgen Franziska Decker, Steffi Gabrysch, Viola Mahl, Amelie Mahl, Gerlinde Brehm mit ihren Teams. Ramona Stegmüller übernimmt den wichtigen Part als Souffleuse.
Viele Schauspieler konzentrieren sich nicht nur auf ihre Auftritte, sie wirken auch an verschiedenen Aufgaben im Hintergrund mit. Die erweiterte starke Klimpermimen-Band besteht aus Thomas Schott, Michael Kretzler, Udo Hirschinger, Jochen Hoffmann, Martin Mahl, Evi Oechsler-Mahl und Emely Mahl.
Anstehende Termine
Alle neun Spieltermine liegen in dem Wochenendzeitraum vom 2. bis 23. November. Nächste Aufführungen:
So, 03.11.19, 18 Uhr
Fr, 08.11.19, 19 Uhr
Sa, 09.11.19, 19 Uhr
Fr, 15.11.19, 19 Uhr
Sa, 16.11.19, 19 Uhr (ausverkauft)
So, 17.11.19, 18 Uhr
Fr, 22.11.19, 19 Uhr
Sa, 23.11.19, 19 Uhr
Kartenbestellung online:karten@theater-parole.de,
Telefon (07254) 77 99 350.
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
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