Bahnstrecke Waghäusel-Neulußheim:
Rätselraten über 43 Holzhaufen
Waghäusel/Neulußheim. Jeden Tag werde er angesprochen, berichtet ein Ornithologe. Seit Wochen kommt es zu einem großen Rätselraten: „Was sind das für Holzhaufen? Welche Funktion haben sie?“ Das fragen sich viele Spaziergänger und Radfahrer, die auf der stillgelegten B 36 unterwegs sind. Aus der einstigen vielbefahrenen Verbindungsstraße neben der 224 Hektar großen Wagbachniederung ist inzwischen eine begehrte Ausflugsstrecke geworden.
Exakt 43 aufgeschichtete Holzstapel, gut ein Meter hoch, sitzen entlang der Bahngleise, etwa in der Mitte der Schnellbahnstrecke zwischen den Bahnhöfen Waghäusel und Neulußheim.
Die Pressestelle der Bahn in Stuttgart kann Auskunft geben: Bei den Holzstapeln handele es sich um sogenannte Totholzhaufen, die als Habitat für Reptilien, etwa Eidechsen, angelegt sind. Sie dienen als Ausgleichs- oder Ersatzhabitat und werden im Vorfeld zu einer Baumaßnahme errichtet, damit die Reptilien für die Bauzeit ausreichend Ersatzlebensraum haben.
Insbesondere dienen sie als Versteck und als Sonnenplätze. Sehr schnell sind die Domizile durch die Reptilien besiedelt. Mit der Maßnahme soll den Tierchen die Möglichkeit geboten werden, außerhalb des bislang in Anspruch genommenen Gleiskörpers Zuflucht zu finden. Die Totholzhaufen bleiben in der Regel bestehen, so dass die Tiere dort langfristig leben können.
Nicht nur die Holzhaufen, die mitunter wie Scheiterhaufen aussehen, sind zu bestaunen, sondern auch zwei markante Gebäude, „fernab der Zivilisation“, wie es mitunter heißt. In nördlicher Richtung steht ein ehemaliges Bahnwärterhäuschen, versteckt im Wald, nicht weit weg eine ehemalige Gastwirtschaft: seit 38 Jahren der Wohnsitz des Diplom-Biologen und Wagbachniederung-Experten Ulrich Mahler, ehemaliger Naturschutzbeauftragter und Mitarbeiter des Regierungspräsidiums.
Hintergrund:
Die habitatreiche Bahnstrecke wird mit dem Leit- und Sicherungssystem „European Train Control System (ETCS)“ ausgerüstet: als Zukunftsbaustein der digitalen Schiene, so die Pressestelle der Bahn. Das europaweite einheitliche System ermöglicht eine verbesserte Nutzung der Schienenkapazitäten.
Ziel sein, die Vielfalt der in Europa eingesetzten rund 20 vorhandenen Zugbeeinflussungssysteme abzulösen und einen einheitlichen, europäischen Standard einzuführen.
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.