Wiesental als Teil des Imperium Romanum:
Römerkastell ist jetzt wieder begehbar
Waghäusel-Wiesental. Das vielleicht wichtigste Kulturdenkmal der Stadt Waghäusel ist wieder intakt, sozusagen auf Vordermann gebracht. Glücklich zeigt sich der Heimatverein über den Erfolg seiner aufwändigen Aktionen: Gut 200 Arbeitsstunden dürften zusammengekommen sein, die insgesamt 14 fleißige Helfer des Heimatvereins geleistet haben, um die noch vorhandenen Reste des einstigen Römerkastells zu erhalten.
Nach drei samstäglichen Arbeitseinsätzen ist das Projekt „Weiterer Erhalt des Römerkastells“ vorerst abgeschlossen. Die Mannschaft hat innerhalb der Kastellgrenzen und darüber hinaus in einem großen Teil des Grabens die abgesägten und umgefallenen Bäume und die herumliegenden Äste beseitigt: eine Heidenarbeit, wie die Helfer/innen berichten.
Dank des Heimatvereins ist es gelungen, die große historische Fläche wieder für eine Besichtigung frei zu räumen. Die Ecken des Kastells sind jetzt mit auffälligen Pfählen gekennzeichnet, um einen guten Überblick zu bekommen. „Dies war nun unsere erste Aktion zum 725-jährigen Bestehen Wiesentals in diesem Jahr“, lautet der Hinweis von Peter Hiltwein.
Eine Beschilderung des Kastells ist bereits in Planung. Um den Aufwand für die nächste Geländesäuberung geringer zu halten, soll jährlich eine Begehung des Geländes mit Arbeitseinsatz stattfinden.
Folgende "Waldarbeiter" waren bei den Aktionen tätig, denen der Heimatverein zu großem Dank verpflichtet ist:
• Ilka Bühler
• Karl Häußler
• Edwin Herzog
• Hans-Peter Hiltwein
• Michael Hörner
• Robert Klapdohr
• Gert Mauk
• Rudolf Müller
• Stefan de Ponte
• Alfons Riffel
• Irena Schmidhuber
• Werner Schmidhuber
• Erich Schweikert
• Tobias Wermuth
In dankenswerter Weise stellte die Fa. ZimmAteC Gerätschaften wie Radlader und Motorsäge über Stefan de Ponte zur Verfügung.
Warum kümmert sich der Heimatverein so intensiv um das Kulturdenkmal?
Ihm geht um die noch erhaltenen Reste eines 2.000 Jahre alten Römerkastells an der Straße nach Hambrücken, westlich des Wagbachs, das als bedeutendes Kulturdenkmal eingestuft ist.
Vor geraumer Zeit mussten dort zahlreiche Nadelbäume wegen des Borkenkäferbefalls gefällt werden. Nach Abschluss der Arbeiten blieb das gesamte Gelände mit Baumstämmen und Ästen regelrecht zugedeckt.
Für den Heimatverein war dies kein Zustand auf Dauer, der eine fortschreitende Auflösung der Anlage befürchtete. In dem Areal seien keine Führungen durch das hochwertige Kulturdenkmal mehr möglich. Bis ein dicker Baumstamm verrotte, dauere es Jahrzehnte.
Das Gelände mit Römerkastell gehört zum Privatbesitz des Unternehmers Markus Wirth, der das frühere große Anwesen des Kiesfirmeninhabers Bauer erworben hat.
Mit ihm und Bruder Andreas trafen sich vor Beginn der Aktion die Vertreter des Heimatvereins und einigten sich. Die Vereinbarung sah vor, dass auf der Anhöhe des viereckigen Kastells mit Hand und Säge ein Weg freigeräumt wird, um Besichtigungen und Führungen zu ermöglichen. Außerhalb des Erdwalls – allerdings in angemessener Entfernung - kann das geschlagene Holz so liegen bleiben.
Zur Geschichte
Auch die Gemarkung des erst 1297 gegründeten Dorfes Wiesental gehört einst zum Imperium Romanum. Es gibt wohl so zwei Dutzend konkrete Bezüge und noch viel mehr Bodenfundstücke, die beweisen, dass sich die alten Römer auf Wiesentaler Gebiet aufgehalten haben - für Jahrzehnte.
Bei der Begradigung der Landstraße nach Hambrücken und dem Bau der Wagbachbrücke stießen 1953 die Bauarbeiter auf römische Scherben und Ziegelbrocken, auf einen Wall, einen Graben und einen Schachtbrunnen. Bei der entdeckten Anlage handelt es sich um ein 24 Ar großes Militärlager mit ungleich langen Seiten, erbaut etwa im Jahr 82, in der Zeit des Kaisers Domitian. Das weit und breit einzige Kastell bot Platz für nahezu 80 Soldaten. Bestimmend für die Lage dieses Beobachtungspostens war wohl die in geringer Entfernung vorbeiziehende Römerstraße.
Auch existieren Bodenfunde, die beweisen, dass etwa 180 Meter westlich des Kastells - rechts und links des Wagbachs - eine zivile Siedlung, ein Lagerdorf, lag. Ein ganzer Raum im Heimatmuseum ist der Römerzeit gewidmet. Großteils sind in den Vitrinen die wertvollsten Fundstücke zu bewundern. Zu Verdeutlichung der damaligen politischen und militärischen Lage wurde von Mitgliedern des Heimatvereins ein Modell des Römerkastells angefertigt.
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
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