230 betroffene Mitarbeiter:
„Schuler-Drama in drei Akten“
Waghäusel. Eines der großen Gesprächsthemen in Waghäusel und Umgebung ist und bleibt wohl die Schließung der „Schuler Pressen“. Wer auch immer dazu Stellung nimmt und seine Meinung äußert, bedauert den Schritt und zeigt Unverständnis.
Der dritte Akt im Schuler-Drama ist auch der letzte im Gesamtablauf. Betroffen sind die bislang verbliebenen 230 Mitarbeiter des einst so bedeutenden Werks. Jetzt steht der komplette Standort vor dem unerbittlichen Aus. Das hiesige Hydraulik-Geschäft wird verlagert und kommt ins 50 Kilometer entfernte Gemmingen.
Das allmähliche Ende begann wie in einem klassischen Drama, zunächst mit der Exposition: Der Konflikt wurde angedeutet. Dann kam es zur „steigenden Handlung“ und die Entwicklung des Geschehens beschleunigte sich. Schließlich rundete der dritte Akt als Höhepunkt das Drama ab.
Auf Schuler übertragen hieß dies: Den ersten erheblichen Stellenabbau gab es 2015, dann folgte ein weiterer Schritt im Juli 2019, jetzt ist der Höhepunkt erreicht. Aus. Amen.
Noch 2014 sah alles ziemlich rosig aus: Spanier, Franzosen, Engländer, Niederländer, Österreicher und Schweizer waren nach Wiesental zu „Schuler“ gekommen, wo bei einer imposanten Demonstration die neueste und modernste Kurzhubpresse zur Verarbeitung faserverstärkter Kunststoffe vorgestellt wurde. Was sie kostet? Etwa drei Millionen Euro, schätzte ein Mitarbeiter. Damals sah alles nach weiterem Wachstum und einer Bestandssicherung auf Dauer aus.
Der große Arbeitgeber galt vor allem in den 50er, 60er und 70er Jahren das Aushängeschild für eine florierende Wirtschaft. Um 1960 war die Rede von über 300 soliden Arbeitsplätzen.
1951 hatte der Gemeinderat der noch selbstständigen Gemeinde Wiesental der Ansiedlung der Süddeutschen Maschinenbaugesellschaft (SMG) zugestimmt. 1973 wurde die Firma vom Unternehmen „Schuler Pressen“ (Göppingen) übernommen.
„Was gelten noch die eigenen Worte?“, stellt der Fraktionsvorsitzende der „Unabhängigen“ Waghäusel, Roland Liebl, ungläubig fest und erinnert an eine Bekundung. Waghäusel bleibe als Standort erhalten, habe im Juli 2019 der Pressesprecher des Unternehmens Schuler Pressen, Hans Obermeier, gegenüber der Tageszeitung (31. Juli 2019) versprochen.
Eineinhalb Jahre später sei festzuhalten: „Alles Schall und Rauch!“
Bei einem intensiven Gedanken- und Meinungsaustausch mit dem Betriebsratsvorsitzenden Marco Oestringer im Sommer 2019 hatte Fraktionschef Roland Liebl die Lage erörtert, nach Lösungen gesucht und jederzeitige Unterstützung angeboten.
Für Liebl und die Stadtverbandsvorsitzende Kerstin Siegrist ist, damals wie heute, der Verlust der Arbeitsplätze für die Betroffenen „ein massiver existenzieller Einschnitt in ihrer Lebensgestaltung.“
Etwa 100 Mitarbeiter, vor allem aus der Verwaltung, so heißt es, könnten in eine Transfergesellschaft wechseln. Da in Gemmingen schon eine Verwaltung besteht, gibt es für die 100 aus Waghäusel keine Zukunft mehr bei Schuler.
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
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