Jetzt Stahl statt Bronze:
Wiesental mit neuen Glocken
Waghäusel-Wiesental. Heiliger Bimbam! Nach vier Jahren Stille im Dorf durften sich die Wiesentaler wieder am Glockengeläute erfreuen. Das „bedeutende Ereignis für ganz Wiesental“, wie es in alten Unterlagen hieß, machten sie vor genau 100 Jahren zu einem Riesenfest. In den leeren Kirchturm kamen wieder vier Glocken: größer und schwerer als die Vorgänger.
1917, mitten im Weltkrieg, hatte die Pfarrei ihre Bronzeglocken für Kriegszwecke abliefern müssen. 1921 entschied sich der neue Pfarrer Heinrich Gramlich für Neuanschaffungen aus Gussstahl, um sicherzugehen, dass ihnen in einem Kriegsfall nicht das gleiche Schicksal widerfahren würde.
Die weise Voraussicht bestätigte sich im Zweiten Weltkrieg, als wiederum alles Bronzene eingesammelt wurde.
Per Bahn erfolgte 1921 die Lieferung aus Bochum, der weltweit größten Glockengießerei. Auf dem Gelände der Zuckerfabrik wurden die vier Schwergewichte auf Pritschenwagen umgeladen und reichlich geschmückt.
16 Pferde zogen die vier Tonnen Fracht. Ein langer 13-teiliger Festzug begleitete den Transport, darunter eine Truppe Radfahrer, eine Schar Festreiter, Sänger von drei Chören.
Zum Aufgebot gehörten nicht nur der Stiftungsrat und der Gemeinderat, sondern auch das Lehrerkollegium und eine Formation von hohen Beamten.
Den Einbau nahmen einige Tage später Maurermeister Heinrich Wagenhan und der letzte Glockengießer Peter Hormuth aus der seit 1839 bestehenden Wiesentaler Glockengießerei Karl Riedel vor.
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
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