Mit einem feierlichen Gelöbnis:
Wiesental vor dem Untergang gerettet

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Waghäusel. Zwischen beiden Pandemien liegen knapp 400 Jahre. Im Jahr 1638 verbreitete sich auch in Wiesental wieder einmal die Pest, es gab viele Ansteckungen, viele Kranke und Tote. Seit 2020 herrscht überall auf der Welt die Pandemie namens Corona.
Parallelen zwischen damals und heute drängen sich auf, etwa die Schutzmaßnahmen vor möglichen Ansteckungen in Form von Gesichtsmasken oder die strikte Quarantäne der Erkrankten.
Die Wiesentaler wussten sich nicht mehr zu helfen. Eine medizinische Versorgung gab es damals nicht. Schließlich fassten die gesunden Dorfbewohner einen recht ungewöhnlichen Beschluss.
Im Dreißigjährigen Krieg hatten alle Ortschaften des Bruhrains Schreckliches zu erdulden. Marodierende Soldaten schleppten allerlei Krankheiten ein, so auch die Pest. Besonders Kinder und ältere Leute fielen, wie in Chroniken festgehalten, dem „schwarzen Tod“ zum Opfer. Wie leergefegt sahen die Dörfer aus. Um sich zu schützen, trugen die Menschen Tücher oder Masken vor dem Gesicht. Erst spät – oft zu spät – setzte sich die Erkenntnis durch, dass die Ausbreitung der Seuche nur durch die Isolation der Kranken eingedämmt werden kann.
Auch das kleine Wiesental hatte unter der grassierenden Pest zu leiden. In der Stunde höchster Not beschlossen die Wiesentaler, eine Fußwallfahrt zum Mariendom nach Speyer zu unternehmen und dort ein feierliches Gelübde abzulegen, so die mündliche Überlieferung.
Alle Wiesentaler, jung und alt, machten sich auf den beschwerlichen Weg über den Rhein und versprachen vor dem Gnadenbild der „Patrona Spirensis“, einen Bildstock zu errichten, wenn die Epidemie zum Stillstand kommen sollte. Gleich einer Antwort des Himmels klang nach ihrer Rückkehr die Pest ab. Dank eines Gelöbnisses hat das 1297 gegründete Dorf Wiesental überlebt.
Doch schon 1666 wütete erneut die Pestseuche im ganzen Land. Auch Wiesental mit seinen rund 20 ansässigen Familien blieb nicht verschont. Überlieferungen zufolge traute sich kein Mensch aus dem Haus - aus Angst, er könnte sich irgendwo anstecken. Angeblich war damals das untere Dorf vom oberen Dorf - um eine Ansteckungsgefahr zu verhindern – durch eine meterhohe Bretterwand voneinander getrennt. Niemand sollte den jeweils anderen Ortsteil betreten.
Ihr Gelöbnis von 1638 hatten die Wallfahrer sogleich erfüllt. An der Frontseite des Altartisches ist heute noch die eingemeißelte Jahreszahl 1638 zu sehen. Auf der Mensa steht eine Pieta: die Mutter Gottes mit dem Leichnam Jesu auf ihrem Schoß. Die beiden anderen Statuen, der heilige Josef und der heilige Franziskus, sind erst im 19. Jahrhundert hinzugestellt worden.
Den Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 mit der totalen Zerstörung des Dorfes überstanden nur die Ölberganlage neben der Kirche und die Marienfigur aus der Pestzeit. Bei Kanalisationsarbeiten in den 1950er Jahren stießen die Arbeiter genau dort, wo das Gelöbnis von 1638 eingelöst wurde, auf ein Massengrab mit zahlreichen Knochen von Menschen und Tieren. Im Jahr 1971 musste der Bildstock, der an ein Wohnhaus angebaut war, einer Straßenbaumaßnahme weichen.
Erst 1984 fand das neu erbaute Kapellchen mit der Pieta einen endgültigen Standort.

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Autor:

Werner Schmidhuber aus Waghäusel

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