Lichterprozession und Kräuterweihe:
Wundertätige Marienfigur mitgeführt
Waghäusel. Seit Jahrhunderten ist es so: Am 15. August, dem Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel, feiert die Wallfahrtskirche Waghäusel ihr Patronatsfest und lädt zum großen Wallfahrtstag ein, der am Vorabend beginnt. Es handelt sich um das älteste, bekannteste und bedeutendste Marienfest.
1950 ist die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel vom Papst zum Dogma erhoben worden. Christen glauben, dass sie als Gottesmutter frei von Sünde war und deshalb mit Leib und Seele zu Gott gekommen ist. Für das Kloster und die Wallfahrtskirche Waghäusel ist es der wichtigste Wallfahrtstag überhaupt.
Vor rund 600 Jahren
Seit knapp 600 Jahren gibt es den bekannten Wallfahrtsort. Mindestens genauso alt soll die wundertätige Marienstatue sein, die in Waghäusel verehrt wird.
Die geschmückte Madonna, die schon Wunder bewirkt haben soll, trugen weiß gekleidete Frauen der Bruderschaft „Legio Mariae“ an der Spitze der Lichterprozession. In einer Monstranz, unter einem Baldachin, wurde das Allerheiligste mitgeführt.
Segen vor der Eremitage
Mit Kerzen in den Händen folgten die Gläubigen „ihrer“ Gottesmutter auf dem Weg ins ehemalige Südzuckergelände. Vor der Eremitage gab es den Segen für die knienden Wallfahrer. Beeindruckend die Menschenmenge im Lichterschein, die gemeinsam Fürbitten vortrugen, Bittgesänge anstimmten und Marienlieder sangen.
Vorausgegangen war im Gotteshaus eine Wallfahrtmesse mit Kräutersegnung, mitgestaltet vom „Musikantenkreis“.
Was hat es mit den Werzwischen und Kräutersegnungen an diesem Tag auf sich?
Volkskundler bringen den seit Jahrhunderten gepflegten Brauch der Blumen- und Kräuterweihe an Maria Himmelfahrt mit der legendären Öffnung des Grabes der Gottesmutter in Verbindung. Die Jünger Jesu fanden keinen Leichnam vor, sondern nur Rosenblüten und Kräuter.
Welche Wirkung wird den Kräuterbüscheln nachgesagt?
In der mittelalterlichen Erfahrungsmedizin waren die „Marienkräuter“, die in der ganzen Region zu sogenannten Werzwischen gebunden werden, wegen ihrer heilenden Inhaltsstoffe hochgeschätzt. Mit den geweihten Büscheln hatten die Menschen früher das ganze Jahr eine wertvolle Naturapotheke für sich selbst und ihre Tiere zur Hand.
Was ist das Besondere von Waghäusel?
Als größte Kostbarkeit gilt das „Gnadenbild“, wie es üblicherweise genannt wird. Die Nachbildung von Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm stammt aus dem Jahr 1435. Ohne die einst in einem Baum versteckte und dort entdeckte Statue gäbe es heute kein Waghäusel, keine Wallfahrt, keine Kirche und kein Kloster.
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
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