Sebastian Fitzeks „Seelenbrecher“:
Zwei Stunden Hochspannung und Nervenkitzeln

Szene aus dem Fitzek-Thriller | Foto: Urheber: W. Schmidhuber
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Waghäusel-Wiesental.
An insgesamt sieben Tagen treibt ein perfider Psychopath im Pfarrzentrum (später zweimal in Kirrlach) sein Unwesen und sorgt für ein zweistündiges Nervenkitzeln. Wie auf eine Folter gespannt, so darf bei der Theateraufführung der „Parole“ gebibbert werden, wer und was hinter dem „Seelenbrecher“ steckt.

Dem Unhold sind bereits drei junge Frauen in die Fänge geraten, ist im Laufe des Stücks zu erfahren. Sie alle verschwanden eine Zeitlang und kehrten psychisch gebrochen wieder zurück: verwahrlost, apathisch, regelrecht begraben in ihren eigenen Körpern. Gewissenlos versetzt der Psycho seine Opfer in einen komaähnlichen Zustand, aus dem sie nicht mehr erwachen.
Wer von den acht möglichen Frauen und Männern, die derzeit in einer Klinik eingesperrt sind, kommt in Frage? Erst ganz am Schluss, wenn die Anspannung kaum noch erträglich ist, wird das Geheimnis gelüftet.

Den Übeltäter oder die Übeltäterin kannten zunächst nur die Theaterspieler der „Parole“, die sich an ein Werk des „sagenhaft erfolgreichen Kriminalschriftstellers“, so die aktuellste Pressebewertung, wagten: Sebastian Fitzek, „Talent zu Drastik und Dreistigkeit“, wie es weiter heißt, steht mit seinen Romanen ganz oben auf den Bestsellerlisten.
Diesmal dürfte es eine der größten Herausforderungen des seit 1982 bestehenden erfolgreichen Theaterensembles sein, das sich in 41 Jahren, trotz coronabedingter Unterbrechung, an 62 Stücke aller denkbaren Genres gemacht hat.

Bis kurz vor der Premiere probte der erprobte Regisseur Achim Milbich mit den acht Spielern, der Souffleuse und dem 20-köpfigen Team im Hintergrund. Wochenlang kam die Truppe im Bürgersaal des ehemaligen Wiesentaler Rathauses zusammen, zunächst ohne und dann mit Kulissen. Erst eine Woche vor der beginnenden Theatersaison erfolgte der Umzug mit allen Requisiten ins Pfarrzentrum.

„Wir wollten mal was Neues wagen“, sagt Milbich. Vielleicht lasse sich durch ein spektakuläres Theaterstück neues Publikum hinzugewinnen. Die Auswahl für 2023 könnte ihm Recht geben. Dass großes Interesse vorhanden ist, zeigte sich bereits im Vorfeld. Dank der intensiven Vorbereitungen, darunter sage und schreibe 35 Proben, gelingt es auch der „Parole“, eine beklemmende, spannende und turbulente Unterhaltung auf die Bühne zu bringen.

Die meisten Spieler haben eine jahrzehntelange Erfahrung aufzuweisen, so Carola Mahl (diesmal als Dr. Sophia Dron), Birgit Freidel (als Greta Kaminsky), Herbert Mahl (als Professor Samuel Rassfeld), Matthias Schmitteckert (als Caspar) und Ralf Mahl (als Dr. Jonathan Bruch). Auch Christoph Gabrysch (Dirk Bachmann) und Markus Haehnel (Tom Schadeck) gehören seit langem zum festen Stamm. Als neue Darstellerin wirkt Lisa Weyerer (Yasmin Schiller) mit. Isolde Vogel tritt als Nachrichtensprecherin auf.
„Zweifelsfrei gibt es eine optimale Verteilung der Rollen“, berichten langjährige Theaterbesucher nach den ersten zwei Aufführungen. Jeder der Akteure verkörpert einen eigenartigen Charakter. Jeder füllt perfekt seinen Part aus. Insbesondere die überzeugenden Hauptdarsteller, die viel Text lernen mussten.

Bestens gelingt es den „Parolisten“, die Spirale aus Verdächtigung und Verzweiflung, Beklemmung und Bestürzung bis zum schrecklichen Punkt der Erkenntnis zu drehen. Das Stück nimmt Fahrt auf, jeder steht unter Verdacht, es kommt zu immer heftigeren Ausrastern. Was muss passieren, damit es zu einer solchen Entwicklung kommt?
Eine zusammengewürfelte Gruppe ist von der Außenwelt abgeschlossen. Dazu passt das verbarrikadierte Haus, der Schneesturm, die kaputte Telefonleitung, die Abgeschiedenheit. Fitzeks Thriller führt in eine psychiatrische Klinik mit dem verheißungsvollen Namen „Teufelsberg“.

Dort treibt der Seelenbrecher sein Unwesen. Schnell wird dem Zuschauer klar: Nur obskure Elemente halten sich in dem Gemäuer auf, jedem von ihnen ist der Psychotyp zuzutrauen. Die Zuschauer zucken erschrocken zusammen, wenn Panik ausbricht, Gebrüll ertönt, wenn blutige Finger an der Glasscheibe abrutschen, wenn bedrohliche Injektionsspritzen zum Einsatz kommen.
Wer aufmerksam zuguckt, lernt nebenbei etwas über menschliche Abgründe, missbrauchte Hypnosemöglichkeiten, über Therapien, die schiefgehen können, über Mitmenschen, in denen man sich gewaltig täuschen kann.

Was darf der mutige Zuschauer erwarten, der den Fuß ins Pfarrzentrum setzt? Er hat zwei Stunden hochspannungsgeladenes Theater vor sich, wie es viele noch nicht erlebt haben: dank der ausgeklügelten Regie und dank der überzeugenden Darstellungskunst der Akteure.

Weitere Aufführungen sind am 11., 12., 18., 19. und 25. November im Pfarrzentrum Wiesental (Schanzenstraße 1c). Am 6. und 7. Januar geht es in der TV-Halle in Kirrlach weiter. Der Beginn ist samstags um 19 Uhr, sonntags um 18 Uhr. Karten gibt es unter www.Theater-Parole.de.

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Autor:

Werner Schmidhuber aus Waghäusel

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