Photovoltaik auf dem See
Anlage deckt Strombedarf von 280 Familien
Waldsee. Die Idee zur schwimmenden Photovoltaik-Anlage kam von Robert Gard. Dem Prokuristen der Firma Rohr in Waldsee ging es ebenso wie seinem Chef darum, mit dem Einsatz erneuerbarer Energien ein Zeichen zu setzen. "Wir arbeiten sehr energieintensiv", sagte Axel Rohr, Inhaber des gleichnamigen Kieswerks, am Montag beim Besuch von Klimaschutz-Ministerin Katrin Eder.
Es sei das Ziel des 95 Jahre alten Unternehmens, das Familie Rohr bereits in vierter Generation führt, klimaneutral zu arbeiten. Gemeinsam mit der Intech Clean Energy aus Kehl-Auenheim plante die Firma eine Photovoltaikanlage auf dem Baggerseee und setzte das Vorhaben erfolgreich um. Am 5. April ging die Anlage als erstes Projekt dieser Art im Rhein-Pfalz-Kreis in Betrieb. Bei der Frage nach dem Projektsteuerer kamen die Stadtwerke Speyer (SWS) ins Spiel.
„Es ist toll, dass das Unternehmen bereit war, seinen Betrieb auf die jeweilige PV-Ausbeute anzupassen und dadurch den Nutzen zu steigern“, sagte Stadtwerke-Geschäftsführer Wolfgang Bühring. Der Reststrom, den das Kieswerk noch benötigt, wird von den SWS gezielt am Spot-Markt eingekauft. Mit Eigenverbrauch und Beschaffung nach Prognosen profitiere der Kunde.
„Wir belegen keine kompletten Seen, sondern maximal zehn bis 14 Prozent, um auch Naturschutzbelange und Abstandsregeln einzuhalten“, unterstrich Bühring. Bedenken, dass das „Überdachen“ von Seen Probleme mit sich bringen könnte, sind Eder bekannt. „Innovationen wie diese PV-Anlage auf dem See werden wissenschaftlich begleitet, um Rückschlüsse ziehen zu können“, meinte sie dazu. Man ginge sogar davon aus, dass die Solarmodule ein Benefit für das Wasser sein können. Die Begründung: „Die Gewässer werden im Zuge des Klimawandels zu warm, so dass sich ein Schattenspender positiv auswirkt.“
Die Ministerin betonte, wie wichtig es sei, bürokratische Hürden für solche Projekte abzubauen und Genehmigungsverfahren zu verkürzen. Besonders Fragen zur Optik – schön oder nicht – solle man angesichts der dringlichen Notwendigkeit des Ausbaus erneuerbarer Energien nicht in den Fokus stellen. Dass die schwimmende Anlage sogar sehr ästhetisch wirkt, davon konnten sich die Teilnehmenden des Treffens direkt vom Boot aus überzeugen.
Die Anlage auf der Schlicht hat eine Fläche von 6.800 Quadratmetern und erzeugt jährlich 850.000 Kilowattstunden Solarstrom – eine Menge, die etwa 280 Einfamilienhäuser versorgen und 580 Tonnen Kohlendioxid einsparen könnte. 380.000 Kilowattstunden Strom aus der Anlage fließen laut Wolfgang Bühring ins Direktmodell Regionalstrom der SWS. Das ist eine Lösung, die Katrin Eder imponiert. „Für die Menschen vor Ort ist genau das spannend: Strom zu beziehen, der vor der eigenen Haustür optisch wahrnehmbar erzeugt wird“, betonte die Ministerin.
Hochzufrieden ist Axel Rohr mit der Leistung der schwimmenden PV. Noch im laufenden Jahr soll im Kieswerk Bensheim eine vergleichbare Anlage installiert werden; danach wird in der Schlicht vergrößert.
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