Sabrina Ulm-Rupp ist die erste Wehrführerin einer Stützpunktwehr in der gesamten Region
Frauenpower bei der Feuerwehr
Ehrenamt.365 Tage im Jahr, 24 Stunden täglich – Sie gefährden ihr eigenes Leben, um sich für andere einzusetzen und im Notfall zu helfen. Ohne die freiwilligen Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner würde es schlecht aussehen. Mittlerweile zieht es nicht nur Männer in dieses Ehrenamt, auch Frauen fassen immer öfter Fuß bei der freiwilligen Feuerwehr. So auch Wehrführerin Sabrina Ulm-Rupp von der freiwilligen Feuerwehr Winnweiler. Die Redaktion des Wochenblatts sprach mit der Feuerwehrfrau.
Von Claudia Bardon
???: Seit wann sind Sie bei der freiwilligen Feuerwehr?
Sabrina Ulm-Rupp: „Ich bin praktisch in die Feuerwehr reingewachsen. 1992 bin ich mit zehn Jahren als Gründungsmitglied zur Jugendfeuerwehr, mit 16 Jahren wechselte ich 1998 zu den Aktiven und seit November 2019 bin ich Wehrführerin. Die Erste einer Stützpunktwehr in der gesamten Region.“
???: Welche Stufen müssen durchlaufen werden, um den Status Wehrführerin zu erreichen?
Sabrina Ulm-Rupp: „Zum Wehrführer wird man von der Mannschaft selbst gewählt. Danach ist es natürlich so, dass verschiedene Lehrgänge durchlaufen werden müssen, damit man letztendlich auch die ganze Truppe im Einsatz führen darf. Dazu zählen Führungslehrgänge vom Gruppenführer bis Verbandsführer.
Gruppenführerin bin ich schon, was auch gleichzeitig die Beförderung zum Brandmeister darstellt. Hierbei darf ich bis zu neun Leute, inklusive mir, in einem Einsatz führen.
Ein Wehrführer in einem Feuerwehr-Stützpunkt muss den Verbandsführer-Lehrgang absolvieren. Danach darf ein Einsatz fast größenunabhängig geleitet werden. Dazwischen ist noch der Zugführer-Lehrgang zu durchlaufen. Dieser musste allerdings wegen der Coronapandemie verlegt werden. Danach folgt auch für mich der Verbandsführer-Lehrgang, welcher mir ermöglicht, dass ich meine komplette Mannschaft führen darf. In Winnweiler haben wir aktuell 70 Freiwillige und darunter sind auch zehn Frauen.“
???: Was ist das Besondere als „Frau“ bei der Feuerwehr?
Sabrina Ulm-Rupp: „Da gibt es nichts Besonderes. Wir Frauen sind integriert wie die Männer, da gibt es keinen Unterschied mehr. Wenn eine Frau das Hobby Feuerwehr für sich entdeckt und damit klar kommt, dann ist man den Männern gleich.“
365 Tage im Jahr - 24 Stunden täglich
???: Welche Einsätze haben Sie schon erlebt?
Sabrina Ulm-Rupp: „Ich habe schon alles erlebt, auch, wenn es immer wieder neue Einsätze gibt. Ich stand schon bis zu den Oberschenkeln im Hochwasser, habe Unfälle mit Todesopfern erlebt, Großbrände, Explosionen und mehr. Jeder Einsatz ist anders und auf jeden Einsatz muss man sich neu einlassen.“
???: Wie blenden Sie Ihre Gefühle bei schweren Einsätzen aus?
Sabrina Ulm-Rupp: „Ich denke, den Entschluss zu fassen zur Feuerwehr zu gehen, sollte wohl überlegt sein. Wer sich darüber vorab keine Gedanken macht, der schafft es manchmal nicht. Ich rede nach den Einsätzen viel mit meinem Mann, der ebenfalls bei der Feuerwehr ist und das tut mir persönlich gut. Ein weiterer Vorteil ist, dass ich beruflich im Krankenhaus tätig bin. Ich versuche Schwersteinsätze emotional auszublenden und diese praktisch an der Oberfläche zu belassen und nicht viel darüber nachzudenken. Dafür hat man während eines Einsatzes auch keine Zeit, das kommt erst danach.“
???: Sind Sie 24 Stunden abrufbar?
Sabrina Ulm-Rupp: „Wir sind 365 Tage im Jahr täglich 24 Stunden einsatzbereit. Bei der freiwilligen Feuerwehr werden die Einsatzmelder nach der Grundausbildung verteilt. Piept dieser, geht es zum Einsatz. Entweder man kommt oder man kommt nicht, weil einfach die Zeit fehlt.
Die Berufsfeuerwehr zum Beispiel fängt bei Städten ab 100.000 Einwohnern an. Darunter ist fast alles freiwilliges Ehrenamt.“
???: Was sind Ihre Aufgaben als Wehrführerin?
Sabrina Ulm-Rupp: „Ein Wehrführer führt immer eine Wehr. Das kann die kleine Ortswehr oder aber eine Stützpunktwehr in den größeren Orten sein. In diesem Amt gibt es unter anderem auch sehr viel Personalarbeit zu erledigen, die einzelnen Abläufe müssen im Blick behalten werden sowie die Vielzahl der Einsätze und deren Nacharbeit. Des Weiteren müssen die Übungen koordiniert und die Lehrgänge der einzelnen Feuerwehrleute organisiert werden.“
???: Wie sieht Ihre Zukunft bei der Feuerwehr aus und welcher Philosophie folgen Sie?
Sabrina Ulm-Rupp: „Zum Wehrführer wird man über zehn Jahre gewählt und in dieser Zeit werde ich für meine Mannschaft und deren Belange sowie für das kameradschaftliche Miteinander da sein - auch, wenn es sehr zeitaufwendig und manchmal anstrengend ist. Familie und Freunde stehen dann leider manchmal hinten an. Solange ich es mir körperlich und auch privat leisten kann, werde ich meinem Ehrenamt folgen. Mittlerweile ist es möglich, bis zu seinem 67. Lebensjahr der freiwilligen Feuerwehr in den unterschiedlichsten Bereichen zu dienen.“
???: Wie sieht es mit dem Feuerwehrnachwuchs aus, auch bei den Frauen?
Sabrina Ulm-Rupp: „Bei den Frauen sind wir konstant immer um die acht bis zehn Frauen. Vieles ergibt sich aus der Jugendfeuerwehr, allerdings ist dies immer ein auf und ab. Manchmal kommt eine ganze Clique. Oder aber ein männlicher Kamerad begeistert seine Freundin für die Feuerwehr.
Bei uns sind Frauen den Männern gleich, denn sie haben unter anderem ebenfalls den Atemschutzlehrgang, die Führungsausbildung oder den LKW Führerschein.“ clh
Autor:Claudia Bardon aus Wochenblatt Kirchheimbolanden |
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