Lernort Bauernhof
Halbzeit beim vierteiligen Lehrgang zur Bauernhofpädagogik
Münchweiler. Zwei der vier Module des Zertifikatslehrgangs „Lernort Bauernhof“ haben 13 angehende Bauernhofpädagoginnen und -pädagogen bereits absolviert und viel über Bildung für nachhaltige Entwicklung im Hofgut Neumühle bei Münchweiler an der Alsenz und im Gut Hohenberg in Queichhambach in der Vorderpfalz erfahren. Bevor ein Betrieb Lernangebote für Schulen und andere interessierte Gruppen anbieten kann, sind einige Fragen zu klären, etwa was die geleistete Arbeit wert ist, wie man versichert sein muss, wie man seine Zielgruppe findet und welche Absprachen zu treffen sind.
Konzeption einer Lerneinheit
Gleich im ersten Modul nahmen die Organisatorin des Lehrgangs, Dr. Theresa Scheu vom Hofgut Neumühle, und Eva Becker, frischgebackene Bauernhofpädagogin aus dem vorherigen Kurs, die Teilnehmenden mit in die Praxis. Am Beispiel zweier Lerneinheiten zu den Themen Haltungsformen in der Rindermast und Stationenlernen im Schafstall erlebten sie den Ablauf von der Begrüßung bis zum Feedback und unterschiedliche Methoden der Didaktik.
Bis eine solche Lerneinheit konzipiert ist, braucht es allerlei Überlegungen und konkrete Planungen, angefangen von den Lernorten auf dem Hof über die Ressourcen, die der Betrieb mit sich bringt, bis hin zur Frage nach der eigenen Rolle in einer solchen Einheit. Diese Themen erarbeitete die pädagogische Leiterin Annette Müller-Clemm von der Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof (BAGLOB) mit der Gruppe. So hatten die Teilnehmenden nach drei Tagen bereits eine grobe Idee, wie ihre eigene Lerneinheit aussehen könnte.
Erkenntnis und Spaß
Kaum drei Wochen später spielte im Schulbauernhof in Queichhambach die Pädagogik die Hauptrolle. Der Bauernhof ist so eingerichtet, dass Kinder den Weg des Gemüses von der Aussaat bis zur Verarbeitung beziehungsweise der Eier vom Versorgen der Hühner bis zum Kochen nachvollziehen können. Beeindruckend war für viele, dass die Mithilfe im Alltag für Kinder und Jugendliche jeden Alters möglich ist – auch das Arbeiten an Maschinen oder auf dem Acker. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sowohl die Möglichkeit, selbst als Gruppe einzelne Lerneinheiten auszuprobieren, als auch den Kindern bei deren Aufgaben und in ihrem Handeln zuzusehen.
Beides brachte erstaunliche Erkenntnisse und nicht zuletzt jede Menge Spaß. Welche Rolle Tiere in einer solchen Lerneinheit einnehmen können, erlebten und diskutierten die Teilnehmenden mit der Natur-, Sport- und Erlebnispädagogin Annika Reinhardt und ihrer Tochter. Diese nahmen alle zu einer dreistündigen Exkursion zu den Hühnern und Pferden mit. Die gelungene Mischung aus Theorie und Praxis ließ neue Blicke auf das Miteinander von Menschen und landwirtschaftlichen (Nutz-)Tieren zu.
Kalkulation der Lerneinheit
Zwischen all diesen Erlebnissen und Eindrücken gab es immer wieder Zeit, um in Kleingruppen konzentriert am eigenen Konzept weiterzuarbeiten. Das nötige Rüstzeug zur Kalkulation und finanziellen Bewertung einer Lerneinheit brachte Maria Caesar von der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz und Koordinatorin der Fördermaßnahme „Lernort Bauernhof Rheinland-Pfalz“ mit.
So ausgestattet, entließen Theresa Scheu und Annette Müller-Clemm die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Sommermonate, damit sie ihre eigenen Ideen und Konzepte mit Gruppen auf ihren Höfen umsetzen können. Im dritten und vierten Modul im Herbst werden sie ihre Projekte präsentieren, sich zu den jeweiligen Erfahrungen und Erkenntnissen austauschen und kollegial beraten.
Unterstützung des Landes
Mit „Lernort Bauernhof“ unterstützt das Land Rheinland-Pfalz ein außerschulisches Lernangebot auf Bauern- und Winzerhöfen für Schülerinnen und Schüler aller Klassen- und Schulstufen an allgemeinbildenden Schulen im ganzen Land. Die Maßnahme wird im Rahmen des rheinland-pfälzischen Entwicklungsprogramms „Umweltmaßnahmen, Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft, Ernährung“ (EULLE) vom Land, vertreten durch das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, und dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raumes (ELER) finanziert. Die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz wurde mit der Umsetzung beauftragt und bietet Fortbildungen für Betriebsleitende und Lehrkräfte an, organisiert Schulungen und ist für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. kats/ps
Autor:Katharina Wirth aus Herxheim |
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