Neue Lösung für Saatkrähennester in der Fontanesistraße
Krähen siedeln in Städten, weil der Mensch ihnen den Lebensraum raubt
Saatkrähenplage. Frankenthal hat, wie viele andere Städte und Gemeinden auch, ein Problem mit Saatkrähen. Immer mehr Rabenvögel, dazu zählen die Saatkrähen, siedeln in den Städten, weil der Mensch ihnen den natürlichen Lebensraum in der freien Natur raubt. In der Stadt finden sie Nistmöglichkeiten, Nahrung und sind relativ sicher vor ihren natürlichen Feinden, Greifvögeln etwa. Und die Saatkrähen sind eine geschützte Vogelart, sie sind über das Bundesnaturschutzgesetz als europäische Vogelart gemäß der EU-Vogelschutzrichtlinie als besonders geschützte Art definiert und unterliegt daher den sogenannten Zugriffsverboten. Das heißt, dass auch die Nester zu schützen sind und es verboten ist, Eier aus den Nestern zu nehmen. Dies gilt auch für alte Krähennester. Das Kappen von Bäumen oder Ästen sowie das Entfernen von Nestern zur Vertreibung der Tiere ist ebenfalls verboten. Das hat zur Folge, dass die Vögel natürlich für den Unmut der Menschen sorgen, wenn sie mit ihrem Lärm nerven, Nistmaterial und vor allen Dingen ihr Kot zum Beispiel - wie in der Frankenthaler Fontanesistraße - ausgerechnet auf einem Kinderspielplatz landet.
Seit März 2018 untersucht die Studentin Jessica Sentpali der Technischen Hochschule Bingen im Rahmen eines Forschungsprojektes unter Leitung von Professor Rademacher die Situation der Saatkrähen in Frankenthal. Sie kartiert Brutplätze, beobachtet das Brutverhalten, die Nahrungssuche und die Lebensräume der Rabenvögel. Ziel ihrer Arbeit ist es, über die Brutplatzwahl dieser geschützten Vogelart mehr zu erfahren und Aussagen über die weitere Bestandsentwicklung zu ermöglichen. Das Forschungsprojekt läuft noch bis Ende diesen Jahres. Ein konkretes Ergebnis hat es aber schon jetzt gebracht: Jessica Sentpali hat eine Lösungsmöglichkeit für den durch Saatkrähennester massiv betroffenen Spielplatz an der Kleingartenanlage Sonnenbad in der Fontanesistraße entwickelt.
Am südlichen Rand des Spielplatzes stehen vier Platanen in einer Reihe, auf denen sich eine kleine Kolonie von Saatkrähen angesiedelt hat. Herabfallendes Nistmaterial und Kot der Tiere, insbesondere während der Brut- und Aufzuchtzeit von April bis Juni, machten im vergangenen Jahr eine Sperrung der Anlage nötig. In diesem Jahr soll das von Jessica Sentpali in Zusammenarbeit mit der unteren Naturschutzbehörde der Stadt Frankenthal entwickelte Konzept zum Einsatz kommen: Eine Platane am Rand der Anlage soll als „Krähenbaum“ genutzt werden. Die Nester auf den drei übrigen Platanen werden auf den „Krähenbaum“ umgesetzt und die drei Platanen dann so so beschnitten, dass sie zum Nestbau ungeeignet sind.
Wie Bürgermeister Bernd Knöppel auf Anfrage des Wochenblattes mitteilt, ist die Umsetzung der Nester bereits am 2. Februar erfolgt. Die Krähennester wurden „auf einem Baum, der nicht geschnitten wurde, wieder befestigt. Zugleich wurden geeignete Astgabeln aus den drei Bäumen herausgeschnitten“, teilt Knöppel mit. Ob die Maßnahme den gewünschten Erfolg hat, ist noch nicht absehbar. „Wir müssen abwarten und die Situation beobachten. Zur Zeit ist eine Prognose nicht möglich. Die Nestbauphase der Saatkrähen ist erst Mitte April abgeschlossen. Falls die Saatkrähen in den drei Bäumen trotz des Rückschnitts neue Nester anlegen sollten, muss das Material möglichst rasch entfernt werden. Während der Brutzeit und Aufzuchtzeit wird der Erfolg des Projekts regelmäßig kontrolliert. Dies Kontrollen werden bis August diesen Jahres andauern“, erläutert Knöppel.
Die Maßnahme bietet Vorteile für Mensch und Vogel. Die Krähen können in Ruhe brüten und während der Hauptbrutzeit von Februar bis Anfang August muss nur der Bereich unter dem Krähenbaum gesperrt werden. Die übrige Fläche mit Rutsche und Sandkasten kann auch in diesem Zeitraum uneingeschränkt genutzt werden.
Allerdings, so Knöppel, sei zu beachten, dass die Maßnahme am Kinderspielplatz Fontanesistraße einen Ausnahmefall darstelle und nicht auf andere Krähenkolonien im Stadtgebiet übertragen werden könne. Für diese Maßnahme sei von der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd eine Ausnahmegenehmigung erteilt worden.
Neben dem Forschungsprojekt hat die Stadt aber auch das Gespräch mit anderen Gemeinden gesucht, die ebenfalls eine Ausnahmegenehmigung für Maßnahmen zur Eindämmung ihres Saatkrähenproblems bekommen haben. Rödersheim-Gronau zum Beispiel. „Gespräche über die Saatkrähenpopulation und den Erfolg und Misserfolg von Vergrämungs- und Umsiedlungsmaßnahem im Jahr 2018 waren sehr aufschlussreich“, bestätigt Knöppel. Grundlegend neue Erkenntnisse hätten diese jedoch nicht gebracht. „Wir stehen in ständigem Austausch mit betroffenen Kommunen und Akteuren.“ sis
Autor:Sibylle Schwertner aus Frankenthal |
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