Turminitative informiert über den Stand der Ausgrabungsarbeiten
Archäologie mitten in Haßloch
Von Jutta Meyer
Haßloch.Mit einem Stand vor der Christuskirche informierte die Haßlocher Turminitiative (HTI) am letzten Samstag über die momentan laufenden Freilegungsarbeiten im Turmraum der Christuskirche.
Archäologen vermuten, dass zur Bauzeit der Christuskirche der Boden des Vorgängerbaus, der St. Ulrichs-Kapelle, aufgefüllt wurde. Der Vorsitzende der Turminitiative Dr. Haro Schreiner und seine Mitstreiter informierten die Besucher über die begonnenen Arbeiten, die Schreiner „als das bisher wichtigste Projekt der Turminitiative bezeichnete, welches gemeinsam mit der protestantischen Kirchengemeinde vorangetrieben werden soll“.
Leider keine weiteren Malereien gefunden
Bei den jüngsten Ausgrabungen stellte man fest, dass mehrere Schichten mit Sand diese Fläche bedeckten. Dabei wurde die Hoffnung, unterhalb des alten Fußbodens weitere Malereien zu finden, leider nicht erfüllt. Das Auffüllmaterial soll bleiben, schreibt der Denkmalschutz vor. Das bedeutet, dass die Originaltiefe nicht wieder hergestellt werden wird. Dennoch zeigt sich die Turminitiative zufrieden: „Wir von der Turminitiative sind froh, dass es weitergeht“, so Haro Schreiner.
Besseres Raumgefühl durch Tieferlegung
In jedem Fall ist durch die erfolgte Tieferlegung um etwa einem halben Meter ein besseres Raumgefühl entstanden. Es wurden Bodenplatten entdeckt, die 1751 eingebracht wurden. 1989 wurden diese bis auf eine Reihe entfernt und im Heimatmuseum in der Scheune verlegt, berichtet ein Augenzeuge. Diese Bodenplatten an der Ostseite stehen unter Denkmalschutz. Darauf wurde Kies aufgebracht und eine Bodenplatte mit Bauhausfliesen errichtet, zeitgleich wurde die Trennwand eingezogen und das Nordfenster zur Tür umgestaltet.
Die Haßlocher Turminitiative
Zur Erinnerung: Nach einem Antrag bei der Gemeinde trafen sich 2007 der damalige Beigeordnete Jürgen Vogt, Dr. Friedrich Kuntz und Dr. Haro Schreiner zur Beratung. Daraus entstand die Haßlocher Turminitiative und Herr Dr. Kuntz war bereit, den Vorsitz zu übernehmen. Er organisiert und organisierte bis heute inzwischen 36 Benefiz-Orgelkonzerte. Die St. Ulrichskapelle wurde ca. 1350 gebaut. Um 1754 wurde das Kirchenschiff abgerissen und die Christuskirche quer angebaut. Stehen blieb der Chorraum der St. Ulrichskapelle, heute oft Turmraum genannt. Er hat zwei Schlusssteine im gotischen Gewölbe. Der eine Schlussstein zeigt den kurpfälzer Wappen, der andere das Haßlocher Amtssiegel, welches als umgedrehtes S im Haßlocher Wappen wiederkehrt. Es gab die „Pflege von Haßloch, Böhl und Iggelheim. In Haßloch wurde Recht gesprochen.
1609 wurde der Chorraum mit Malereien ausgeschmückt, ein Alleinstellungsmerkmal für eine reformierte Kirche. Bei der Malereirekonstruktion wurden die Namen von zwei Vögten und zwei Bürgermeistern gefunden, entsprechend den damaligen Herrschaftsverhältnissen.
1902 wurde der Turm erhöht, damit im ganzen Ort die Glocken zu hören sind. Diese hatten auch die Funktion, Feueralarm zu geben. Im Turm konnten die Schläuche der Feuerwehr getrocknet werden. Der Rundbogen östlich des Turms war die Einfahrt zum Feuerwehrhaus.
Im Jahre 1980 wurde gemeinsam mit der Kirche und der Kommune auf Vorschlag des damaligen Bürgermeisters Kurt Flockert eine Dorflinde als Treffpunkt für Haßloch gepflanzt. Die Dorflinde ist inzwischen zu stattlicher Größe gewachsen und die HTI wünscht sich, dass der damalige Wunsch seine Erfüllung findet, z. B. durch eine Rundbank etc. Das wäre das eine schöne Kommunikationsfläche vor dem Chorraumeingang und in Haßloch.
Was hat die HTI inzwischen bewegt? Sie spendete der Kommune 30.000 Euro für den Außenanstrich und die Turmuhrsäuberung, der Kirchturm sah unansehnlich aus. 15.000 Euro kostete der HTI der beliebte und erlebnisreiche Turmaufstieg. 106.000 Euro überwies die HTI auf das Baukonto der Kirchengemeinde, damit dieses gemeinsame Projekt der Kirche und HTI „Rekonstruktion des Chorraumes“ durchgeführt werden kann. Es wurde begonnen. Ein besseres Raumgefühl zu erreichen durch die Tieferlegung des aufgefüllten Bodens, die Rekonstruktion der Malereien und der behindertengerechte Eingang sind die Vorhaben.
Gotisches Juwel soll aus Dornröschenschlaf geweckt werden
Die HTI will das „gotische Juwel“ aus seinem Dornröschenschlaf aufwecken. Alle Interessierten sollen Zugang haben. Im Raum werden kirchliche und kulturelle Veranstaltungen stattfinden, z. B. Samstagsmarktkonzerte, Ausstellungen usw. Der Raum ist ca. 670 Jahre alt und so 250 Jahre älter als das Älteste Haus. Er hat viele schwierige und schöne Zeiten erlebt und er zeigt, dass es irgendwie positiv weiter gegangen ist bis heute und das gibt Hoffnung. Er wird ein wichtiges Wahrzeichen für Haßloch werden. Auch in Zukunft wird der Chorraum von der HTI unterstützt werden.
Spendenkonto & weitere Infos
DE 50 546 512 40 000 490 490 0
www.hasslocher-turm-initiative.de
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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