Erinnerungen an die Schillerschule der Nachkriegszeit
Aus dem Schultagebuch von Karl Meißner (Teil 7)
Von Markus Pacher
Haßloch.75 Jahre Kriegsende: Der aus Glanbrücken bei Lauterecken stammende Lehrer Karl Meißner, Jahrgang 1904, berichtet in seinem Schultagebuch von seinen Haßlocher Jahren: Zwischen 1946 und 1949 unterrichtete er an der Schillerschule. In loser Folge möchte das Wochenblatt heimatinteressierten Leserinnen und Lesern an den damaligen Erlebnissen und Erfahrungen
von Lehrer Karl Meißner teilhaben lassen.
Auch jüngeren Kollegen, die nur durch die NS-Jugendverbände gegangen sind, füllen das Lehrpersonal auf. Ich denke in diesem Zusammenhang an den Kollegen Abel von der Sattelmühle. er ist gehbehindert und gebraucht ständig seinen Stock. Da seine Ausbildung noch nicht abgeschlossen ist, bereitet er sich auf seine praktische Prüfung vor. In seiner unbekümmerten Art stößt er eines Tage mir Schulrat Knoll zusammen. Ich kenne nicht die Zusammenhänge. Abel lässt eine kleine Broschüre aus der Nazizeit zirkulieren, aus der hervorgeht, dass auch der Herr Schulrat nazibelastet ist. Das besagte Buch enthält ein Bild von Herrn Knoll gezeichnet, dass eine schneidige Schar von Hitlerjungen mit wehenden Hakenkreuzwimpeln zeigt. Eine peinliche Sache! So hasenrein ist also Herr Knoll doch nicht, obwohl er kein Parteimitglied war. Es hat aber keinen Sinn, neue Gräben aufzureißen. Über die Angelegenheit wächst bald das Gras des Vergessens.
Eine Nummer für sich ist ein jüngerer Kollege aus Neustadt, der im Schnellverfahren nach dem Abitur Lehrer geworden ist und noch vor seiner ersten Prüfung steht. Er leistet sich die tollsten Stücke. Wenn er bei älteren Kollegen hospitiert, löst er Kreuzworträtsel oder macht hinter dem Rücken des Lehrers Faxen, welche die Kinder zum Lachen reizen. Das mündliche Zusammenzählen übt er in Form des schriftlichen. Begründung: Hauptsache die Kinder können schnell rechnen. Das wäre schön, wenn es keine Übergänge über den Zehner gäbe. Über das Söhnchen eines großen Konfektionsgeschäfts lässt er sich einen Mantel weit unter Preis besorgen. Ein Glück, dass er bei der praktischen Prüfung mit Glanz und Glorie durchfällt. Wie ich später erfahre , hat man ihn aus dem Schuldienst als ungeeignet entlassen. pac
Fortsetzung folgt
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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