Vielfalt und Offenheit der deutschen Friedhofskultur
Tag des Grabsteins

„Die Grabsteingestaltung ist individueller geworden“, sagt der Steinmetz Peter Faustmann.
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  • „Die Grabsteingestaltung ist individueller geworden“, sagt der Steinmetz Peter Faustmann.
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Von Markus Pacher

Haßloch.Der Herbst steht jedes Jahr im Zeichen des Gedenkens an unsere lieben Verstorbenen. Allerheiligen und Totensonntag zählen zu den wichtigsten Tagen der Erinnerung. „Aber das Thema ’Trauerkultur’ ist eigentlich ein ganzjähriges“, betont der Haßlocher Steinmetz Peter Faustmann.

Wesentlicher Bestandteil der Friedhofskultur ist in vielen Ländern der Grabstein als sichtbares Zeichen des Andenkens. Auf Initiative des Friedhofsexperten Alexander Hanel, der unter anderem auch den Friedhofskulturkongress ins Leben gerufen hat, findet in Deutschland seit drei Jahren jeweils am zweiten Sonntag der „Tag des Grabsteins“ statt. Auch in diesem Jahr wird am Sonntag, 17. Oktober, an die Bedeutung des Friedhofs als traditionellen Beisetzungsort erinnert. „Wir wollen die wichtige Rolle des Beisetzungsortes bei der Trauerbewältigung in Zeiten zahlreicher Alternativen und unterschiedlichen Trendbestattungsformen herausstreichen“, erläutert Peter Faustmann die Idee, die dahintersteht.
Nach wie vor ist das herkömmliche, mit einem Grabstein versehene Grab die Grabart, die sich die meisten Menschen wünschen. Verändert hat sich die Art der Gestaltung. Das in vielen Köpfen verankerte Bild vom schwarzen Grabstein mit vergoldeter Schrift, das Grab als düsteren Ort, hat sich gewandelt. Aufgrund der heutigen Materialvielfalt und der neuen Fertigungsmöglichkeiten können Grabstätten viel individueller als früher gestaltet werden. Die Farb- und Formenvielfalt hat sich in den letzten Jahren enorm gesteigert. Das Farbspektrum reicht von weiß bis tiefschwarz über Rot- und Brauntöne. Die technischen Möglichkeiten der Oberflächenbehandlungen sind größer als früher. So kann das Grab individuell auf eine Person zugeschnitten werden. Auch Hinweise auf die Vorlieben oder Hobbys des Verstorbenen in Gestalt der Einarbeitung entsprechender Symbole oder Sprüche sind heute möglich - alles Aspekte, die trösten und das allmähliche Abschiednehmen erleichtern.
„Für viele Trauernde ist es wichtig, einen Platz aufsuchen zu können, den man problemlos in das Alltagsleben einbinden kann. Ein Raum, der gut erreichbar ist, an dem man eine Kerze anzünden kann, ein Ort, der eine Trauerarbeit in unmittelbarer Nähe ermöglicht“, so Peter Faustmann. Trauerpsychologische Gutachten geben ihm Recht und heben die positiven Aspekte der traditionellen Grabkultur auf das Gemüt der Menschen hervor. Peter Faustmann weiß: „Eine individuell gestaltete Grabstätte gibt mir als Hinterbliebener das Gefühl, an einem Ort zu sein, der mich an den Verstorbenen erinnert. Diese sogenannte ’Verortung’ erscheint mir für die Trauerarbeit sehr wichtig. Sie gibt mir die Möglichkeit, mich langsam zu verabschieden und vermittelt mir ein wenig den Eindruck, dass der Verstorbene nicht aus der Welt ist.“
Seit 2015 bemüht sich der in Darmstadt ansässige „Verband für Gedenkkultur“ um die Aufnahme der „Deutschen Friedhofskultur“ in das „Immaterielle Weltkulturerbe“ der Unesco. In diesem Jahr war die Initiative von Erfolg gekrönt - die „Deutsche Friedhofskultur“ wurde in das Unesco-Verzeichnis aufgenommen. „Man möchte damit die besondere Vielfalt und Offenheit der deutschen Friedhofskultur würdigen“, erklärt Peter Faustmann die Hintergründe der Entscheidung. Dabei geht es nicht nur um den Friedhof an sich, sondern im Prinzip um alles, was dort passiert, von der Friedhofsgestaltung über die Bestattungspraxis bis hin zu Trauer- und Erinnerungsrituale. Auch die Glaubensvielfalt spiegelt sich in der deutschen Friedhofskultur, „zum Beispiel in der Schaffung eines nach Mekka ausgerichteten Grabfeldes für unsere muslimische Mitbürger“, wie Peter Faustmann auch mit Hinweis auf weitere Friedhofsformen wie Soldatenfriedhöfe oder jüdische Friedhöfe betont. Die wichtigste Bedeutung des Friedhofs aber sieht Faustmann in der sozialen Komponente: Der Friedhof als Ort der Begegnung gerade für alleinstehende ältere Menschen, die ihren geliebten Partner verloren haben und im Gespräch mit „Gleichgesinnten“ Trost finden. „Ideale Voraussetzung bietet hierfür der außergewöhnlich schön gestaltete Haßlocher Parkfriedhof mit seinem herrlichen Baumbestand, seinen weichen Bögen und seinen zahlreichen Sitzgelegenheiten, schwärmt Peter Faustmann. pac

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Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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