Jutta Meyer im Gespräch mit Lothar Lorch
Viele Höhen und Tiefen
Von Jutta Meyer
Haßloch.Wenn von Lothar Lorch die Rede war, sprachen die Haßlocher Bürgerinnen und Bürger gerne von „ihrem“ Bürgermeister - ein Zeichen, dass Lothar Lorch nahe bei den Haßlochern war und ihr Vertrauen genoss. Seit dem 15. August hat er sich aus gesundheitlichen Gründen in den Vorruhestand begeben. Jutta Meyer führte mit dem beliebten Bürgermeister ein Gespräch, wollte Höhepunkte und auch unerfreuliche Begegnungen während seiner Amtszeit erfahren.
??? Herr Bürgermeister, gehen Sie mit einem lachenden und einem weinenden Auge in den Ruhestand?
Lothar Lorch: Das Amt eines Bürgermeisters ist interessant, sehr vielfältig, sehr verantwortungsvoll, sehr zeitintensiv, für das Familienleben bleibt wenig Zeit. Fast jeden Abend sind Sitzungen, am Wochenende Veranstaltungen, bei 125 Vereinen und weiteren Institutionen sind die Wochenenden fast zu kurz. Deshalb sehe ich das Amt eines Bürgermeisters als Berufung an, denn Engagement und Herzblut sowie Fachkenntnisse sind das Fundament meiner Arbeit gewesen.
??? Welche Erlebnisse gehören zu Ihren glücklichsten Erfahrungen?
Lothar Lorch: Nun, es sind die kleinen Dinge, die mich menschlich sehr berührt haben. Ich denke an eine Begegnung mit einer Alleinerziehenden, die mich bei der Aktion „Schreibtisch vor dem Rathaus“ aufsuchte. Sie bat mich, dass ich mich um eine Wohnung bemühe, in der ihre beiden Kinder auch einen Hund mitnehmen dürften. Es gelang mir in kurzer Zeit, ihren Wunsch zu erfüllen, ich freute mich mit der kleinen Familie.
??? Die Anforderungen an Sie waren vielfältig ...
Lothar Lorch: Von 2012 bis 2019 habe ich 114 Projekte und Veranstaltungen hinter mich gebracht, da habe ich noch nicht die Einzelgespräche mit Bürgerinnen und Bürgern mitgezählt. Die breite Palette erforderte oft einen großen Einsatz und auch Überzeugungskraft, die Fraktionen im Gemeinderat von notwendigen Vorhaben zu überzeugen. Oft nahm ich Arbeiten mit nach Hause, um sie am Wochenende oder am Abend zu bearbeiten.
??? Dieses breite Spektrum an Aufgaben verdeutlicht die umfangreiche Bandbreite Ihrer Arbeit. Können Sie uns Schwerpunkte nennen?
Lothar Lorch: 2019 wie auch in den folgenden Jahren war der Straßenausbau, der Neubau von Straßen und die Erschließung von Neubaugebieten ein großes Thema. Darüber hinaus wurden neue Einrichtungen verwirklicht wie zum Beispiel der Bau der Mensa und die Erweiterung des Hannah-Ahrendt-Gymnasiums, die Umgestaltung des Eingangsbereiches vom Holiday-Park, die rege Diskussion wegen der Verlegung des Rehbaches. Der Meistersingerkurs „La Primavera“ mit Edda Maser hob die Bedeutung der Kunstszene in Haßloch hervor. 2014 stand nach der Kommunalwahl die Gründung der „Groko“ und die Wahl des 1. Beigeordneten Tobias Meyer an.
??? Welche Rolle spielt in Haßloch und ganz persönlich für Sie der Klimaschutz?
Lothar Lorch: Wir tragen Verantwortung für die nachfolgenden Generationen, um ihnen eine möglichst intakte Welt zu hinterlassen. Die Gemeinde Haßloch hat 2014 einen Klimaschutzmanager eingestellt, der für die Gemeinde ein wichtiger Ratgeber bis heute ist. Ein wichtiger Meilenstein in der Schullandschaft war die Zusammenlegung der Sophie-Scholl-Realschule und der Kurpfalzschule zur „Siebenpfeiffer Realschule plus“ und zur Fachoberschule. 2015 stand unter anderem die Sanierung des Heyd’schen Anwesens auf dem Programm, die Wichernwerkstätten zogen in ein Anwesen in das Gebiet „Nördlich des Bahndamms“. Große Anstrengen machte unsere Gemeinde bei der Bewältigung der Asyl- und Flüchtlingsprobleme im Jahr 2015. Der Wertstoffhof wurde in das Gebiet „Nördlich des Bahndamms„ verlegt“
??? Welche Ereignisse in den letzten Monaten ihrer Amtszeit haben Sie besonders bewegt?
Lothar Lorch: Ich habe mich sehr gefreut, dass wir bei der Sportstättenplanung im Landkreis auf Platz 1 der Sportförderung sind. Wie es nach der zweiten Befragung weitergeht, steht noch in den Sternen. Erfreulich war der Baubeginn des Bauhauses, auf den die Bürger lange warten mussten. Für das schnelle Internet ist der Vertrag für den südlichen Teil Haßlochs unter Dach und Fach. Das Logistikzentrum ist noch immer umstritten, ein Klageverfahren ist anhängig. Einen absoluten Höhepunkt bescherte uns die Haßlocherin Anna-Maria Löffler, die zur Pfälzischen Weinkönigin gewählt wurde. Ich wünsche ihr viel Erfolg bei der Bewerbung um die Deutsche Weinkönigin und bin überzeugt, dass sie das Potenzial dazu hat.
??? Gab es auch Höhepunkte für Persönlichkeiten?
Lothar Lorch: Natürlich. Der langjährige Leiter der Musikschule Kurt Siebein ging in Pension, an seine Stelle trat Tanja Geiger. Die beliebte Ordens- und Krankenschwester Urbina Becker verstarb im Kloster Mallersdorf. Die geschätzte Bürgerin aus Viroflay Gabrielle Bouyssou wurde zur Ehrenbürgerin von Haßloch aufgrund ihrer Verdienste um die Partnerschaft ernannt und Danielle Brandenburger erhielt den zweithöchsten Orden Frankreichs, den „Chevalier de L’ordre national du Mérite“ - diese Veranstaltungen habe ich sehr genossen.
??? Wie nutzen Sie nun Ihre Freizeit?
Lothar Lorch: Ich lasse meine Amtsjahre Revue passieren, erinnere mich an so manchen Kampf mit Fraktionen und Bürgerinitiativen, aber auch an zahlreiche freudige Begegnungen und komme zu dem Schluss, dass meine Amtszeit spannend war, mein Leben sinnvoll ausgefüllt hat. Ich bin auch dankbar für diese Zeit, freue mich aber auf meinen Ruhestand, den ich mit meiner Frau Heike, der ich im Übrigen sehr danke für ihr Verständnis und die Kraft, die sie mir gab. Ich wünsche meinem Nachfolger viel Glück in seinem neuen Amt und die Unterstützung der Fraktionen. jm
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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