Digitalbotschafter helfen Senioren im Donnersbergkreis mit Laptops und Smartphones
Von Cynthia Schröer
Zellertal.Ministerpräsidentin Malu Dreyer hat den Digitalbotschaftern in Zellertal-Harxheim einen Besuch abgestattet. Im Rahmen ihrer „Im Land daheim“-Tour wollte sie erfahren, wie die Arbeit der Ehrenamtlichen aussieht und wo sie Unterstützung brauchen. Das Fazit der Landeschefin: Die Digitalbotschafter sind „ein Segen für Senioren“.
Wie funktioniert Whatsapp? Wie richte ich mir eine E-Mail-Adresse ein? Diese und viele andere Fragen in Bezug auf Smartphones, Computer und Internet stellen sich Senioren. Die 26 Digitalbotschafter im Donnersbergkreis haben es sich zur Aufgabe gemacht, älteren Menschen bei diesen Problemen zu helfen. In „Digitalen Kaffeekränzchen“, individuellen Sprechstunden, Kursen wie dem Smartphone- und Tablet-Treff „Silver-Surver“ oder mit Vorträgen in zehn Orten im Donnersbergkreis quer über alle fünf Verbandsgemeinden verteilt erklären die Digitalbotschafter älteren Menschen den Umgang mit digitalen Geräten.
Jeden Monat Hilfe für 200 Senioren
„Da sitzen dann rund 1.000 Jahre Lebenserfahrung im Raum, die vorher ihr Handy nur ganz vorsichtig mit zwei Fingern gehalten haben. Und später tippen die Senioren ganz begeistert auf ihren Geräten rum“, erzählte der Gastgeber und Sprecher der Gruppe, Hans Joachim Herweck, freudestrahlend der Ministerpräsidentin. In 25 Gruppen-Treffs und sechs geplanten Sprechstunden vor Ort oder per Telefon pro Monat, Sprechstunden nach Vereinbarung und über Teilnahme an Veranstaltungen erreichen die Digitalbotschafter rund 200 Senioren zwischen 60 und 90 Jahren pro Monat. Etwa 75 Prozent der Ratsuchenden seien Frauen, sagte Herweck. Allein im vergangenen Jahr haben die Digitalbotschafter rund 2.300 Übungseinheiten angeboten.
Zu Ratsuchenden, die nicht mehr mobil sind, kommen die Digitalbotschafter sogar nach Hause. „Meine älteste Kundin ist 91 Jahre alt. Ich habe ihr bei ihr zuhause erklärt, wie Whatsapp funktioniert“, plauderte Digitalbotschafterin Christa Graf aus dem Nähkästchen. „Jetzt weiß sie endlich, wo die Bilder landen, die ihre Kinder und Enkel schicken“, ergänzte die 72-Jährige lachend.
Große Themen sind auch Online-Banking oder auch Gefahren im Internet. Was ist überhaupt Spam? „Das bewegt die Leute“, berichtete Digitalbotschafter Peter Prokscha von seinen Treffen. Auch die Grundsteuer sei ein „Riesen-Thema“ gewesen, ergänzte Digitalbotschafter Bernd Heun. Zwar gibt es nach den Treffs freiwillige „Hausaufgaben“, in denen die Senioren den Umgang mit den Geräten üben können, doch die Zusammenkünfte haben niemals Prüfungscharakter, betonte Heun. Man richte sich immer nach den aktuellen Problemen und Bedürfnissen der Senioren.
Geräte können auch ausgeliehen werden
Die meisten Teilnehmer bringen ihre eigenen Geräte zu den Treffen mit, aber sie können sich auch von den Digitalbotschaftern Geräte ausleihen, um erste Erfahrungen damit zu sammeln. Später können sie dann besser entscheiden, welches System sie sich für ihren Laptop oder ihr Tablet zulegen möchten.
Das Angebot wird in den einzelnen Ortschaften unterschiedlich angenommen. Die meisten Digitalbotschafter berichteten von Teilnehmerzahlen zwischen zehn und 17 Leuten. Erika van Osch hingegen ist im Herbst mit gerade mal zwei Teilnehmern in ihrem Smartphone- und Tablet-Treff in Marnheim gestartet. „Es ist nicht so einfach, Leute dahinzubewegen“, ergänzte sie. „Die Gruppentreffs werden grundsätzlich besser angenommen als die Einzelsprechstunden, obwohl in letzteren viel mehr auf die persönlichen Probleme eingegangen wird“, hatte Digitalbotschafter Volker Rothey beobachtet. Er hat auch in einer Präsentation über Internetbetrug aufgeklärt und die Senioren dafür sensibilisiert, Fake-Shops zu erkennen. Digitalbotschafter Wolfgang Wischermann wiederum hat schon in Vorträgen über Künstliche Intelligenz aufgeklärt.
Enge Zusammenarbeit mit Kommunen und Gemeindeschwester
Untereinander sind die Digitalbotschafter, die sich aus Ruheständlern und Berufstätigen zusammensetzen, perfekt vernetzt. „Man hilft sich gegenseitig. Und auch das Feedback ist toll“, schwärmt Tonja Loureiro, die als Gemeindeschwester plus ebenfalls mit im Boot ist.
Auch die Zusammenarbeit mit den Ortsgemeinden und dem Kreisseniorenrat laufe hervorragend. Für die Treffen stellen die Gemeinden öffentliche Gebäude wie Gemeindehäuser oder die Kreisverwaltungen zur Verfügung und den Flyer zu dem Angebot hat der Kreisseniorenrat finanziert.
Dreyer zeigte sich begeistert von der Vernetzung, und auch davon, dass die Gemeindeschwester dazugehört, denn: „Sie sieht deutlich die Bedürfnisse der Senioren.“ Im Land gebe es insgesamt 650 ausgebildete Digitalbotschafter. „Sie sind ein Segen für Senioren. Ältere Menschen wollen mit ihren Familienmitgliedern vernetzt sein“, war die Ministerpräsidentin voll des Lobes für die Gruppe.
Wer sich den Helfern in der digitalen Welt anschließen möchte, muss sich übrigens nicht mit allen Smartphones, Laptops oder Tablets auskennen. „Der Schwerpunkt liegt auf dem Lernen im Alter, denn jeder lernt anders“, erklärt Herweck.
Autor:Cynthia Schröer aus Landstuhl |
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