Helfer aus dem Kampfring - Thaiboxer Vikings punkten mit Projekten für Region
Von Cynthia Schröer
Marnheim. Sie treten, schlagen und werfen ihre Gegner zu Boden. Schon ganz kleine Kinder zertrümmern Bretter mit der bloßen Hand. Doch nicht nur sportlich macht den Thaiboxern in Marnheim so schnell keiner was vor, auch in puncto soziales Engagement setzt der Vikings-Muay-Thai-Club neue Maßstäbe: Sie veranstalten unzählige gemeinnützige Aktionen, bieten kostenlose Kurse zur Selbstverteidigung an, entwickeln ganze Programme dazu und werden dabei sogar selbst zu Lehrern. Ihr Erfolgsgeheimnis: Zusammenhalt und Gemeinschaftsgefühl.
Im vergangenen Jahr wurden die Vikings von der „regionalen Netzstelle Nachhaltigkeitsstrategien West“ zum nachhaltigsten Verein in Rheinland-Pfalz, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Saarland gewählt. „Wir pflanzen jedes Jahr rund 500 Bäume im Donnersbergkreis“, berichtet der Vorsitzende Marc Wagner. Außerdem hat der Verein eine kostenlose Bewegungsinitiative gestartet, bei der er beispielsweise eine „Coin-Jagd“ organisiert hat, eine Schnitzeljagd mit Preisen, an der jeder teilnehmen konnte.
Auch das Gebäude der Tafel in Kirchheimbolanden haben die Sportler kostenlos renoviert und im vergangenen Jahr im Rahmen ihres gemeinsamen Projekts "Go-to-kids" am Spendenlauf der TUS Bolanden teilgenommen. Im SOS-Kinderdorf Eisenberg wurde kostenloses Training angeboten.
Die Liste der ehrenamtlichen Aktionen ist lang. Dieses Engagement brachte den Vikings bundesweit Platz 4 beim Vereinswettbewerb „Sterne des Sports“. Schließlich ist der Verein laut Wagner in Donnersbergkreis der einzige Stützverein im Programm „Integration durch Sport“ des Deutschen Olympischen Sportbundes.
Dreimal pro Woche bieten die Vikings von März bis Dezember einen Selbstverteidigungskurs an. Dafür sind nur 50 Euro für die Unkosten zu zahlen. Viele der 30 bis 40 Teilnehmer sind Opfer von Mobbing oder Gewalttaten, berichtet Wagner. „Manche tanken dort Selbstbewusstsein. Auch Mädchen, die gemobbt wurden, sind dabei oder auch ältere Damen, die mal in die Technik reinschnuppern möchten als Einstieg in den Sport.“ Bei den Übungsstunden werden nicht nur gezielte Griffe geübt, sondern auch das Kämpfen mit Messern und Stöcken. Auch mentales Training, also Sensibilisierung für Gefahrensituationen, und Rechtsbelehrung stehen auf dem Programm.
Bei den Vikings spielen die ganz Kleinen schon eine große Rolle: Für Kitakinder wurde ein Selbstbehauptungsprogramm entwickelt, das die Thaiboxer an sieben bis acht Kitas im Donnersbergkreis unterrichten. „Wir bringen den Mädchen und Jungen bei, wie man sich gegenüber Fremden verhält“, erklärt Wagner kurz und knapp die Intention. Bei einem Aktionstag in der Zellertalschule waren rund 250 Kinder dabei. „Das war eine Mammutaufgabe“, erinnert sich der Vorstand. „Die Hälfte der Kinder würde einfach mit Fremden mitgehen“, hat er bei den Aktionen festgestellt. Wegen dieser Missstände erhält er fast wöchentlich Anfragen von Kitas für das Programm.
Für die zahlreichen Aktionen sind viele Helfer nötig - und die bringt der Verein locker zusammen, schließlich hat er 211 Mitglieder im Alter zwischen drei und 70 Jahren. „Bei den Aktionen fühlt sich jeder dazu berufen, sich für die Region einzusetzen. Wir sind wie eine große Familie.“ Doch auch die Vikings haben ihre Grenzen. "Die zahlreichen Anfragen von Kitas für unser Selbstbehauptungsprogramm können wir allein nicht mehr stemmen", sagt Wagner. Deshalb plane die Kreisverwaltung derzeit ein Programm, in dem die Mitglieder den Erzieherinnen in den Kitas das Konzept vorstellen und ihnen zeigen, wie sie das selbst mit den Kindern üben können. Die Thaiboxer der Vikings sind also nicht nur Kämpfer im Ring, sondern auch Vorreiter und Lehrer.
Autor:Cynthia Schröer aus Landstuhl |
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