50 Jahre Kirchheimbolander Friedenstage
Programmübersicht

Foto: Norbert Willenbacher

Im Jahr 1975 – mitten im Kalten Krieg – wurden die Kirchheimbolander Friedenstage vom damaligen protestantischen Ortspfarrer Elmar Funk und der amnesty international Ortsgruppe ins Leben gerufen. Triebfeder war die einfache Erkenntnis aus der Konflikt- und Verhaltensforschung: Frieden ist erlernbar!
Seither finden alljährlich, in der Regel zwischen 1. November und dem 10. Dezember, vielfältige Kultur-, Diskussions- und Informationsveranstaltungen zur Friedensthematik statt. Eine Vielzahl von Verbänden, Gruppierungen und politischen Vereinigungen, darunter auch Kirchen, Schulen und Kindertagesstätten wirken mit. Diese breite gesellschaftliche Verankerung und die Kontinuität der Kirchheimbolander Friedenstage ist vermutlich bundesweit einzigartig.

Zur offiziellen Eröffnung der diesjährigen Friedenstage werden wir am 1. November an markanten Punkten innerhalb der Stadt 50 Friedenslichter leuchten lassen und zumindest einige dieser Friedensflammen auch gemeinsam ansteuern und dabei Musik und interessante Geschichten zu hören bekommen.

Während der gesamten Friedenstage werden verteilt im Stadtgebiet Gesichter des Friedens zu sehen sein.
Die Plakate des forumZFD stellen zehn Menschen vor, die sich für Frieden einsetzen – jeder auf seine eigene Art und Weise. Sie alle verbindet, dass das Wort „Krieg“ für sie kein abstrakter Begriff ist. Sie haben ihn selbst erlebt. Aus diesen persönlichen Erfahrungen heraus setzen sie sich für Frieden ein. Über die QR-Codes auf den Plakaten gelangt man zu den ausführlichen Interview-Videos.

Die Gedenkfeier für die Opfer des Holocaust am 9. November werden wir dieses Jahr in besonderer Weise gestalten. Mit der Erinnerung an die Holocaust-Opfer wollen wir aufklärerische Energie zur Bekämpfung von Antisemitismus, Rassismus und Gruppenhass in der Gegenwart schöpfen. Die eigens für diesen Anlass von Reinhard Geller konzipierte Multimedia-Installation „Out of the dark“ wird sich der Thematik auf künstlerische Weise annähern und so Aspekte sichtbar machen, die bei rein rationaler Betrachtung unsichtbar bleiben. Die Natürlichkeit und Notwendigkeit von Empathie, Kooperation und Solidarität – denn wir sind doch alle verwandt – wird ergründet.
Frau Monika Fuhr, Beauftragte für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen des Landes Rheinland-Pfalz, wird als Gastrednerin an der Gedenkfeier teilnehmen.

Der Begriff Frieden ist vielschichtig und hat unterschiedlichste Facetten, aber immer ist Frieden TAT-Sache!
Und von wem – oder durch wen – könnte man besser und anschaulicher lernen, wie Frieden geschaffen wird, als von Menschen, die sich erfolgreich für Gewaltfreiheit, die Einhaltung von Menschenrechten, ge-rechtes Wirtschaften und die Bewahrung unserer Lebensgrundlagen einsetzen – oder von Menschen, die andere vor Not, Hunger, Diskriminierung oder Ausgrenzung bewahrt haben.
Daher verleihen wir seit 1975 den Kirchheimbolander Friedenstagepreis an Menschen, die sich auf unter-schiedlichste Weise für eine friedlichere Welt engagieren.
In diesem Jahr wird der Preis ohne Unterbrechung zum fünfzigsten Mal verliehen. Dies nehmen wir zum Anlass die Ehrung im Rahmen einer festlichen Friedensgala durchzuführen, zu der wir auch alle bisherigen Preisträger einladen und ihnen die Gelegenheit bieten, sich und ihre Arbeit oder Organisation mit einem Informationsstand und einem kurzen Statement zu präsentieren.
Diese Friedensgala wird am 8. Dezember um 11 Uhr in der Stadthalle an der Orangerie stattfinden.
Den überregionalen Hauptpreis verleihen wir an die israelische Graswurzelbewegung Standing Together (www.standing-together.org/en). Wir möchten damit das seit 2015 bestehende Engagement für ein dauerhaft gerechtes und friedliches Zusammenleben von Palästinensern und Juden würdigen. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Eskalation des Konflikts zwischen den beiden Völkern ist es bewunderns- und anerkennenswert, wie sich Standing Together für ein gleichberechtigtes Miteinander von Israelis und Palästinensern in echter sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Gerechtigkeit einsetzt.

Als regionalen Preisträger werden wir dieses Jahr Herrn Werner Rasche und den von ihm ins Leben gerufenen Verein Museum Winnweiler e. V. (www.jüdisches-museum-winnweiler.de) würdigen. Das Museum verknüpft eine einzigartige, tiefgründige Darstellung und Aufarbeitung jüdischen Lebens in der Nordpfalz mit weiterreichenden, historischen und religiösen Informationen über das Judentum im Allgemeinen.
Die Friedenstaube des Landrats wird sich auf den Weg nach Oxford, UK, zu dem in Kirchheimbolanden geborenen und aufgewachsenen Prof. Dr. Max Roser machen. Sein Projekt Our World in Data hat das Ziel vorhandenes Wissen über die großen Probleme der Menschheit - Armut, Krankheit, Hunger, Klimawandel, Krieg, zunehmende Ungleichheit - zugänglich und verständlich zu machen. Er ist überzeugt, dass es genügend Ressourcen gibt das Leid in der Welt zu verringern, wir aber nicht die Fortschritte erzielen, zu denen wir fähig sind, weil wir vorhandenes Wissen nicht ausreichend nutzen.
Die Verleihung der Friedenstaube wird im Januar stattfinden, da Prof. Roser im November und Dezember auf Reisen ist.

Unser Friedenstage-Programm ist auch dieses Jahr wieder vielseitig und vielschichtig, wie es auch die Herausforderungen in der Friedensarbeit sind. Einfache Antworten auf komplexe Fragen gibt es nicht. Also hören wir zu bei Vorträgen, lassen uns ein auf Diskussionen, feiern Gottesdienste und gemeinsame Feste, lassen uns inspirieren von Theater- und Konzertabenden…
Das gesamte Programm ist auf der Webseite www.friedenstage.de abrufbar und an vielen Stellen in Kirchheimbolanden in gedruckter Form erhältlich. Wählen Sie in Ruhe aus, besuchen Sie die Veranstaltungen, sehen und hören Sie zu oder noch besser - machen auch Sie mit!

Wir freuen uns über Spenden, die den Friedenstagepreisträgern zu Gute kommen und auf das Konto der Donnersberger Initiative für Menschen in Not e.V. bei der Sparkasse Donnersberg eingezahlt werden können, IBAN: DE13 5405 1990 0030 0110 01, Verwendungszweck: Friedenstage.

Autor:

Norbert Willenbacher aus Wochenblatt Kirchheimbolanden

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