„Weil die Welt nicht ist, wie wir sie erhoffen“
28. Vesperkirche feierlich eröffnet
Mannheim. Mit dem eindringlichen Ausruf „Menschenskind!“ hat Pfarrerin Ilka Sobottke die 28. Mannheimer Vesperkirche in der Citykirche Konkordien eröffnet. Dieser Ausruf, der allen gilt, erinnert daran, was wir sind: Menschenskinder. „Ganz gleich, ob jemand eine Adresse auf dem Heizungsschacht oder unter der Brücke hat“, erklärte Ilka Sobottke. Für diese Menschen öffnet die Citykirche Konkordien erneut im Januar ihre Türe, eben weil „Gerechtigkeit und Großherzigkeit kaum noch eine Rolle spielen“.
Bereits am Eröffnungstag nutzten rund 450 Gäste das Angebot der Evangelischen Kirche Mannheim und ihrer Diakonie, genossen ein warmes Mittagessen – „Kasslerbraten mit Sauerkraut“ und Schupfnudeln. Die Zahlen zeigen: Der Bedarf ist groß und wird in den kommenden Wochen voraussichtlich weiter steigen. Im letzten Jahr lag die durchschnittliche Besucherzahl bei 603 Gästen pro Tag. Rund 68 Ehrenamtliche waren am ersten Tag im Einsatz, darunter auch Oberbürgermeister Christian Specht. Insgesamt tragen 800 Ehrenamtliche – einschließlich Menschen aus Mannheim und der Umgebung, Unternehmen, Schulen und Konfi-Gruppen – dazu bei, dass die Vesperkirche Jahr für Jahr ein Ort der Begegnung, Unterstützung und Solidarität sein kann.
Armut in Mannheim: Zahlen und Gesichter
Pfarrerin Sobottke nahm in ihrer Ansprache Bezug auf die sozialen Realitäten in Mannheim. Hinter den Zahlen des Sozialatlas verbergen sich echte Schicksale: Über 35.144 Menschen in Mannheim beziehen Transferleistungen, darunter rund 8.000 Kinder.
Besonders betroffen sind Frauen über 65 Jahre. Viele Menschen trauen sich nicht, die Vesperkirche aufzusuchen, oder schämen sich, so Ilka Sobottke. „Die Schwächsten, die wir in den kommenden Wochen willkommen heißen werden, sind Kranke, Kinder, Alleinerziehende – meist Mütter –, Menschen mit Behinderungen und psychiatrischen Erkrankungen.“
Ein Ort der Gemeinschaft und Hoffnung
Die Vesperkirche bietet bis zum Sonntag, 9. Februar, täglich zwischen 11 und 14 Uhr ein warmes Mittagessen, Vesperbeutel, Getränke sowie Kaffee und Kuchen an. Die Initiative ist nicht nur ein Ort der Verpflegung, sondern auch ein Ort der Gemeinschaft, an dem Menschen ein Stück Würde und Hoffnung erfahren. Die durch Spenden finanzierte Mannheimer Vesperkirche wird getragen von der Evangelischen Kirche in Mannheim und ihrem Diakonischen Werk. Neben einem warmen Mittagessen erhält jeder Gast bei Bedarf Sozialberatung der Diakonie und ärztliche Unterstützung. Spenden: Evangelische Kirche Mannheim, Sparkasse Rhein Neckar Nord, IBAN: DE44 6705 0505 0039 0030 07, BIC: MANSDE66XXX, Stichwort: Vesperkirche. hät/red
Weitere Informationen:
Autor:Kristin Hätterich aus Mannheim |
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