Studierende bringen Gesichter der Passion auf die Straße
Ostern trifft auf Streetart
Mannheim. Krankenpflegerin, Business-Punk und Straßenkehrer. Wer an den Osterfeiertagen in den Mannheimer Quadraten, im Jungbusch oder in der Neckarstadt unterwegs ist, wird diesen und anderen Personen begegnen: Kunstvoll gezeichnet, lebensgroß auf Papier ausgedruckt, als sogenannte Paste-Ups an Wänden und Zäunen befestigt. Sie sind Teil des Projekts #wandelmut der Evangelischen Studierendengemeinde/Ankerstelle und der Katholischen Hochschulgemeinde Mannheim.
Das Besondere an den insgesamt sechs Personen: Alle sind moderne Interpretationen von Protagonist:innen der Passionserzählung aus der Bibel. So wird die Dienstmagd, die Petrus als Anhänger von Jesus erkennt, zur modern gekleideten Angestellten. Sie konfrontiert Petrus mit einem Foto von ihm und Jesus auf ihrem Smartphone. Petrus wiederum, zeichnerisch eingefangen im Moment größter Scham, ist zu erkennen am Hahnenkamm auf dem Kopf, der einem Irokesenschnitt gleicht. Sein Anzug im Hahnentrittmuster ist zerknittert von den Strapazen, die er in den Tagen zuvor durchlitten hat. Gestaltet wurden die Ostercharaktere von der Hamburger Künstlerin Verena Hartmann nach Ideen und Charakterisierungen, die von Mannheimer Studierenden und jungen Erwachsenen erstellt wurden. In der aktuellen Episode des Podcasts „Achterbahn & Anker“ ist die Künstlerin zu Gast und unterhält sich über die Hintergründe der Aktion.
„Wandelmut hat mehrere Bedeutungen“ erläutert ESG-Pfarrer Florian Binsch: „Zum einen verwandeln wir mutig und mit kreativer Freiheit die biblischen Personen in heutige Charaktere. Zum anderen möchten wir zeigen, dass wir aus dem Umgang mit den Krisenerfahrungen der Personen damals neuen Wandelmut für heute schöpfen können. Denn ohne Mut siegen die Blockaden und nicht der Wandel hin zu neuem Leben.“
Studierende, die das Projekt mitentwickelt und umgesetzt haben, leihen den Personen nun auch ihre Stimmen. In kurzen Audiodateien werden die Emotionen und das Erleben der Ostercharaktere lebendig. Wer sich an den Ostertagen mit Smartphone und Kopfhörern auf den Weg macht, findet auf der Homepage der Ankerstelle eine interaktive Karte und kann so individuell einen audiovisuellen Osterspaziergang unternehmen - selbstverständlich mit Maske und Abstand zu anderen Spazierenden. Wer lieber daheim bleibt kann sich die Bilder auch zu Hause anschauen. Wie lange die Paste-Ups zu sehen sein werden wird sich zeigen. Schließlich sind die Kunstwerke Wind und Wetter ausgesetzt.
Die Organisatoren hoffen, dass ihre Open Air-Galerie zumindest einige Wochen Bestand haben wird, wenngleich die dahinter liegende Hoffnung größer ist: Die Botschaft, die die Initiatoren mit #wandelmut auf die Straßen der Quadratestadt bringen wollen, findet sich in einem kleinen Detail: Ob als Tattoo, Aufnäher auf der Kleidung oder auf einer Smartwatch – das Kürzel FCK DTH für „Fuck Death“ ist auf allen Kunstwerken zu finden. „Die Wortwahl ist vielleicht ungewöhnlich im Zusammenhang mit der christlichen Osterbotschaft“ findet Kathrin Grein, Leiterin der Katholischen Hochschulgemeinde Mannheim. „Aber im Grunde fasst sie auch treffend zusammen, was wir Christen an Ostern feiern: Die Überwindung des Todes durch die Auferstehung Jesu.“
Die interaktive Karte zu #wandelmut findet sich auf www.ankerstelle.net/wandelmut Die Originale der Ostercharaktere finden sich an folgenden Orten: Gemeindehaus der Melanchthonkirche (Lange Rötterstraße 33), Lutherkirche (Lutherstraße 2), Jugendkirche SAMUEL (Luisenring 33), Hafenkirche/Ankerstelle (Kirchenstraße 11), KHG/Alfred-Delp-Haus (D 6) und Konkordienkirche (R 2). ps
Autor:Christian Gaier aus Mannheim |
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