EXKLUSIV: Polizei-Informant spricht mit "Wochenblatt reporter Pirmasens"
Aufmerksamer Bürger bringt Polizei auf die Spur von Betrügern.....


Pirmasens / Pfalz. Die „Pirmasenser Zeitung“ berichtete kürzlich über Betrüger, die in Pirmasens an gefälschte Adressen Pakete schicken ließen und dann damit verschwanden. Ein aufmerksamer Pir-masenser Bürger, so stand zu lesen, machte den Dieben aber plötzlich eine Strich durch die Rechnung und  hat die Polizei auf die Spuren der Betrüger gebracht. „Wochenblatt Reporter Pirmasens“ gelang es, mit dem Polizei-Informanten  ein Gespräch über  die Hintergründe zu führen. Aus verständlichen Gründen will der Mann hier nicht seinen Namen genannt sehen. Deshalb nennen wir ihn „Mister X“, h. Das Gespräch konnte leider erst einige Tage später als ursprünglich geplant und deshalb erst jetzt hier veröffentlichtwerden.

Frage: Mister X, was war da los ? Wie sind Sie auf die Spur der Betrüger gekommen ?

Antwort: Ermittelt und aufgeklärt hat den Fall natürlich die Polizei. Richtig aber ist, dass die Polizei offensichtlich erst durch meine Hinweise auf ein herrenloses Paket vor einem Nachbarhaus auf die Betrügereien aufmerksam wurde. Das war auch für mich überraschend. Obwohl mir die Sache schon komisch vorkam, als ich vor ein paar Wochen vor einem Nachbarhaus ein großes Paket auf dem Boden stehen sah. Und dann stand da auch noch groß drauf: „Bitte vor der Haustür abstellen!“

Frage: An wen war das Paket denn adressiert?

Antwort: Ja, das war auch komisch. Denn nur ein Name stand auf den Klingelschildern, aber ein anderer als auf dem Paket. „Das Haus ist seit Jahren unbewohnt“, wusste ich, denn ich hatte, aus der Ferne, den Auszug des letzten Bewohners miterlebt. Das konnte auch jeder, der vorbeikam,  auf den ersten Blick erkennen: Schmutziger, verdreckter Hauseingang, rostiger Briefkasten ohne Namen, die Fenster nur dunkle Höhlen ohne Vorhänge.

Frage: Also, leerstehendes, verlassenes Haus, zwei verschiedene Personen oder Familien, die in dem Haus angeblich wohnen sollten. Das weckte ihren Argwohn ?

Antwort: Genau! Ich ließ das Paket aber zunächst mal liegen. Man hat ja Hemmungen, ein großes fremdes Paket einfach mitzunehmen, auch wenn es fast mitten auf der Strasse liegt. Man denkt: „Vielleicht gehört es ja doch jemand!“ Erst als nach zwei Tagen jemand versucht hatte, das Paket aufzureißen und das Füllmaterial heraus quoll, nahm ich das offensichtlich herrenlose Paket an mich. Ich staunte erstmal über das geringe Gewicht im Vergleich zur Größe des Pakets. Hatte jemand vielleicht schon etwas herausgenommen und mitgehen lassen ? Aber auch dieser Widerspruch wurde später einfach geklärt.

Frage: Sie hatten jetzt also ein Paket und zwei wahrscheinlich falsche Namen. Was macht man damit in so einem Fall ?

Antwort: Ich schrieb zunächst eine Mail an die Transportfirma. Ich fragte, wie man denn ein Paket vor einem Haus ablegen könnte, das für jedermann auf den ersten Blick erkennbar leer steht ist. Es kam aber keine Antwort, auch auf eine zweite Mail erfolgte bis heute keine Reaktion. Dafür reagierte die Firma, die das Paket verschickt hatte sofort, eine Firma, die Arbeitskleidung verkauft. Ich solle das Paket auf Kosten der Firma zurückschicken oder die Polizei verständigen, empfahl man mir.

Frage: Damit kam die Polizei in Spiel, die den Fall dann später bis heute weitgehend aufklärte. Dort war man wohl glücklich über solch einen solch aufmerksamen Mitbürger ?

Antwort:  Zunächst ganz im Gegenteil, was ich erst mal  auch nicht verstehen konnte. Tatsächlich hatte ich leichte Schwierigkeiten, mit meinen Informationen zu dem zuständigen Kripobeamten An-dreas Schieler vorzudringen. Denn ich konnte kaum glauben, dass es in Pirmasens nicht schon ähn-liche Betrugsversuche gegeben hatte. Ein mir beruflich bekannter Mann, der viel mit Hausbesitzern zu tun hat, hatte mir vorher  mal erzählt, dass im Rhein-Main-Gebiet Betrüger an die Klingel-Schilder unbewohnter Wohnungen fremde Namen kleben; dann Waren bestellen, die tagsüber bei Apotheken oder Bäckereien zur Abholung deponiert werden sollen. Kaum war die Ware abgeholt, verschwanden auch die Klingelschilder wieder. Da dachte ich mir, das wird in Pirmasens mit seinen vielen leerstehenden Wohnungen und Häusern auch schon vorgekommen sein.

Frage: Ganz schön raffiniert ! Wie ging´s dann mit „ihrem Paket“ weiter ?

Antwort: Der Kripobeamte Schieler, dem ich hier ein großes Lob aussprechen muss, hat sich sofort bei mir telefonisch gemeldet, den Tatort „Hauseingang“ zeitnah besichtigt und das Paket mitgenommen. Wie sich herausstellt, war nur eine weiße Damen-Hose drin, eine Nachlieferung. Der Arbeitskleidung-Versender hatte Glück, denn beim Zustell-Versuch der Hauptsendung war dem Paket-Boten die Sache spanisch vorgekommen und er hatte das Paket zurückgehen lassen. Dies alles ermittelte später dann der Hauptkommissar Andreas Schieler, und noch viel mehr.

Frage: Und wie kam der Fall in die Zeitung ? 

Antwort:  Inzwischen hatte die "Pirmasenser Zeitung" von dem herrenlosen Paket Wind bekommen und berichtete. Später rief mich Herr Schieler an und informierte mich darüber, dass mehrere Betrüger der Polizei inzwischen ins Netz gegangen seien. Und auch eine große Zahl geschädigter Versand-firmen der Polizei inzwischen bekannt sei. Der Kripobeamte hatte ganze Arbeit geleistet. Die Krux war:  Weil der Wert der Waren meist unter 50 oder 100 Euro lag, erstatteten die geschädigten Firmen gar keine Anzeige. So erfuhr die Polizei erst spät von den Betrügereien.  Was den Betrügern wiederum ihre „Arbeit“ erleichterte  und dafür sorgte, dass die Polizei von den Stradtaten erst spät durch mich erfuhr. Bis zu dem Paket mit der Damen-Hose, das mein Misstrauen weckte. Kürzlich  berichtete auch die "PZ" nochmals groß und ausführlich  über die Ermittlungsergebnisse.

Herr X., vielen Dank für das interessante Gespräch. 

PS. Hier vor dieser Tür (auf dem Foto oben)  lag  das Paket mit der Damen-Hose. Foto: Herr  X.

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Autor:

Helmuth Schäfer aus Wochenblatt Pirmasens

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