Studie über bessere Integration von Flüchtlingen
Gute Erfahrungen mit Zuzugsperre dokumentieren

Eine große Aufgabe ist es, die Flüchtlingsfamilien in der Stadtgesellschaft zu integrieren. Insbesondere Kitas und Schulen sind dabei stark gefordert, sagt Oberbürgermeister Markus Zwick.  Foto: pixabay
  • Eine große Aufgabe ist es, die Flüchtlingsfamilien in der Stadtgesellschaft zu integrieren. Insbesondere Kitas und Schulen sind dabei stark gefordert, sagt Oberbürgermeister Markus Zwick. Foto: pixabay
  • hochgeladen von Andrea Kling

Horebstadt. Die Zuzugssperre für Flüchtlinge nach Pirmasens ist ausgelaufen. Gemeinsam hatten die Verwaltung und das Land Rheinland-Pfalz seit Ende März 2018 einen Sonderweg eingeschlagen, um die Integration der Neubürger in die Stadtgesellschaft zu gewährleisten. Jetzt sollen die gesammelten Erfahrungen in ein Pilotprojekt einfließen. Die wissenschaftliche Studie zielt auf eine Reform des Verteilverfahrens geflüchteter Menschen auf die Kommunen ab.
„Dank der seinerzeit vom Integrationsministerium angeordneten negativen Wohnsitzregelung ist es gelungen, den bis dahin ungesteuerten Zuzug anerkannter Asylbewerber und subsidiär geschützter Flüchtlinge zu stoppen. Dadurch konnte im letzten Moment der drohende Kollaps funktionierender Hilfesysteme aus Haupt- und Ehrenamtlichen abgewendet werden“, zieht Oberbürgermeister Markus Zwick eine insgesamt positive Bilanz. Der Schritt war richtig, die Zuzugssperre habe erkennbare Wirkung gezeigt. Denn erst durch diese Maßnahme sei es möglich geworden, auch in der Bevölkerung vertrauensbildend wirken zu können, betont Zwick. Gleichzeitig macht er deutlich, dass die Problematik einer drohenden sozialen und gesellschaftlichen Ausgrenzung nach wie vor bestehe. So leben in Pirmasens immer noch fast doppelt so viele Flüchtlinge, als der Stadt nach der Aufnahmequote (Königsteiner Schlüssel) zugewiesen wurden. Nach dem Erlass der negativen Wohnsitzauflage sind zwar lediglich noch im Ausnahmefall Flüchtlinge zugezogen. Allerdings habe sich die Zahl der Asylsuchenden nur unwesentlich verringert, da nur wenige Wegzüge verzeichnet werden konnten. „Die Aufnahmequote ist somit nach wie vor überschritten“, stellt der OB fest.
Damit stehe die Stadt auch in Zukunft vor große Herausforderungen, um die Maßnahmen zur sprachlichen, sozialen und beruflichen Integration erfolgreich zu meistern. Insbesondere Kindertagesstätten, Schulen und das Jobcenter seien auf längere Sicht stark gefordert. Noch immer gebe es eine erhebliche Anzahl von Flüchtlingen, die nicht an einem Sprachkurs teilnehmen konnten. Hier bestehe weiterhin ein erheblicher Bedarf, der nur sukzessive abgearbeitet werden könne. „Die zielgerichtete Integration dieser Menschen in die Stadtgesellschaft ist eine Generationenaufgabe, der wir uns im Schulterschluss mit der Bevölkerung stellen werden“, verspricht Markus Zwick und lobt das herausragende Engagement der Pirmasens, die sich mit viel Herzblut in diesen Prozess einbringen. Dabei sei es wichtig, auch in Zeiten der Pandemie Möglichkeiten der Begegnung zu ermöglichen, damit beide Seiten zueinander Kontakt hätten, um die Akzeptanz für das Thema zu schaffen.
Der Oberbürgermeister hätte es begrüßt, wenn die landesweit einmalige Ausnahmeregelung ein letztes Mal bis Ende März 2022 verlängert worden wäre. Das zuständige Ministerium hatte aber den Antrag der Stadt mit Verweis auf die „deutliche Verbesserung der Lage“ in Pirmasens abgelehnt. Vorausgegangen war eine jährliche Evaluation der erhobenen Arbeitsmarkt- und Migrationsdaten der Fachabteilungen in Mainz. In einem Schreiben hat das Ministerium der Verwaltungsspitze zugesichert, Pirmasens auch weiterhin mit Projekten zur Integration und zum Spracherwerb zu fördern. Zwick kündigte an, die weitere Entwicklung aufmerksam zu verfolgen. Sollte die Aufhebung der negativen Wohnsitzauflage erneut für einen ungebremsten Zuzug nach Pirmasens sorgen, will er unverzüglich den Dialog mit den Verantwortlichen suchen.
Die Erfahrungen, die man mit der Zuzugsperre gesammelt hat, sollen in ein Pilotprojekt einfließen. Für eine Teilnahme an einer auf drei Jahre angelegten Studie der Universitäten Hildesheim und Erlangen-Nürnberg macht sich OB Markus Zwick beim Land Rheinland-Pfalz stark. Zusammen mit weiteren Modellkommunen aus Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen soll ein Mechanismus entwickelt werden, mit dem die Verteilung von Schutzsuchenden optimiert wird. Basierend auf einem Algorithmus, sollen die Voraussetzungen und Bedürfnisse geflüchteter Menschen sowie die vorhandenen Strukturen und Ressourcen der Kommunen in eine stärkere Übereinstimmung gebracht werden. Die Wissenschaftler sprechen von einem sogenannten Matching-Verfahren. Zu den Kriterien aufseiten der Geflüchteten zählen unter anderem Bildungsabschlüsse, Arbeitserfahrungen, Sprachkenntnisse, Führerschein sowie familiäre und persönliche Beziehungen. Demgegenüber soll in den Kommunen ein Abgleich mit verfügbarem Wohnraum, Schul- und Kinderbetreuungsangeboten, die Arbeitsmarkt-Situation sowie die Erreichbarkeit relevanter Einrichtungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln erfasst werden. Untersucht werden außerdem die vorhandenen Unterstützungsstrukturen wie Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, Sprachkursangebote oder auch zivilgesellschaftliche Organisationen. Ziel des Projektes ist es, den Integrationsprozess nachhaltig zu stärken und der Vielfalt der Kommunen in Deutschland besser Rechnung zu tragen. ak/ps

Autor:

Andrea Kling aus Pirmasens

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

10 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Wirtschaft & HandelAnzeige
Ihre IT-Security ist bei OrgaMAXX in besten Händen. Um ein Höchstmaß an IT-Sicherheit zu gewährleisten und vor Cyberangriffen zu schützen, wird sichergestellt, dass die Systeme und Prozesse bei den Kunden einem permanenten Monitoring unterliegen | Foto: Orgamaxx/gratis
4 Bilder

IT-Security: Sicherheit durch OrgaMAXX - Partner für maßgeschneiderte IT-Lösungen

IT-Security im Raum Kaiserslautern / Mannheim / Ludwigshafen. In jedem Unternehmen werden täglich riesige Mengen sensibler Daten erfasst und verarbeitet, darunter Kundeninformationen, Umsatzzahlen, Mitarbeiterdaten und Betriebsgeheimnisse. Eine der unmittelbarsten Auswirkungen durch Cyberangriffe ist der Verlust oder Diebstahl von Daten. Persönliche Daten, finanzielle Informationen oder Geschäftsgeheimnisse können in den Händen von Cyberkriminellen verheerende Auswirkungen haben. Sie können ein...

RatgeberAnzeige
Palliativstation Landstuhl: Die Palliativmedizin stellt den individuellen Menschen mit all seinen Bedürfnissen ins Zentrum. Dabei geht es in der Einrichtung nicht nur um die medizinische Versorgung, sondern auch um die seelische Begleitung der Patientinnen und Patienten.  | Foto: ake1150/stock.adobe.com
3 Bilder

Palliativstation Landstuhl: Einfühlsame Begleitung von Anfang an

Palliativstation Landstuhl. Im Palliativzentrum des Nardini Klinikums St- Johannis in Landstuhl steht der Mensch mit seinen individuellen Bedürfnissen und Ängsten im Mittelpunkt. Vor 20 Jahren begann die Arbeit des Teams, das damit eine Vorreiterrolle für die Palliativversorgung in der Region übernommen hat. Ziel ist es, mit einem ganzheitlichen Ansatz so viel Lebensqualität wie möglich zu erhalten und bis zuletzt ein würdevolles, erfülltes und selbstbestimmtes Leben zu gewährleisten....

Ausgehen & GenießenAnzeige
Mit einem Sinfoniekonzert, dirigiert von Michael Francis, startet das Konzertprogramm 2025 | Foto: Monika Klein
11 Bilder

Konzertprogramm der Stadt Kaiserslautern: Highlights im Januar 2025

Konzertprogramm Kaiserslautern Januar 2025. Ein breit gefächertes Programm von Klassik über Jazz bis hin zu Contemporary Folk Pop hat das Kulturamt der Stadt Kaiserslautern zum Jahresbeginn aufgelegt. Und auch für die Kleinsten ist in diesem Monat wieder einiges dabei. Sinfoniekonzert „Imagination“ in der Fruchthalle Am Freitag, 10. Januar 2025, lädt die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Michael Francis zu einem besonderen Sinfoniekonzert ein. Solist des Abends...

Wirtschaft & HandelAnzeige
Photovoltaikanlage Ramstein-Miesenbach: Mit der Anschaffung von PV-Modulen auf dem Dach lassen sich Stromkosten stark reduzieren. So kann man sich durch Solarstrom unabhängig vom Strommarkt machen. | Foto: Daniel Neumüller
7 Bilder

Photovoltaik: Nachhaltig Strom sparen durch Solaranlage und Speicher

Photovoltaikanlage Ramstein-Miesenbach. Steigende Energiepreise und der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit: Erneuerbare Energie gewinnt immer mehr an Bedeutung. Eine Photovoltaikanlage auf dem eigenen Dach bietet Hausbesitzern die Möglichkeit, selbst Strom zu erzeugen. So lassen sich bis zu 80 Prozent der Stromkosten senken und man leistet gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Wer einen zuverlässigen Partner für Solarstrom im Raum Ramstein-Miesenbach sucht, findet mit dem Team von...

Wirtschaft & HandelAnzeige
Wohnmobil Kaiserslautern: Die Fachwerkstatt Kfz Graf übernimmt auch den Einbau eine Solaranlage oder einer Standheizung. | Foto: Kfz Graf
2 Bilder

Wohnmobil Kaiserslautern: Für die Reparatur zu Kfz Graf

Wohnmobil Kaiserslautern: Die Werkstatt Kfz Graf erledigt Reparatur und Wartung von Reisemobilen und Wohnwagen. Die Werkstatt Kfz- und Reisemobiltechnik Graf in Otterbach im Landkreis Kaiserslautern ist Profi fürs Reparieren und Warten von Autos, Nutzfahrzeugen bis 6 Tonnen, Wohnmobilen und Wohnanhängern. Inhaber Sascha Graf hat eine besondere Leidenschaft für Wohnmobile und Nutzfahrzeuge.  Wohnmobil Kaiserslautern: Reparatur und Wartung in der Werkstatt Kfz Graf Wohnmobil Reparatur: Besitzer...

Wirtschaft & HandelAnzeige
Projektleiterin Corina Kohlmann (Mitte) mit einigen der Teilnehmerinnen des Projektes „Starthilfe für Gründerinnen in Rheinland-Pfalz“: Oxana Merida (von links), Referentin Silke Steinbach, Katarzyna Gorzedowski, Michelle Schulte und Jessica Hill  | Foto: bic

Bic: Gründungs-Booster „Starthilfe für Frauen“ effektiv genutzt

Kaiserslautern. Mit der Abschlussveranstaltung am Samstag, 23. November 2024, ging das Projekt „Starthilfe kompakt & kompetent für Gründerinnen in Rheinland-Pfalz“ in der aktuellen Runde zu Ende. Das Projektteam um Corina Kohlmann und Maria Beck lud die Teilnehmerinnen zu einem entspannten Projektabschluss ins Business + Innovation Center Kaiserslautern (bic) ein. Seit dem Kick-off Ende August konnten die Projekteilnehmerinnen von vielen Workshops, Seminaren und Coachings profitieren, die für...

Online-Prospekte aus Pirmasens und Umgebung



add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ