Landrätin zeigt Flagge gegen Gewalt an Frauen
„Hinschauen, einmischen und aktiv werden“
Pirmasens/Südwestpfalz. Es ist ein Herzensanliegen der Politikerin: Am internationalen Aktionstag der Vereinten Nationen zeigte Landrätin Dr. Ganster Flagge gegen Gewalt an Frauen in engen sozialen Beziehungen.
Bei der Aktion wurde mit Fahnen und Bannern von „Terre des femmes“ ein Zeichen gesetzt. Denn die Gewaltthematik ist nach wie vor hoch brisant. Das belegen die aktuellen Zahlen aus der polizeilichen Kriminalstatistik Rheinland-Pfalz. Nach den Worten der Landrätin wurden im letzten Jahr 8.692 Fälle von Gewalt in engen sozialen Beziehungen gezählt. Dies entspricht einem Anstieg von 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dabei waren 6.877 Opfer, 79 Prozent weiblich und 1.829 Opfer, 21 Prozent männlich. Im Bereich der Polizeidirektion Pirmasens gab es laut Kriminalstatistik (PKS) insgesamt 335 Fälle von Partnerschaftsgewalt; 276 betroffene Frauen – 60 Männer. „In Deutschland wird an fast jedem dritten Tag eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Und statistisch gesehen wird alle 45 Minuten eine Frau Opfer von vollendeter und versuchter gefährlicher Körperverletzung durch Partnerschaftsgewalt“, sagte Susanne Ganster zur bundesdeutschen Situation.
Zum „Flagge zeigen“ hatten die Mitglieder des Regionalen Runden Tisches gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen Südwestpfalz (RRT) eingeladen. Ihre Freude war groß, dass trotz eisiger Kälte viele Unterstützer gekommen waren. Zu dem Netzwerk gehören die Interventionsstelle Häusliche Gewalt und die Beratungsstelle Contra häusliche Gewalt, der Frauennotruf Zweibrücken, das Frauenhaus Pirmasens, die Opferschutzbeauftragte der Polizei Westpfalz und die Führungsgruppe der Polizeidirektion Pirmasens sowie die kommunalen Gleichstellungsbeauftragten der beiden Städte und des Landkreises. Gemeinsam arbeitet der Runde Tisch seit vielen Jahren daran, durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit die Gewaltproblematik zu sensibilisieren, entsprechende Beratungsstrukturen auf- und auch auszubauen sowie betroffenen Frauen persönliche Unterstützung und Hilfe anzubieten.
„Hinschauen, einmischen und aktiv werden“, mahnte Landrätin Dr. Ganster und lobte die gute Zusammenarbeit der verschiedenen Institutionen. Sie wies darauf hin, dass Gewalt in engen sozialen Beziehungen keine Privatsache sondern eine Straftat ist, die verfolgt werden muss. Erschreckend sei die Tatsache, dass kaum ein Verbrechen in Deutschland so selten bestraft wird, wie eine Vergewaltigung – obwohl es eine der häufigsten Formen von Gewalt an Frauen ist: Etwa alle drei Minuten wird in Deutschland eine Frau vergewaltigt. Doch nur jeder achte Täter wird verurteilt, informierte die Kommunalpolitikerin. Auch in Deutschland, zitierte sie eine Studie der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte, habe jede dritte Frau seit ihrem 15. Lebensjahr bereits körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt.
Als konkretes Hilfsangebot stellte die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, Susanne Morsch, für den Runden Tisch den neu aufgelegten Taschenhelfer vor, der in kompakter Form die regionalen Anlaufstellen für von Gewalt betroffene Frauen aufzeigt und bei den Mitgliedern des Runden Tisches abgerufen werden kann.
Als zusätzliches Zeichen der Solidarität mit betroffenen Frauen erstrahlten am Abend in der Pirmasens die Fenster der Stadtteilzentren P11, Horebtreff und Mittendrin, das große Fenster des Dynamikums zum Strecktal und die Alte Post in orangenem Licht. Diese Farbe symbolisiert weltweit eine Zukunft ohne Gewalt an Frauen. ak/ps
Autor:Andrea Kling aus Pirmasens |
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