VHS-Exkursion nach Frankfurt wird zur Geschichtsstunde
In der „Kaiserstadt“ auf jüdischen Spuren
von andrea katharina kling-kimmle
Pirmasens/Frankfurt. Vom „Römer“, mit dem wohl berühmteste Balkon Deutschlands, über den historischen „Krönungsweg“ in der Altstadt, am Mainufer mit dem „Eisernen Steg“ entlang führte die Exkursion der Volkshochschule Pirmasens ins Museum Judengasse. Frankfurt/Main war das Ziel dieser Tagesfahrt unter der Leitung von Helga Knerr im Rahmen des VHS-Schwerpunktthemas „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“.
Die Erkundung der „Kaiserstadt“ glich einer kleinen Geschichtsstunde, ist die Mainmetropole doch vollgestopft mit historischen Daten und Fakten. Schon die erste Station, die Pauluskirche, ist eine bedeutende Stätte. Hier fand 1848 die erste deutsche Nationalversammlung statt. Weiter ging es zum „Römer“, dem Wahrzeichen Frankfurts, mit dem berühmtesten Balkon im Land, wo schon einige deutsche Fußballnationalmannschaften gefeiert wurden. Gleichzeitig ist der Gebäudekomplex Sitz der Stadtregierung und ein historischer Ort: Im Frankfurter Römer wurden viele der Kaiser und Könige des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gewählt und gekrönt.
Ein sehenswerter „Zeitzeuge“ ist das Haus Wertheym. Es ist das älteste Fachwerkhaus in der Frankfurter Altstadt und das einzige, das die Luftangriffe des Zweiten Weltkriegs fast unbeschadet überstand. Das heutige Gebäude ist ein um 1600 entstandenes Renaissance-Fachwerkhaus und diente unter anderem als Waren- und Zollhaus sowie als Quartier der Frankfurter Stadtgarde.
Ein Bummel durch die Altstadt mit Krönungsweg und dem Haus von Goethes Tante Melber sowie dem „Struwwelpeter“-Museum hat ebenfalls durchaus seine Reize.
Am Ufer des Main, vorbei am berühmten „Eisernen Steg“, führte die Exkursion zum eigentlichen Zielort, dem „Museum Judengasse“, in dem das Alltagsleben in der frühen Neuzeit dokumentiert ist. Im ehemaligen Wohnhaus der Familie Rothschild sind wertvolle Zeugnisse für die Vielfalt jüdischer Kulturen zu sehen. Ob es sich um das Gemälde „Moses mit den Gesetzestafeln“ von Moritz Daniel Oppenheim, die kostbaren Schmuckstücke aus den Tempeln, die an rituelle Handlungen erinnern“, oder um die Geschichte der Rothschilds handelt, denen Deutschland viele Einrichtungen wie Bank, Post, Börse oder Eisenbahn verdankt, die Ausstellung ist nicht nur informativ sondern auch eindrucksvoll.
Erschütternd die Hasstiraden bekannter Persönlichkeiten, wie etwa Voltaire (1694 – 1788). Von ihm stammt dieser Ausspruch: „Ich spreche mit Bedauern von den Juden: Diese Nation ist, in vielerlei Beziehung, die verachtenswerteste, die jemals die Erde beschmutzt hat“. Dagegen ein interessanter Blickfang die Collage aus 20 Fotos der Serie „Jüdisches“ aus dem Jahre 1996 von Peter Loewy. Abgebildet sind religiöse Traditionen in der Moderne.
Ein besonderes Highlight des Museums ist das Familie Frank Zentrum, das breiten Raum einnimmt. Es gibt die weltweit ersten Einblicke von Alltagsgegenstände, wie ein geblümtes Essservice mit schriftlicher Menüfolge, Briefen, Gemälden und Fotos aus dem Leben der Familie von Anne Frank.
Doch nicht nur der „Inhalt“ ist faszinierend, auch von außen hat das Museumsgebäude etwas zu bieten. So ist das verbindende Element zwischen Rothschild-Palais und dem neuen Lichtbau der Vorplatz mit der Skulptur „Untitled“ von Ariel Schlesinger.
Um Besuchern die Möglichkeit zu geben, Stationen der Ausstellung in aller Ruhe zuhause noch mal auf sich wirken zu lassen, g hat man die Karte „Museum to go“ eingeführt. Damit können eingesammelte Infos jederzeit am PC abgerufen werden. Ein Service, den auch die Exkursionsteilnehmer aus Pirmasens nutzten. ak
Autor:Andrea Kling aus Pirmasens |
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