Projekt der neuen City-Managerin
Kunst soll Konsum auf die Sprünge helfen
von andrea katharina kling-kimmle
Pirmasens. „Wir brauchen einen gesunden Mix aus Handel, Kunst und Kultur sowie Gastronomie um durch den Erlebnischarakter die Verweildauer in der Innenstadt zu verlängern,“ sagt Jessica Mutter. Gleichzeitig habe man damit die Chance, verschiedene Zielgruppen insbesondere auch Jugendliche anzulocken. Die 29-jährige Betriebswirtin ist neue Citymanagerin und weiß wovon sie redet. Schwerpunkt ihres dualen Studiums war „Konsumgüterhandel“, das Einkaufsverhalten der Zukunft.
Schon hat Jessica Mutter, die offiziell seit 1. Juli im Amt ist, Nägel mit Köpfen gemacht und das Schaufenster ihres Ladenlokals direkt am Schlossplatz zu einer Mini-Galerie umfunktioniert. Hier zeigen regionale Maler und Fotografen als „Künstler der Woche“ ihre Werke. Den Auftakt machte Rita Hupfer mit ihrer poppigen Darstellung des Stierbrunnens. „Es war eine Über-Nacht-Aktion, eine Idee, die ich gleich am nächsten Tag umgesetzt habe“, sagt die 29-jährige, die sich eine Staffelei zuhause schnappte und so die Basis für die „City-Kunstgalerie am Schlossplatz“ schuf. Trotz der kurzen Zeit hat die Aktion schon für Aufsehen gesorgt: „Viele Passanten bleiben stehen oder kommen sogar rein und fragen nach dem ausstellenden Künstler“, erzählt Jessica Mutter im Gespräch mit Wochenblatt-Redakteurin Andrea Kling-Kimmle. Auch unter den Malern und Fotografen hat sich das Projekt rumgesprochen. Bis Silvester habe sie keinen freien Termin mehr, freut sich die Initiatorin.
Jessica Mutter, in Pirmasens geboren, hängt an ihrer Heimatstadt und geht deshalb mit Elan und Biss daran die Belebung der City voranzubringen. Größter Knackpunkt sind die Immobilienbesitzer, die oftmals nur mangelndes Interesse zeigen gegen die Leerstände in ihren Gebäuden anzugehen. Doch die 29-jährige hat sich vorgenommen, „auf charmante Art“ die Hauseigentümer so lange zu „nerven“, bis sich endlich etwas tut. So hat sie geplant, allen einen Info-Brief mit ihrem Foto zu schicken, um sich zunächst in diesen Kreisen bekannt zu machen. In persönlichen Gesprächen will sie dann ausloten, wie die Hauseigentümer zu neuen Lösungsansätzen, etwa einer Staffelmiete stehen.
Es sei eine schwere Aufgabe, in diesen Kreisen Überzeugungsarbeit zu leisten, erklärt die City-Managerin. Doch in der Umgestaltung der Fußgängerzone sieht sie gute Chancen, nicht nur die Immobilienbesitzer mit ins Boot zu bekommen, sondern auch Neuansiedlung von Handel und Gastronomie zu forcieren. Gerade die Planung im Bereich von der Sandstraße bis zur Lutherkirche Parkbuchten einzurichten können sich in dieser Beziehung positiv auswirken: „Viele Menschen wollen keine langen Wege in die Geschäfte zurücklegen. Sie haben dann die Möglichkeit, direkt vor den Läden ihr Auto abzustellen, um direkt vor Ort ihre Besorgungen zu erledigen“, sagt die Betriebswirtin. Dass Pirmasens als lebenswerte Einkaufsstadt Potenzial hat, steht für Jessica Mutter fest. So hat sie in ihrer relativ kurzen „Amtszeit“ bereits eine interessierte Gastronomin die Fußgängerzone bereits „rauf und runter“ geführt und damit großes Interesse geweckt. Die 29-jährige ist sicher, dass bereits eine bis zwei Neuansiedlungen weitere Geschäftsleute und Lokalbetreiber anziehen werden. Aber die Betriebswirtin weiß auch, dass „Transformationsbestrebungen Zeit brauchen“.
Ganz wichtig erachtet die City-Managerin die Integration der Bürger. „Um verschiedene Zielgruppen anzusprechen und sie zum Besuch der Fußgängerzone zu animieren, sind nicht meine Ideen alleine ausschlaggebend.“ Ohne die Berücksichtigung der Bedürfnisse der Menschen vor Ort funktioniere es nicht. Da gebe es bestimmte Schwerpunkte, die bereits beim Projekt „Engagementförderung“ genannt wurden wie Spielgelegenheiten für Kinder, Sauberkeit und Orte zum Verweilen und zum Austausch in der Fußgängerzone. Das alles werde bei der Umgestaltungsmaßnahme berücksichtigt.
Dass sich das Konsumverhalten angesichts steigender Energie- und Lebenshaltungskosten stark verändert, ist ein Trend, der zum Umdenken anrege. „Es geht zukünftig nicht mehr allein um das Einkaufen in der City. Vielmehr muss mit der Kombination aus Shopping, Kunst und Kultur sowie Gastronomie nicht nur alle Zielgruppen angesprochen, sondern ihre Verweildauer ausgeweitet werden“. Damit könne das Konsumverhalten deutlich gesteigert werden. Insbesondere junge Leute sollen Lust bekommen, statt mit dem Zug nach Kaiserslautern zum Einkaufen und Pizzaessen zu fahren, in ihrer Heimatstadt zu shoppen oder sich im Eiscafé zu treffen.
Es gibt viel zu tun, für die neue City-Managerin. Doch das Engagement für ihre Heimatstadt, in die sie nach ihrem Studium in Heilbronn mit ihrem Partner zurückgekehrt ist, mache ihr große Freude, sagt Jessica Mutter.
Sie hatte zuvor seit November 2018 als Sachbearbeiterin beim Amt für Wirtschaftsförderung gearbeitet. Als die Stelle des City-Managers nach dem Weggang von Constantin Weidlich ausgeschrieben wurde, „habe ich meine Chance gesehen, denn mein Herz hängt an Pirmasens“. Zu ihrer großen Freude, wurde ihre Bewerbung angenommen und so ist sie seit 1. Juli Ansprechpartnerin für Gewerbetreibende, Immobilienbesitzer sowie Bürger, die sich aktiv für eine Belebung der Innenstadt einsetzen möchten.
Ihr Ladenlokal, dessen Tür immer offenen steht, ist montags von 12 bis 16, dienstags und mittwochs von 9 bis 12 und von 14 bis 16 sowie donnerstags von 9 bis 12 und von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Freitags ist Jessica Mutter in ihrem Büro im Amt für Wirtschaftsförderung, wo ihre Stelle angesiedelt ist. ak
Info:
Telefon: 0162 4196853
Autor:Andrea Kling aus Pirmasens |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.