Erich Weiss ist seiner Heimat stets treu geblieben

Netzwerker, Strippenzieher und echter Kaufmann

von andrea Katharina Kling-Kimmle

Pirmasens. Ein treuer Vasall seiner Heimatstadt ist Erich Weiss (70). Da mag es kaum verwundern, dass der gut vernetzte „Kaufmann mit Leib und Seele“ sich aktiv in die Gesellschaft einbringt und in zahlreichen Gremien kräftig mitmischt. Aber auch in beruflicher Hinsicht ist Weiss vielseitig orientiert. So hat er vor 20 Jahren einen Neuanfang als Gesellschafter des Unternehmens „PicksRaus“ gewagt und auf die richtige Karte gesetzt, denn „die Sonderpostenmärkte boomen im Gegensatz zur Raumausstatterbranche.“

Schon früh hat Erich Weiss Verantwortung übertragen bekommen. Seit 1974 ist der gebürtige Pirmasenser selbstständig, nachdem die Eltern Margot und Erich dem damals 24-jährigen Sohn das Raumausstattergeschäft übergeben hatten: „Das war ein großer Vertrauensbeweis“, erinnert sich der 70-jährige, dessen Opa vor dem Krieg die Firma „Tapeten Weiss“ gegründet hatte. Bis zu seinem Tod im Alter von 92 Jahren stand der Vater seinem Nachfolger zur Seite. Zunächst bei „DekoDomus“ und der Erich Weiss GmbH, später dann beim Pirmasenser „PicksRaus“-Markt.
Das Lebensziel des Juniors war von Anfang an, sich im Alter von 50 Jahren aus dem Berufsleben zurückzuziehen. Da es aber selten so kommt, wie man es gerne hätte, sah sich Weiss neuen Herausforderungen gegenüber. 1994 war er mit seinem Unternehmen in einen neuen eigenen Gebäudekomplex auf der Ruhbank umgezogen. Da Sohn Maximilian kein Interesse am Geschäft hatte und der Pirmasenser verantwortungsbewusst gegenüber seinen Mitarbeitern agieren wollte, verkaufte er die Immobilie an den Einkaufsverband Südbund, blieb aber als Mieter mit „DekoDomus“ in dem Gebäude. Mit einem Teil des Erlöses stieg er als Gesellschafter bei „PicksRaus“ in Backnang ein und eröffnete vor 20 Jahren seinen Sonderpostenmarkt in der Lemberger Straße. Ein Geschäftszweig, der in den letzten Jahren kräftig gewachsen ist. Heute gibt es bereits 37 Filialen. Seit 2004 ist das „kleine Kaufhaus“ mit vielen Schnäppchen in der Waisenhausstraße 42 in unmittelbarer Nachbarschaft großer Discounter zu finden. Eine Lage mit großer Kundenfrequenz.
Doch nicht immer fügte sich alles so gut im Leben des Erich Weiss. So beklagt er noch heute seine Gutmütigkeit, die zur Insolvenz von „DekoDomus“ geführt hatte. Weil der Einkaufsverband Südbund 2002 in eine finanzielle Schieflage geriet, sicherte der Pirmasenser der Institution seine Unterstützung zu: „Daraus erwuchs eine Millionenverpflichtung.“ Doch Weiss kam nach eigenen Worten allen Forderungen nach und sagt heute: „Durch die Insolvenz hat weder eine Firma noch eine Bank Verluste erlitten. Ich kann jedem in die Augen sehen“. Es sei stets sein Prinzip gewesen, niemals aufzugeben: „Man darf stolpern und hinfallen. Aber man darf nicht liegen bleiben“.
Seiner Heimatstadt ist Erich Weiss in all den Jahren treu geblieben, denn er schätzt die Verbundenheit zur Natur, die herrliche Umgebung und die Nähe zu Frankreich. Um Pirmasens auch in wirtschaftlicher Hinsicht voran zu bringen, ist der 70-jährige in vielen Gremien tätig. Seit „Ewigkeiten“ ist er Vorstand im Handelsverband und IHK-Prüfer. Gemeinsam mit seinem „guten Bekannten“ Bernd Hummel half er mit 1995 „PS Marketing e. V.“ aus der Taufe zu heben und den einstigen VR-Bank-Mitarbeiter Rolf Schlicher in vorderste Position zu platzieren. Seit 1977 steht er an der Spitze des Pirmasenser Einzelhandelsverbandes und ist Sprecher des Orga-Teams der Berufsinformationsbörse (BIB) sowie Mitglied im Lions-Club. Als einstiger Wahlkampfmanager des früheren Oberbürgermeisters Dr. Bernhard Matheis wurde Erich Weiss in den Vorstand der Initiative „B10 – 4 Spuren jetzt“ berufen. Eine Aufgabe, die er sehr ernst nimmt, denn „eine gute Verkehrsanbindung ist existenziell notwendig für die wirtschaftliche Entwicklung der Region“. Auch im Stadtrat und bei den Wirtschaftsjunioren ist der 70-jährige vertreten und zieht mit Vorliebe „im Hintergrund die Fäden“.
Langeweile kennt Erich Weiss, der seit 1977 mit Ehefrau Jutta verheiratet ist, nicht. Da die bessere Hälfte Lehrerin war, übernahm der Mann das tägliche Kochen, damit Sohn Maximilian nach der Schule in den Genuss eines warmen Essens kam. Das hat sich eingebürgert und noch heute schwingt Erich Weiss den Kochlöffel. Nur Süßspeisen und das Einkaufen liegen ihm nicht. Einst liebte der Pirmasenser auch das Segelfliegen, gab es aber nach seiner Heirat auf. Dreimal am Tag geht er mit seinem Hund spazieren, „bei Wind und Wetter. Das hält mich fit“. Außerdem pflegt er das Familienleben, besucht mit Ehefrau Jutta oft Sohn, Schwiegertochter und die einjährige Enkelin Sophie in Frankfurt. ak