Pirmasens, Zweibrücken und Kreis mit Medi Südwest im Boot
Problem des Ärztemangels gemeinsam schultern
Von Andrea Kling
Pirmasens. „Wir stellen uns der Daseinsfürsorge für die Bürger und wollen mit einer gemeinsamen Initiative die ambulante ärztliche Versorgung in der Region sicherstellen“, sagt der Pirmasenser Bürgermeister Markus Zwick und sieht sich dabei im Kontext mit Landrätin Dr. Susanne Ganster und seinem Zweibrücker Kollegen Christian Gauf. Die drei Christdemokraten üben den Schulterschluss gemeinsam mit Axel Motzenbäcker, Geschäftsführer der Medi Südwest GmbH nach dem Motto „Wehret den Anfängen“.
Noch ist die Lage nicht dramatisch, doch rechnet man bis 2020 mit einer hausärztlichen Unterversorgung in der Region, sagt Zwick. Landrätin Ganster, die von unterschiedlichen Situationen in den einzelnen Verbandsgemeinden spricht, hört schon heute den „Hilfeschrei aus dem Dahner Felsenland“, denn bereits im kommenden Jahr müssen Praxen neu besetzt werden. Dagegen besteht in Zweibrücken derzeit noch wenig Handlungsbedarf: „Aber wir wollen auf kommende Situationen vorbereitet sein“, erklärt Gauf. Deshalb sei man mit im Boot. Susanne Ganster bringt es auf den Punkt: „Wir werden gemeinsam die Versorgungsregion in den Blick nehmen und nicht nebeneinander über die Problematik nachdenken.“ Das heißt auch, dass sich alle drei Gebietskörperschaften finanziell einbringen. Über konkrete Vorstellungen habe man noch nicht gesprochen, sagt Markus Zwick.
Über die nächsten Schritte informiert Axel Motzenbäcker, der seit zehn Jahren als Geschäftsführer der Medi Südwest GmbH viele Erfahrungen gesammelt hat und weiß, dass Handlungsbedarf besteht. Er begrüßt die Initiative der Politik, einen Prozess zu initiieren, um festzustellen „wo der Schuh drückt“. Durch Gespräche mit Ärzten in den nächsten sechs Monaten wolle man eine „Ist-Analyse“ erstellen, kündigt Motzenbäcker an. Anhand dieser praktischen Hinweise werde ersichtlich, „was sich auftut und wo wir konkret ansetzen können“, hofft der Pirmasenser Bürgermeister.
Einig ist man sich, dass der Dialogprozess „Knall auf Fall“ angegangen werden muss. Gleichzeitig werden eine Präsentation erstellt, um die Region als attraktiven Lebensraum mit Zukunftsperspektiven für junge Ärzte an Universitäten und in Krankenhäuser vorstellen zu können. Landrätin Ganster verweist auf einen neuen Trend, wonach die Zahl der Frauen in medizinischen Berufen ansteigt: „Das Bild des typischen Landarztes hat sich grundlegend geändert, deshalb ist die Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf ein wichtiger Faktor“.
Für den Nachwuchs, so die Erfahrungen von Axel Motzenbäcker, sei die Selbstständigkeit nicht mehr sehr attraktiv. Die zunehmende Bürokratie verschlinge viel Zeit, die den Patienten abgeht. Auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist der Einstieg in eine größere Praxisgemeinschaft interessanter, sagt der Geschäftsführer: „Das ist eine Entwicklung, die unumkehrbar ist“.
„Wir wollen niemandem ein Korsett überstülpen“, versichert Susanne Ganster und auch Markus Zwick betont: „Jeder soll selbst entscheiden, was für ihn sinnvoll ist“. Trotzdem wolle man den älteren Medizinern, die aus Zeitmangel oftmals unzureichend über Angebote informiert sind, hilfreich zur Seite stehen, um einen Nachfolger zu finden. Angestrebt sei auch die Bildung eines Netzwerkes, über das sich die Ärzte besser austauschen können. „In Gesprächen kann möglicherweise eine Art Zusammenschluss gefunden werden“, meint Zwick. Deshalb brauche man „das Miteinander“ aller Beteiligten.
Diese „Erkenntnis“ von politischer Seite sei ein „neuer Ansatz“ lobt Motzenbäcker. Es sei sehr selten, dass sich Kommunen um diese Probleme, die nicht zu ihrem Aufgabenkatalog gehören, kümmern. Die Landrätin stellt allerdings ganz klar heraus, dass keine der Gebietskörperschaften als Träger einer medizinischen Einrichtung fungieren wird. „Wir sehen uns vielmehr in der Verantwortung, einen Prozess in Gang zu bringen, wo die Betroffenen selbst aktiv werden.“ Man wolle von politischer Seite auf die Ärzte zugehen, sie in der Nachfolgeregelung begleiten und eventuelle Hilfestellung geben, bei der Vernetzung. Axel Motzenbäcker fungiere dabei als „Lotse für uns und die Mediziner“, so Dr. Ganster. Gerade auch in Hinblick auf den „Förderdschungel“ sei Expertenrat von großer Bedeutung. Als sinnvoll erachtet der Medi-Geschäftsführer zusätzliche Informationsveranstaltungen beispielsweise mit Steuerberatern, Juristen oder auch Bankern.
Einig sind sich alle in dem Punkt, dass die ärztliche Versorgung ein wichtiger Faktor für das Leben in der Region ist. Von verschiedenen Seiten, berichtet Bürgermeister Markus Zwick, werden Impulse der Politik erwartet. Die wollen die drei Partner nun anstoßen, „eine Garantie, dass es funktioniert, gibt es allerdings nicht“, schränkt der CDU-Mann ein. Aber es sei stets besser, etwas zu wagen, als tatenlos einer negativen Entwicklung zuzusehen. Das wollen weder Zwick noch Gauf, die sich derzeit im aktiven Wahlkampf befinden, denn im September wird in Zweibrücken und im Oktober in Pirmasens ein neues Stadtoberhaupt gewählt. (ak)
Autor:Andrea Kling aus Pirmasens |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.