Vision einer „Schuhstadt“ mit 40 verkaufsoffenen Sonntagen
„Pumps-City“ verjagt Kaufhallen-Mief
von andrea kling
Pirmasens. Die Zukunft kommt auf eleganten roten Pumps daher: Aus dem Areal rund um das „Aschenputtel“ Kaufhalle soll nach den Vorstellung von Rolf Schäfer und Architekt Christoph Arnold die „Schuhstadt Pirmasens“ entstehen. Drei Shopping-Center, ein Gourmet-Pavillon und eine Livestyle-Bar inclusive Rizzi-Kunstgalerie laden an 40 Sonntagen im Jahr zum Shoppen ein. Im Raum steht eine Investitionssumme von 10 bis 12 Millionen Euro, so Initiator Rolf Schäfer im Gespräch mit dem Wochenblatt.
Schuhe besitzen dieses „Haben-wollen-Gen“, dem insbesondere Frauen nur schwer widerstehen können. Nachdem in Pirmasens jahrelang nur die Fertigungskompetenz Schwerpunkt war und eine Gemeinde in der Südwestpfalz das große Geschäft machte, soll der weit verbreitete Name „Schuhstadt Pirmasens“ endlich mit pulsierendem Leben gefüllt werden. Als Produktmanager, Betriebswirt und echter „Bärmesenser“ , dessen Jugendjahr von der elterlichen Schuhfabrik geprägt war, schickt sich Rolf Schäfer nun an, seinen Traum zu realisieren. An erster Stelle stehen für ihn die Kundenerwartungen, nicht alleine der Standort sei wichtig, sondern vor allem das Angebot. Hier zählt insbesondere die „Superlative, das Neue treibt die Welt um,“ sagt der Produktmanager, der bereits für große Firmen erfolgreiche Marketingstrategien entwickelt hat.
In dem Architekten Christoph Arnold hat er eine Art „Seelenverwandter“ gefunden: „Er denkt so wie ich und ist perfekt im Detail“. Stundenlang haben die beiden über den Plänen gebrütet, bis das Ergebnis vorlag. Bereits jetzt renne er offene Türen mit seinen Visionen ein, freut sich Rolf Schäfer. Insbesondere die Stadtspitze sei von der Konzeption restlos begeistert. Nun gilt es den Stadtrat in seiner nächsten Sitzung Ende November davon zu überzeugen, die Genehmigung zu erteilen. Dann könne die Stadt ihre drei Immobilien, die Kaufhalle, die Autohausgebäudeteile sowie das ehemalige Seelsche Anwesen, in dem unter anderem ein Plattenladen und eine Fahrschule untergebracht waren, abreißen. Damit nach dieser „Säuberungsaktion“ kein Leerlauf entsteht, kommt mit Patrick Buch der Dritte im Team ins Spiel: „Er ist für die Bauausführung zuständig“, erklärt Schäfer.
Aus fünf Elementen verteilt in der Höfelsgasse, die zur attraktiven Fußgängerzone und Flaniermeile wird, besteht das Konzept von „Pumps-City“. Für die moderne und attraktive durchgängige Optik sorgt die klar strukturierte Bauhausarchitektur in Kombination mit Stilelementen der Pirmasenser Gründerzeit mit dem typischen gelben Sandstein. Auf dem Kaufhallen-Gelände entsteht ein U-förmiges Fashion-Center inclusive Laubengängen mit rund 1.200 Quadratmetern, mit zwei sowie einem Turm mit vier Geschossen. Unten werden Schuhe verkauft, in den oberen Stockwerken ist Platz für Büros sowie die Stadtbücherei. Dazwischen befindet sich ein verglaster Pavillon, der ein Café/Bistro beherbergt. Auch Außenbewirtung mit Live-Musik ist möglich.
Neben dem Gelände mit einer Holzverkaufs-Firma entsteht ein Outdoor-Center mit 800 Quadratmetern, wo die Bereiche Wandern, Klettern und Trekking mit Kleidung, Schuhen und Accessoires bedient werden. Ein architektonisches Highlight soll sich gegenüber auf dem Gelände einer ehemaligen Tankstelle, wo zuletzt ein Autohaus ansässig war, erheben. Der zweistöckige Gebäudekomplex erhält zum Dr. Robert-Schelp-Platz hin eine halbrunde Glasfläche über beide Etagen hinweg. Eine Livestyle-Bar mit Sky-TV (rund 300 Quadratmetern) und einer Pop-Art-Galerie von Ralph Barlog sowie der Rizzi-Fassade aus der Ruprechtstraße ergänzen das Angebot der „Schuhstadt Pirmasens“.
Rolf Schäfer schwebt vor, den Kunden ein Erlebnis zu bieten, das nach Wiederholung schreit: „Die Kunden müssen nach ihrem ausgiebigen Shopping und vielen Genussmomenten zufrieden nach Hause fahren mit dem Bewusstsein, hier bekomme ich was geboten“. Sobald die Kaufhalle abgerissen sei, liege die Höfelsgasse den ganzen Tag in der Sonne. Ideale Voraussetzungen, inmitten von Bäumen, Springbrunnen und einer verkehrsberuhigten Zone Veranstaltungen durchzuführen: „Über Aktivitäten erreicht man eine größere Resonanz“, weiß der Produktmanager. Nicht zu vergessen gezielte Werbung in den Medien, die verkehrsgünstige Lage und rund 1.000 Parkplätze in der näheren Umgebung. Vorteile erhofft sich Rolf Schäfer auch durch die neue Jugendherberge sowie die Wandertouristen in der Südwestpfalz.
Derzeit ist der Pirmasenser auf der Suche nach potenziellen Mietern und ist nach eigener Aussage überall auf Begeisterung über das neue Vorhaben gestoßen: „Alle zeigten sich angetan von der Schuhstadt. 40 Prozent der Fläche ist bislang schon vergeben“. Zwischen 12 und 15 Euro beträgt der Preis pro Quadratmeter, dazu kommt der Marketingbeitrag. Denn die Werbestrategie soll in professionelle Hände gelegt werden. Schäfer zeigt sich nicht abgeneigt, den Posten des Managers zu übernehmen. Zu den neuen Mietern wollte er keine konkreten Angaben machen. Fest steht aber, dass es sich um regionale Schuhhändler sowie einheimische Produzenten handelt. In dieser Branche spiele, im Gegensatz zur Textilwirtschaft, der Internethandel eine untergeordnete Rolle. „Schuhkauf ist nach wie vor eine Sache des Anprobierens“ erklärt der Betriebswirt, der vor allem auf die starke Position der Frauen in den Familien setzt.
Die Finanzierung des Großprojektes mit einem Kostenrahmen von rund 12 Millionen Euro ist gesichert, denn „es gibt viele Pirmasenser, die investieren wollen“. Konkret werde es nach der Zustimmung durch den Stadtrat. Dann werde sich eine Gesellschaft gründen, die sich sowohl um die Vorfinanzierung, als auch um die Vermietung kümmert. Für den Abriss der alten Gebäude auf ihren Grundstücken ist die Stadt zuständig. Schäfer schätzt, dass dabei ein Betrag von rund einer Million Euro an Kosten zusammen kommt. Erst wenn Schutt und möglichen Altlasten beseitigt sind, werde man die benötigten Grundstücke zu den aktuellen Bodenrichtwerten der Stadt abkaufen, betont der engagierte Pirmasenser, dem seine Heimat am Herzen liegt. Danach werde man zügig mit den Bauarbeiten beginnen, um die Zielvorgabe 2020 einzuhalten. ak
Autor:Andrea Kling aus Pirmasens |
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