Pirmasenser Hochschule empfängt Gäste aus Kiew
Ukrainische Delegation zu Gast in Pirmasens

Prof. Dr. Alexander Lavrov (Koordinator des Besuchs), Yulia Kharchenko, Prof. Dr. Hanna Shchutska, Prof. Dr. Ralph Wiegland und Anna Sokol (von links)  | Foto: Frank Schäfer
  • Prof. Dr. Alexander Lavrov (Koordinator des Besuchs), Yulia Kharchenko, Prof. Dr. Hanna Shchutska, Prof. Dr. Ralph Wiegland und Anna Sokol (von links)
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Von Frank Schäfer

Pirmasens. Eine Delegation des „Kyiv Professional College of Applied Sciences“, mit dem die Pirmasenser Hochschule seit 2009 eine Kooperation unterhält, war in der vergangenen Woche zu Gast in Pirmasens.
Zusammen mit ihren Kolleginnen Yulia Kharchenko (Leiterin der Fakultät Mode-Business-Technologien) und Anna Sokol (Dekanin der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften) informierte sich die Kiewer Hochschuldirektorin Prof. Dr. Hanna Shchutska über die Themen Schuhproduktion, Textil- und Lederverarbeitung sowie den Fachbereich Logistik am Pirmasenser Standort. Neben dem Austausch über Lernprozesse ging es bei dem Besuch auch um die Frage, wie die Zusammenarbeit der beiden Hochschulen weiterentwickelt werden kann.
„Geplant war der Besuch schon seit längerer Zeit. Vor einigen Jahren waren bereits zwei ukrainische Studentinnen in Pirmasens“, berichtet Hanna Shchutska.
Die ukrainischen Besucherinnen berichten, wie der Krieg innerhalb kürzester Zeit den Alltag und auch den Lehrbetrieb der Hochschule in ihrem Heimatland von Grund auf änderte. Mit Beginn des Krieges musste entschieden werden, wie der Lehrbetrieb weitergehen kann. Vorlesungen, Seminare und Projektarbeiten finden seitdem in Online-Form statt. „Die Aufrechterhaltung des Lehrbetriebs an Schulen und Hochschulen hat hohe Priorität in der Ukraine“, betont die Hochschuldirektorin. Viele der ukrainischen Hochschullehrer und Studenten sind an der Front. Keiner weiß: Wann kommen sie zurück? Wie kommen sie zurück? Andere haben das Land verlassen und nehmen aus dem Ausland auf digitalem Weg am Unterricht teil.
„Es klingt widersprüchlich, aber der Krieg hat auch einiges möglich gemacht. Durch die neue Situation an unserer Hochschule und den digitalen Unterricht ist jetzt mehr Zeit für den europäischen Austausch“, erklärt Hanna Shchutska.
Zu der Kiewer Hochschule gehören Näh-, Schuh- und Stickereiwerkstätten. Mit Kriegsbeginn wurden diese Hochschuleinrichtungen zu Produktionsstätten umfunktioniert, in denen jetzt Tarnkleidung, Westen und Gürtel für das ukrainische Militär hergestellt werden.
„Auch wenn uns die Corona-Pandemie vor große Herausforderungen stellte, was den Lehrbetrieb angeht, so sehen wir doch, dass wir uns hier in Deutschland auf einer 'Insel der Glückseligen' befinden im Vergleich zu der Situation in der Ukraine“, betonte Prof. Dr. Ralph Wiegland, Dekan der Hochschule in Pirmasens.
„Wir wollen unsere Zusammenarbeit in Zukunft auf noch stabilere Füße stellen“, so Wiegland. Den Studenten soll zukünftig ein Austausch ermöglicht werden. An der Kiewer Hochschule soll außerdem ein neuer Fachbereich Logistik entstehen. „Unser Ziel ist es, die ukrainischen Hochschulen auf das Niveau der westeuropäischen Hochschulen zu bringen“, erklärt Hanna Shchutska.
Rund 800 Studierende sind an der inklusiven Hochschule im Zentrum Kiews eingeschrieben. Etwa zehn Prozent von ihnen haben eine Hörbeeinträchtigung. Männer zwischen 18 und 60 Jahren dürfen zurzeit nicht aus der Ukraine ausreisen. Das gilt allerdings nicht für Studenten mit Beeinträchtigungen.
Hanna Shchutska berichtet von einem ihrer Studenten, der aufgrund seiner Hörbeeinträchtigung das Land verlassen durfte und jetzt, im Alter von 19 Jahren, in Deutschland lebt, hier einen Job gefunden hat und in einem Schuhmacherbetrieb arbeitet.
„Wir unterhalten gute Beziehungen zu Ländern wie den USA, Deutschland, Schweden, Ecuador und Polen, die uns in unserer Arbeit unterstützen. Dafür sind wir sehr dankbar“, betonte die Hochschuldirektorin.
Der Besuch sowie künftige Austausche werden über ein Programm des akademischen Austauschdienstes DAAD finanziert. „Anders wäre das gar nicht möglich“, erklärt Ralph Wiegland.
Neben Führungen durch die Pirmasenser Hochschule standen auch eine Führung durch das International Shoe Competence Center (ISC) auf dem Programm des dreitätigen Besuchs sowie eine Führung durch das Prüf- und Forschungsinstitut PFI, wo es um Fragen der Zertifizierung ging. Darüber hinaus hat die ukrainische Delegation auch die Schuhmeile und das Schuhmuseum in Hauenstein besucht sowie die Hauensteiner Schuhfabrik Josef Seibel.

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Autor:

Frank Schäfer aus Wochenblatt Pirmasens

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