Pirmasens rüstet sich gegen Starkregen
Vorsorge für den Ernstfall
Von Frank Schäfer
Pirmasens. Wo können bei einem starken Unwetter Katastrophen drohen? Dieser Frage sind im vergangenen Jahr Experten nachgegangen und haben dazu in allen Pirmasenser Vororten nach Schwachstellen gesucht.
Die Experten hatten eine Vielzahl kleinerer Maßnahmen aufgelistet, die im Fall eines Starkregenereignisses für Entlastung sorgen könnten. „Diese Maßnahmen sind größtenteils abgearbeitet“, berichtet Markus Eyrisch, Sachgebietsleiter der Stadtentwässerung. Gräben wurden freigestellt, Fahrbahnbankette abgezogen und Querschläge an Wegen erneuert. „Mit Anwohnern, deren Garagen tiefer als die Straße liegen oder deren Häuser ungeschützte Lichtschächte haben, wurden zahlreiche Gespräche geführt“, berichtet Eyrisch.
Bei Gersbach wurde jetzt eine schon länger angelegte Mulde wieder ausgebaggert und reaktiviert. Die Mulde war in den vergangenen Jahren versandet und zugewachsen. „Rund 80 Kubikmeter Wasser kann die Mulde von den umliegenden Feldern aufnehmen und langsam in Richtung Tal abgeben“, erklärt Marcus Joyce, Abteilungsleiter beim WSP Wirtschafts- und Servicebetrieb.
„Die Mulde bei Gersbach ist nicht die einzige, die reaktiviert wurde“, berichtet Bürgermeister Michael Maas. „Es gibt noch eine weitere bei Winzeln sowie noch sehr alte Betonbauwerke, die zugewuchert sind und regelmäßig von Sand gereinigt werden. Auch sie können bei starkem Regen große Wassermengen aufnehmen“, so Maas.
„Sorgenkind der Verwaltung in Sachen Starkregen bleibt aber Niedersimten, der einzige Vorort im Tal. Im Ernstfall könnte der Mutterbach zu einer tödlichen Gefahr für die Anwohner werden“, gibt der Bürgermeister zu bedenken. Aus diesem Grund soll jetzt eine Pegelmessanlage installiert werden, die bei schnell steigendem Pegel Alarm schlägt. Dann könnte der Katastrophenschutz den Ort evakuieren. Die Bürger sollen im Ernstfall außerdem über eine Smartphone-App alarmiert werden.
Bürger müssen auch selbst aktiv werden
„Allerdings müssen die Niedersimter auch selbst aktiv werden. Früher gab es direkt in Bachnähe aufgeschichtetes Brennholz. Es ist gut, dass diese Holzstapel mittlerweile größtenteils verschwunden sind. Denn mitgeschwemmte Holzstücke können sich an einer Brücke verfangen, das Wasser stauen und zur Überflutung des halben Tals beitragen“, erklärt Michael Maas. „In Niedersimten findet man allerdings immer noch viele, kleine private Brücken. Auch diese müssten verschwinden. Denkbar wären an diesen Stellen mobile Brücken, die nur bei Bedarf ausgeklappt werden“, so der Bürgermeister.
„Auch die Landwirte, die Felder rund um die Stadt bewirtschaften, können über die Art der Bestellung ihrer Äcker viel für die Starkregenvorsorge tun. Sie sind schon allein aus wirtschaftlichen Gründen daran interessiert, das Wasser schnell aus den Feldern zu leiten, da die Landmaschinen auf dem matschigen Acker nicht vorankommen“, erklärt Maas. „Wir sind dazu in Gesprächen mit den Landwirten, aber ein Umdenken braucht Zeit.“
Digitale Steuerung vieler Lebensbereiche
Die Stadtverwaltung arbeitet mit dem Pirmasenser Markus Kraft und dessen Firma Computational Modelling Pirmasens GmbH (CMPG) zusammen. Angestrebt wird dabei die digitale Steuerung vieler Lebensbereiche in der Stadt – von der Starkregenvorsorge über das Abwasser bis hin zur Fernwärme. Durch Vernetzung und der Erhebung von Daten werden der Stadtspitze langfristig Entscheidungshilfen an die Hand gegeben und Prozesse in der Verwaltung vereinfacht. „Die Starkregenvorsorge ist ein Paradebeispiel für die Anwendung solcher digitaler Prozesse“, so Michael Maas.
Kontakt:
Bürger, die eine Beratung für eine private Hochwasservorsorge wünschen, können sich ans Bauamt wenden unter der Telefonnummer 06331 842463.
Autor:Frank Schäfer aus Wochenblatt Pirmasens |
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